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Baudolino - Eco, U: Baudolino

Titel: Baudolino - Eco, U: Baudolino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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oder zweimal eine Erektion hatte und das Vergnügen des Samenergusses erlebte. Und damit nicht genug, versuchte ich ihm begreiflich zu machen, wie reich das Universum an betörenden Düften ist, und da ich keine Duftstoffe bei mir trug, versuchte ich mich an die Namen sowohl derer zu erinnern, die ich kennengelernt hatte, als auch an die, die ich nur dem Namen nach kannte, in der Annahme, dass diese Namen ihn betäubten wie die Gerüche, und so nannte ich ihm den Moschus, den Balsam, den Weihrauch, die Narde, den Bocksdorn, die Röhrenkassie, den Sandarak, das Sandelholz, den Safran, den Ingwer, den Kardamom, das Zinnamom, den Lorbeer, den Majoran, den Koriander, den Dill, den Estragon, den Nelkenpfeffer, den Sesam, den Mohn, die Muskatnuss, das Zitronellgras, die Kurkuma und den Kümmel. Der Diakon hörte mir voller Entzücken zu, schlug sich die Hände vors Gesicht, als ob seine arme Nase all diese Gerüche gar nicht ertragen könnte, fragte schluchzend, was diese vermaledeiten Eunuchen ihm bisher zu essen gegeben hätten unter dem Vorwand, er sei krank, immer nur Ziegenmilch und in burq getunktes Brot, von dem sie behaupteten, es sei gut für die Lepra, und so habe er seine Tage benebelt verbracht, fast immer schlafend und tagaus, tagein mit demselben Geschmack im Munde.«
    »Du hast seinen Tod beschleunigt, indem du ihn zur Raserei und zur äußersten Aufreizung aller Sinne gebracht hast. Und zugleich hast du deine Lust am Fabulieren befriedigt, du warst stolz auf deine Erfindungen.«
    »Vielleicht, aber für das bisschen, was er noch zu leben hatte, habe ich ihn glücklich gemacht. Und außerdem, ich habe dir von unseren Gesprächen erzählt, als hätten sie alle an einem Tag stattgefunden, aber inzwischen hatte sich auch in mir eine neue Flamme entzündet, und ich lebte in einem ständigen Hochgefühl, das ich auf ihn zu übertragen suchte, indem ich ihm in verkleideter Form einen Teil meines Glücks weitergab. Ich war Hypatia begegnet.«

 
    32. Kapitel
    Baudolino sieht eine Dame mit Einhorn
     
    »Vorher war da noch die Geschichte mit der Armee der Monster, Kyrios Niketas. Die Angst vor den Weißen Hunnen wuchs und wurde immer bedrückender, denn ein Skiapode, der bis zu den äußersten Grenzen der Provinz gelangt war (diese Wesen liefen manchmal riesige Strecken, als ob ihr Wille von ihrem unermüdlichen Fuß beherrscht wurde), erzählte bei der Rückkehr, er habe sie gesehen: Gelbgesichter mit lang herunterhängenden Schnauzbärten, klein von Statur, auf ebenfalls kleinen, aber sehr schnellen Pferden, mit denen sie zu einem einzigen Körper zusammengewachsen schienen. Sie zögen in Horden durch Wüsten und Steppen und hätten außer ihren Waffen nichts anderes bei sich als eine lederne Flasche für die Milch und einen kleinen Tontopf, in dem sie kochten, was sie unterwegs fanden, aber sie könnten tagelang reiten, ohne etwas zu essen noch zu trinken. Sie hätten die Karawane eines Kalifen angegriffen, die gerade ihr Lager aufschlug, mit Sklaven, Odalisken, Kamelen und prächtigen Zelten. Die Krieger des Kalifen seien den Hunnen entgegengeritten, sie seien schön und schrecklich anzusehen gewesen, riesige Männer, die auf ihren Kamelen dahinpreschten, bewaffnet mit schreckenerregenden Krummsäbeln. Vor diesem Ansturm seien die Hunnen scheinbar zurückgewichen, um die Verfolger hinter sich herzuziehen, dann hätten sie plötzlich kehrtgemacht, seien im Kreis um die Feinde herumgeritten und hätten sie wild schreiend niedergemetzelt. Anschließend hätten sie das Lager überfallen und allen Überlebenden die Kehlen durchgeschnitten, Frauen, Sklaven, wirklich allen, auch den kleinen Kindern, nur einen einzigen Zeugen des Gemetzels hätten sie amLeben gelassen. Dann hätten sie die Zelte angesteckt und seien weitergeritten, ohne sich mit Plündern aufzuhalten, woran man sehen könne, dass sie nicht aus Habgier zerstörten, sondern um ihren Ruf zu verbreiten, dass wo sie durchgezogen seien, kein Gras mehr wachse, damit ihre Opfer beim nächsten Mal schon vor Angst wie gelähmt waren. Vielleicht sprach der Skiapode ein bisschen unter dem Einfluss des burq , an dem er sich erquickt hatte, aber wer konnte überprüfen, ob er erzählte, was er wirklich gesehen hatte, oder ob er das Blaue vom Himmel herunter log? Die Angst ging um in Pndapetzim, man spürte sie in der Luft, man hörte sie an dem Raunen und Wispern, mit dem die Leute einander das Neueste von Mund zu Mund weitergaben, als könnten die Invasoren sie

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