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Baudolino - Eco, U: Baudolino

Titel: Baudolino - Eco, U: Baudolino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Leere, die sich in den Zwischenräumen zwischen den Korpuskeln bilde. Und auf Borons Frage, was denn diese Korpuskeln seien, erinnerte ihn Ardzrouni daran, dass man nach der Ansicht einiger altgriechischer Philosophen sowie auch gewisser arabischer Theologen, nämlich der Anhänger des Kalam,also der Mutakallimun, nicht denken darf, die Körper seien feste Substanzen. Das ganze Universum, jedes Ding, das in ihm existiert, auch wir selbst, sind vielmehr zusammengesetzt aus unsichtbaren Korpuskeln, genannt Atome, die sich unablässig bewegen und so das Leben erzeugen. Die Bewegung dieser Korpuskeln ist die Grundbedingung allen Werdens und allen Vergehens. Und zwischen Atom und Atom ist notwendigerweise, eben damit sie sich frei bewegen können, Leere. Ohne die Leere zwischen den Korpuskeln, aus denen jeder Körper besteht, könnte nichts zerschnitten, zerrissen oder gebrochen werden, auch könnte nichts Wasser aufsaugen noch von Kälte oder Hitze durchdrungen werden. Wie können die Nährstoffe sich in unserem Körper verteilen, wenn nicht, indem sie durch die leeren Räume zwischen den Korpuskeln reisen, aus denen unsere Körper bestehen? »Stich eine Nadel in eine prall aufgeblasene Schweineblase«, sagte Ardzrouni, »und die Luft beginnt erst zu entweichen, wenn die Nadel durch ihre Bewegung das Loch vergrößert, das sie gemacht hat. Wie kommt es, dass die Nadel zuerst einen Augenblick in der Blase steckt, die noch ganz voller Luft ist? Weil sie sich in die Leere zwischen den Korpuskeln der Luft einschiebt.«
    »Deine Korpuskeln sind eine Ketzerei, niemand hat sie jemals gesehen, außer deinen arabischen Kallimotemun oder wie die heißen«, antwortete Boron. »Schon während die Nadel eindringt, entweicht ein bisschen Luft, wodurch Platz für die Nadelspitze entsteht.«
    »Dann nimm eine leere Flasche und tauche sie mit dem Hals voran ins Wasser. Das Wasser dringt nicht ein, weil noch Luft in der Flasche ist. Saug die Luft heraus, verschließ die Flasche mit dem Daumen, damit keine andere Luft eindringt, tauche sie ins Wasser, zieh den Daumen weg, und das Wasser dringt ein, wo du eine Leere geschaffen hast.«
    »Das Wasser steigt, weil die Natur so agiert, dass keine Leere entsteht. Die Leere ist widernatürlich, und was wider die Natur ist, kann es nicht in der Natur geben.«
    »Aber während das Wasser steigt, und das tut es ja nicht mit einem Schlag, was ist dann in dem Teil der Flasche, dersich noch nicht wieder gefüllt hat, seit die Luft herausgesogen worden ist?«
    »Wenn man die Luft heraussaugt, beseitigt man nur die kalte Luft, die sich langsam bewegt, aber man lässt einen Teil der warmen Luft, die sich schnell bewegt, in der Flasche. Das Wasser dringt ein und treibt die warme Luft sofort hinaus.«
    »Dann nimm eine Flasche voll Luft und erhitze sie, so dass sie nur warme Luft enthält. Dann tauch sie mit dem Hals voran ins Wasser. Obwohl sie nur warme Luft enthält, dringt kein Wasser ein. Also hat die Wärme der Luft nichts damit zu tun.«
    »Ach ja? Dann nimm die Flasche erneut und mach in ihren Boden, auf der bauchigen Seite, ein Loch. Tauche sie mit der Seite des Loches voran ins Wasser. Das Wasser dringt nicht ein, weil Luft in der Flasche ist. Nun setz die Lippen an den Flaschenhals, der außerhalb des Wassers geblieben ist, und sauge die ganze Luft heraus. Im gleichen Maße, wie du die Luft heraussaugst, steigt das Wasser durch das Loch am Boden herauf. Nun zieh die Flasche aus dem Wasser und halte dabei den Hals verschlossen, so dass die Luft nicht hineinkann. Du wirst sehen, das Wasser bleibt in der Flasche und kommt nicht durch das Loch am Boden heraus, weil die Natur es verabscheuen würde, eine Leere in der Flasche zu lassen.«
    »Das Wasser fließt deshalb nicht heraus, weil es zuerst hochgestiegen ist, und ein Körper kann keine Bewegung machen, die der ersten entgegengesetzt ist, wenn er nicht einen neuen Anstoß erhält. Nun pass auf. Steck eine Nadel in eine pralle Blase, lass die ganze Luft entweichen, pffft, dann verstopfe sofort das Loch, das die Nadel gemacht hat. Jetzt nimm die Blase mit spitzen Fingern an zwei Seiten und zieh sie auseinander, wie wenn du die Haut hier auf deinem Handrücken hochziehst. Du siehst, wie die Blase sich öffnet. Und was ist jetzt in der Blase, nachdem du ihre Wände erweitert hast? Leere!«
    »Wer hat gesagt, dass die Wände der Blase sich voneinander lösen?«
    »Probier's doch.«
    »Nein, ich bin kein Mechanikus, ich bin ein Philosoph, ich ziehe

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