BattleTech 60: Operation Risiko
Victor würde den Gedanken als unmöglich abtun. Beinahe hoffte er darauf.
Lieutenant General Jerrard Cranston ergriff als Erster das Wort. »General Christifori, Ihre Truppen stehen auf Odessa und Cumbres. Um diesen Zeitplan einzuhalten, müssten sie gewaltige Anstrengungen unternehmen.«
»Sie werden ihn einhalten«, antwortete Archer kühl und mit wachsender Sicherheit. »Sie werden ihn einhalten, weil die Allianz ihre Heimat ist, un d sie wissen: Wenn wir die Jadefalken nicht aufhalten, spielt der Ausgang des Bürgerkriegs keine Rolle mehr. Sie werden ihn einhalten, weil wir sonst alles verlieren können.« Die größte Überraschung für ihn war die Reaktion Phelan Keils: Eine leicht hochgezogene Augenbraue und ein ebenso leichtes, zustimmendes Nicken.
Victor beobachtete ihn. »Sie würden auf eigene Verantwortung operieren, General. Ich kann nicht an zwei Fronten gleichzeitig sein.«
»Bei allem Respekt, Hoheit, aber dies ist heute unsere erste direkte Begegnung seit Diana. Ich leiste die beste Arbeit, wenn mir niemand über die Schulter schaut.«
Dan Allard erklärte: »Ich würd e liebend gerne die Kell Hounds an diesem Kampf beteiligen, Hoheit, doch ich vermute, sie werden noch für den Tharkad gebraucht.«
Victor wandte sich an Phelan Kell. »Phelan, was ist mit deinen Wölfen?«
Phelan öffnete die Arme. »Falls das eine Bitte sein soll, unter Major General Christifori zu dienen, so lautet die Antwort nein. Das ist eine Position, die eine grundlegende Beleidigung für das Wesen meines Volkes wäre.« Er warf Archer einen schnellen Blick zu. »Das ist nicht persönlich gemeint.«
Archer nickte. Er verstand die Clanpsyche un d entschied, sie zu benutzen statt sich gegen sie zu wenden. »Und ich würd e niemals von einem Khan der Clans erwarten, unter meinem Befehl zu kämpfen, Hoheit«, stellte er zu Victor gewandt fest, schaute dabei aber Phelan an. »Ich habe auf Twycross un d anderen Welten an Eurer Seite gegen die Jadefalken gekämpft un d wäre im Kampf gegen die Nebelparder auf Diana fast gefallen. Ich weiß, woz u Clanner in der Schlacht fähig sind. Un d wir alle wissen: Die Wölfe sind die härtesten aller Kämpfer.« Seine Worte waren so gewählt, dass sie zugleich Respekt vor Phelan zu m Ausdruck brachten un d seine Erfahrung betonten, ein Punkt, der im Umgang mit Clanführern von Bedeutung war.
»Wir können von Khan Kell nicht erwarten, unter meinem Befehl zu dienen. Aber unter Umständen wird der Wolfskhan mir die Ehre erweisen, meine Bemühungen mit ihm zu koordinieren. Ich kann mir keine Truppen vorstellen, die ich lieber an meiner Seite wüsste, als ihn un d seine fähigen Krieger.«
Phelan betrachtete Archer mit einer Spur von Respekt. »Das ist ein Mann, der unser Wesen versteht. Ich werde an seiner Seite kämpfen. Mögen wir beide auf demselben Schlachtfeld Jadefalkenblut vergießen. Gut gehandelt un d akzeptiert, Major General Christifori.«
Victor nickte. »Ich wüsste niemanden, der für diese Mission besser geeignet wäre, Archer. Ich kann Ihnen vierundzwanzig Stunden geben, Ihren Plan auszuarbeiten, einschließlich einer Aufstellung der Truppen, die Sie unterstellt bekommen möchten.«
Archer nickte. »Ja, Sir«, bestätigte er, und fragte sich zum ersten Mal, welcher Teufel ihn geritten hatte, sich freiwillig zu melden. »Wie ich bereits sagte, es handelt sich um eine Zwei-Phasen-Strategie. Als Erstes müssen wir Planeten zurückerobern, die bereits von den Falken eingenommen wurden - Operation Keule. Die zweite Phase, bei der es darum geht, in ihre Besatzungszone vorzustoßen ..., ich dachte daran, die Operation Risiko zu nennen.«
Phelan Kell lachte. »Ein sehr passender Name.«
* * *
Archer hatte sich zum Arbeiten in die Bibliothek des requirierten Bordells zurückgezogen. Irgendwann hatte jemand das Feuer im Kamin entzündet, das einen gelblich orangen Lichtschein über das gediegene Mobiliar warf. Er formulierte erste Pläne, schrieb die Befehle für seine Regimenter un d traf sich einzeln mit den anderen Generälen. Es war eine anstrengende, aber wichtige Arbeit. Die Jadefalken waren auf dem Marsch, und wenn niemand sie aufhielt, würde n sie die ganze Lyranische Allianz verschlingen.
Kurz vor Mitternacht blickte Archer auf und sah, dass Prinz Victor auf so leisen Sohlen in den Raum getreten war, dass er ihn nicht bemerkt hatte. Jetzt stand der Prinz vor ihm. Er wollte aufstehen, doch Victor winkte ab.
»Entspannen Sie sich, Archer«, sagte er. »Sie haben die letzten
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