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Baudolino - Eco, U: Baudolino

Titel: Baudolino - Eco, U: Baudolino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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meine Schlüsse durch bloßes Denken. Wenn deine Blase sich tatsächlich erweitert, dann deshalb, weil sie Poren hat, durch die nach dem Entweichen der alten Luft bereits wieder ein wenig neue Luft eingedrungen ist.«
    »Ach ja? Also erst einmal, was sind Poren, wenn nicht kleine Leerräume? Und wie kann die Luft von alleine durch sie eindringen, wenn sie durch keinen Anstoß in Bewegung versetzt worden ist? Und wie kommt es, dass die Blase, wenn du die Luft aus ihr entfernt hast, sich nicht spontan wieder aufbläht? Und wenn es da Poren gibt, warum hat die Blase, als sie prall gefüllt und gut verschlossen war und du sie gedrückt hast, um der Luft in ihr einen Bewegungsanstoß zu geben, ihre Luft nicht durch diese Poren verloren? Einfach deshalb, weil Poren zwar kleine Leerräume sind, aber kleiner als die Korpuskeln der Luft.«
    »Drück noch stärker auf die Blase, und du wirst schon sehen. Oder lass die Blase ein paar Stunden lang prall in der Sonne liegen, und du wirst sehen, wie sie langsam von selber schlaff wird, weil die Wärme die kalte Luft in warme Luft verwandelt, die schneller entweicht.«
    »Jetzt nimm eine Flasche ...«
    »Mit Loch am Boden oder ohne?«
    »Ohne. Tauch sie ganz ins Wasser, schräg geneigt. Du siehst, dass im gleichen Maße, wie das Wasser eindringt, die Luft herauskommt und blubb blubb macht, womit sie ihre Existenz bekundet. Nun zieh die Flasche heraus, leere sie, saug alle Luft heraus, halte die Öffnung mit dem Daumen zu, tauche die Flasche wieder schräg geneigt ins Wasser und zieh den Daumen weg. Das Wasser dringt ein, aber man hört und sieht keinerlei blubb blubb. Weil drinnen die Leere war.«
    An diesem Punkt unterbrach der Poet die beiden Streithähne, um daran zu erinnern, dass Ardzrouni sich nicht ablenken lassen dürfe, denn bei all diesem blubb blubb und diesen Flaschen seien sie alle durstig geworden, ihre Blasen seien inzwischen leer, und so wäre es klüger gewesen, sie hätten sich zu einem Fluss begeben oder sonst irgendwohin, wo es feuchter war als da, wo sie sich gerade befanden.
    Immer wieder hörten sie von Zosimos. Jemand hatte ihn gesehen, jemand hatte von einem Mann mit schwarzem Bart gehört, der sich nach dem Reich des Priesters Johannes erkundigte. Worauf unsere Freunde begierig fragten: »Und was habt ihr ihm gesagt?«, und fast immer antworteten die Leute, sie hätten das gesagt, was dort alle wüssten, nämlich dass der Priester Johannes im Osten wohne, aber dass man Jahre brauche, um dorthin zu gelangen.
    Der Poet schimpfte wütend, in den Handschriften der Bibliothek von Sankt Viktor sei zu lesen, dass die, die in jene Länder gereist sind, nichts anderes taten als immerfort auf prächtige Städte zu stoßen, mit Tempeln, deren Dach mit Smaragden gedeckt war, Palästen mit goldenen Saaldecken, Säulen mit Kapitellen aus Ebenholz, Statuen, die zu leben schienen, goldenen Altären mit sechzig Stufen, Mauern aus purem Saphir, Steinen, die so leuchteten, dass sie die Räume wie Fackeln erhellten, auf Berge aus Kristall, Flüsse aus Diamanten, Gärten mit Bäumen, aus denen balsamische Düfte stiegen, die es den Bewohnern erlaubten, allein vom Einsaugen ihrer Gerüche zu leben, auf Klöster, in denen nur farbenprächtigste Pfauen gezüchtet wurden, deren Fleisch keiner Verwesung unterlag und sich auf Reisen dreißig Tage und länger auch in glühender Sonne frisch hielt, ohne je einen schlechten Geruch anzunehmen, auf herrlich klare Brunnen, deren Wasser schimmerte wie das Licht des Blitzes, so dass, wenn man einen in Salz getrockneten Fisch hineinwarf, er sofort zum Leben erwachte und davonflitzte, ein Zeichen, dass es sich um den Brunnen der ewigen Jugend handelt ... Sie aber hatten bisher nichts als Wüsten, Gestrüpp und Geröllfelder gesehen, bei denen man sich nicht einmal auf die Steine setzen konnte, weil sie so heiß waren, dass sie einem den Hintern verbrannten, die einzigen Städte, auf die sie gestoßen waren, hatten aus elenden Hütten bestanden, bewohnt von abstoßenden Wesen, wie Colandiofonta, wo die Artabanten lebten, Menschen, die auf allen vieren gingen wie die Schafe, oder Iambut, wo sie gehofft hatten, ein wenig Ruhe zu finden, nachdem sie durch sonnenverbrannte Ebenen gezogen waren, und wo die Frauen zwar nicht schön, aberauch nicht allzu hässlich waren, jedoch, wie sich herausstellte, ihren Ehemännern so übertrieben treu, dass sie zur Verteidigung ihrer Keuschheit giftige Vipern in der Vagina trugen – und wenn sie das wenigstens

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