Baudolino - Eco, U: Baudolino
konnten, dass es schien, als habe der Herrgott sie zu nichts anderem erschaffen. Es war schwierig, ungestört durch die Straßen von Pndapetzim zu spazieren, denn immer wenn man am wenigsten darauf gefasst war, fiel einem ein Panothier auf den Kopf, aber alle hatten den Gedanken akzeptiert, dass man sich auf einen Krieg vorbereitete, und niemand beschwerte sich. Am glücklichsten von allen waren die Panothier selbst, sie waren so überrascht und hingerissen von ihrer nie geahnten Fähigkeit, dass sogar die Frauen und Kinder bei dem Unternehmen mitmachen wollten, was der Poet großmütig gestattete.
Aleramo Scaccabarozzi genannt il Ciula bildete die Giganten im Ergreifen und Schütteln der Pferde aus, aber die einzigen am Ort verfügbaren Pferde waren die der Magier, und nach zwei oder drei Versuchen drohten sie, ihre Seele Gott zu befehlen, so dass man auf Esel zurückgreifenmusste. Das erwies sich als besser, denn die Esel schlugen laut protestierend aus, sie waren schwieriger im Genick zu packen als ein galoppierendes Pferd, und so wurden die Giganten bald Meister in dieser Kunst. Allerdings mussten sie auch lernen, tief gebückt durch das Farnkraut zu laufen, so tief, dass sie nicht von den Feinden gesehen wurden, und viele von ihnen beschwerten sich, weil ihnen nach jeder Übung der Rücken weh tat.
Der Boidi trainierte die Pygmäen, denn ein Weißer Hunne ist kein Kranich, und sie mussten lernen, mitten zwischen die Augen zu zielen. Der Poet instruierte persönlich die Nubier, die nichts anderes erwarteten, als im Kampf zu sterben, Solomon suchte nach giftigen Tinkturen und probierte immer wieder, eine Pfeilspitze damit zu tränken, aber einmal gelang es ihm nur, ein Kaninchen für kurze Zeit einzuschläfern, und ein andermal brachte er ein Huhn zum Fliegen. Macht nichts, sagte der Poet, ein Weißer Hunne, der für die Dauer eines Benedicite einschläft oder aufgeregt mit den Armen zu rudern beginnt, ist schon ein toter Hunne, also nicht verzagen.
Der Cuttica bemühte sich, den Blemmyern beizubringen, unter ein Pferd zu schlüpfen und ihm mit einer Steinaxt den Bauch aufzuschlitzen, aber das mit Eseln zu üben, war eine Strafe. Was schließlich die Ponkier anging, die ja zum Kundschafterdienst gehören sollten, so kümmerten sich Boron und Kyot um ihre Ausbildung.
Baudolino berichtete dem Diakon von ihren Bemühungen, und der junge Mann schien wie neugeboren. Er ließ sich mit Erlaubnis der Eunuchen auf den äußeren Umgang des Turms führen und beobachtete von oben die Truppen bei ihren Übungen. Er sagte, er wolle lernen, sich auf ein Pferd zu setzen, um seine Untertanen zu führen, aber gleich darauf erlitt er einen Schwächeanfall, vielleicht wegen der allzu großen Erregung, und die Eunuchen brachten ihn zurück in den Thronsaal, wo er erneut in tiefe Trübsal versank.
In jenen Tagen war es, dass Baudolino sich ein bisschen aus Neugier, ein bisschen aus Langeweile fragte, woeigentlich die Satyrn-die-man-nie-sah leben mochten. Er fragte alle danach, einmal sogar einen der Ponkier, deren Sprache ihm nie zu entschlüsseln gelungen war. Der Befragte antwortete: »Prug frest frinss sorgdmand strochdt drhds pag brlelang gravot chavygny rusth pkalhdrcg« , und das war nicht viel. Sogar Gavagai blieb im vagen. »Dort oben«, sagte er und deutete auf eine bläuliche Hügelkette im Westen, hinter der sich in der Ferne die Berge abzeichneten, aber dorthin sei er nie gegangen, weil die Satyrn keine Eindringlinge mochten. »Was denken die Satyrn?« fragte Baudolino, und Gavagai antwortete, sie dächten noch schlechter als alle anderen, denn sie seien der Meinung, es habe niemals eine Ursünde gegeben. Die Menschen seien nicht erst infolge dieser Sünde sterblich geworden, sie wären es auch dann, wenn Adam nie von dem Apfel gegessen hätte. Daher sei auch keine Erlösung notwendig, jeder könne durch seinen eigenen guten Willen zum Heil gelangen. Die ganze Geschichte mit Jesus habe nur dazu gedient, ein gutes Beispiel für tugendhaftes Leben zu geben, nichts anderes. »Fast wie Häretiker von Mahumeth, die sage, Jesus bloß Prophet gewesen.«
Auf die Frage, warum denn nie jemand zu den Satyrn gehe, antwortete Gavagai, am Fuße jener Hügel sei ein Wald mit einem See, und es sei allen verboten, ihn zu betreten, denn dort lebe eine Rasse übler heidnischer Frauen. Die Eunuchen sagten, ein guter Christ gehe da nicht hin, denn er könne in einen bösen Zauber geraten, und so gehe da eben niemand hin. Aber mit
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