BattleTech 59: Stuerme des Schicksals
wir uns.«
Die Türen glitten zu und Schakow blieb allein und konfus zurück. Nach dieser kurzen Begegnung hatte er auf dem Weg den beigefarbenen Korridor hinab viel zu bedenken. Blakes Wort hatte Kontakt mit ihm aufgenommen und eine wichtige militärische Information weitergegeben, ohne eine Gegenleistung zu verlangen.
Die Wege der Blakisten schienen unergründlich.
* * *
Als er das Zimmer fand, das er suchte, geriet Schakow mitten in eine Auseinandersetzung. Ein Mann in einem Krankenkittel, in dessen Arm eine Infusionsnadel steckte, schlug wütend eine Schranktür zu. »Kleider!«, brüllte er den Arzt an. Die dunkelbraunen Augen zuckten kurz zu Schakow hinüber und wieder zurück.
Der Arzt hatte sich hinter einer der Schwestern geduckt, einer breiten Frau, die den Eindruck machte, sich durchsetzen zu können. Auf den ersten Blick schätzte Schakow, dass sie einen akzeptablen Spieß abgegeben hätte. Aus dieser sicheren Position hielt der Mann sein Klemmbrett wie ein Schild. »Wie ich Ihnen bereits mitteilte, General, hat ein Corporal Ihres Regiments Ihre Uniform abgeholt. Er wird sie rechtzeitig zu Ihrer Entlassung heute Nachmittag gewaschen und gebügelt zurückbringen.«
»Ich entlasse mich selbst, Doktor, und zwar jetzt.« Das war vermutlich Lieutenant General Jonathan Sanchez, der Mann, dessentwegen Schakow hier war.
»Das kann ich noch nicht zulassen, Sir. Bei Ihrer Einlieferung befanden Sie sich auf Grund von Flüssigkeitsverlust und Unterernährung im Delirium. Zwölf Stunden Beobachtung sind absolut angebracht.«
Schakow musste dem Arzt zugestehen, dass der Patient ganz und gar nicht gesund aussah. Sein Gesicht schien zwar vor Wut gerötet, unter dieser - falsche Vitalität vortäuschenden - Farbe wirkten die dunklen Augen aber müde, und schon die leichte Anstrengung hatte ihm den Schweiß auf die Stirn getrieben. Die bloßen Arme und der Hals machten einen grauen Eindruck, wie eine Fortsetzung des unansehnlichen Kittels.
»Elf Stunden zu lang«, bellte Sanchez. Obwohl er nicht größer war als der Arzt, wirkte er durch seine rabiate Ausstrahlung erheblich bulliger. »Ich werde nicht hier an einer Flasche herumliegen, solange da draußen noch Soldaten meiner Einheit auf Entsatz warten.« Er packte den Infusionsschlauch, der von seinem Handgelenk herabhing, und wollte ihn offensichtlich losreißen.
Die Schwester hielt ihn mit eisernem Griff auf. Schakow erwartete einen harten Befehlston, der durch Mark und Bein ging, als sie den Mund öffnete. Stattdessen war ihre Stimme leise und von einer sanften Wärme, deren Perfektion Jahre gekostet haben musste. »Lieutenant General Sanchez, das ist meine Arbeit, die Sie da ruinieren wollen. Wir respektieren Ihre Arbeit, Sir. Bitte erweisen Sie uns dasselbe Entgegenkommen.«
Schakow nutzte die Gelegenheit, die Sanchez' Zögern bot, um sich einzumischen. »General Sanchez, schön, Sie auf den Beinen zu sehen. Als wir hörten, dass man Sie ins Hospital einliefern musste, haben wir das Schlimmste befürchtet.«
Schakows weiße Montur kennzeichnete ihn als ComGuardist, aber der Lieutenant General las von seinen Insignien blitzschnell noch mehr ab. »Siebte Armee. Epsilon. Demipräzentor. Sie sind ein Krieger der 244. Division.« Eine respektvolle Pause. »Sie haben die Belagerung von Koltscha gebrochen.«
»Präzentor Irelon hat diese Operation geleitet, General, aber ich war dabei. Demipräzentor Rudolf Schakow.« Er verbeugte sich leicht »Wir haben versucht, Sie aus den Herosomas zu holen, aber die Leichte Deneb-Kavallerie hatte Sie zu tief ins Innere des Gebirges getrieben.«
Bei der Erinnerung verzog Sanchez das Gesicht. »Wir waren gezwungen, unsere eigenen Panzereinheiten zu sabotieren und für die Kavallerie zurückzulassen. Meine Infanterie ist kreuz und quer über das Gebirge verstreut. Haben Sie jemals versucht, mitten im Winter eine Kompanie Mechs durch steiles Hochgebirge zu fahren, Demipräzentor? Ich rate davon ab.« Dann, beinahe nachträglich: »Wer hat mir eigentlich das Fell gerettet?«
»Die 6. Crucis-Lanciers. Ihr Kommandeur, Albert Jehlik, hat mit einer Verbundtruppeneinheit den Kavelleriekordon aufgebrochen.«
»Ich schulde ihm einen Drink, wenn das hier vorbei ist. Und Ihnen auch, falls Sie mir helfen können, ein paar Klamotten zu finden.«
»Schwester Anson«, las Schakow von ihrem Namensschild, während der Arzt versuchte, sich seitwärts davonzuschleichen. »Wenn Sie dem General die Infusion abnehmen und etwas zum Anziehen
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