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Baudolino - Eco, U: Baudolino

Titel: Baudolino - Eco, U: Baudolino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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verwandelt.«

 
    33. Kapitel
    Baudolino begegnet Hypatia
     
    Der Zauber war jedoch bald vorbei. Mit dem Instinkt einer Kreatur des Waldes hatte sie Baudolinos Anwesenheit bemerkt und sich zu ihm umgedreht. In ihrem Blick lag keine Spur von Erschrecken, nur Staunen.
    »Wer bist du?« fragte sie auf Griechisch. Da er nicht antwortete, ging sie beherzt auf ihn zu und musterte ihn aus der Nähe, ohne Scheu und ohne Arg, und auch ihre Augen waren wie ihre Haare von wechselnder Farbe. Das Einhorn stellte sich neben sie und senkte den Kopf, als wollte es seine prächtige Waffe schützend vor seine Herrin halten.
    »Du bist nicht aus Pndapetzim«, sagte sie. »Du bist weder ein Eunuche noch ein Monster, du bist ... ein Mensch!« Offenbar erkannte sie einen Menschen so, wie er das Einhorn erkannt hatte: als etwas, von dem sie oft hatte reden hören, ohne es je gesehen zu haben. »Du bist schön, ein Mensch ist etwas Schönes, darf ich dich anfassen?« Sie streckte die Hand aus, strich ihm mit zarten Fingern über den Bart und berührte die Narbe an seiner Wange, wie damals die Kaiserin Beatrix. »War das eine Verletzung, bist du einer von jenen Menschen, die Krieg führen? Was ist das, was du da am Gürtel hast?«
    »Ein Schwert«, antwortete Baudolino, »aber ich benutze es nur zur Verteidigung gegen wilde Tiere, ich bin keiner, der Krieg führt. Mein Name ist Baudolino, ich komme aus den Ländern der sinkenden Sonne, von dort hinten«, er deutete vage nach Westen und merkte, dass seine Hand zitterte. »Und wer bist du?«
    »Ich bin eine Hypatia«, sagte sie, belustigt, eine so naive Frage zu hören, und lachte, wodurch sie noch schönerwurde. Dann, als ihr einfiel, dass sie mit einem Fremden sprach, erklärte sie: »In diesem Wald, hinter diesen Bäumen, leben nur wir Hypatien. Hast du keine Angst vor mir, wie die in Pndapetzim?« Diesmal war es an Baudolino zu lächeln: Sie fürchtete, dass er Angst vor ihr habe! »Kommst du oft hierher?« fragte er. »Nicht immer«, antwortete sie. »Die Große Mutter will nicht, dass wir allein aus dem Wald gehen. Aber der See ist so schön, und Akazio beschützt mich«, dabei deutete sie auf das Einhorn. Dann fügte sie mit einem besorgten Blick hinzu: »Es ist spät. Ich darf nicht so lange fortbleiben. Ich dürfte auch nicht den Leuten aus Pndapetzim begegnen, wenn sie sich hierher trauten. Aber du bist keiner von ihnen, du bist ein Mensch, und niemand hat mir verboten, mit Menschen zu reden.«
    »Ich komme morgen wieder«, sagte Baudolino, »aber wenn die Sonne hoch am Himmel steht. Wirst du da sein?«
    »Ich weiß nicht«, sagte die Hypatia verwirrt, »vielleicht«, und verschwand lautlos zwischen den Bäumen.
     
    In jener Nacht schlief Baudolino nicht, er hatte schon so viel geträumt – sagte er sich –, dass es genügte, sich sein ganzes Leben lang an diesen einen Traum zu erinnern. Aber am nächsten Tag, als die Sonne hoch am Himmel stand, nahm er sein Pferd und ritt wieder zu dem See.
    Er wartete bis zum Abend, ohne jemanden zu sehen. Enttäuscht kehrte er nach Hause zurück, und an der Stadtgrenze traf er auf eine Gruppe Skiapoden, die mit dem Blasrohr übten. Unter ihnen war Gavagai, der zu ihm sagte: »Du schau!« Er hob das Rohr hoch, schoss einen Pfeil ab und traf einen Vogel, der nicht weit von ihnen zu Boden stürzte. »Ich großer Krieger«, sagte Gavagai, »wenn Weißer Hunne kommen, ich ihn durchbohren!« Baudolino lobte ihn und ging nach Hause, um sich sofort schlafen zu legen. In jener Nacht träumte er von der Begegnung am Vortag, und am Morgen sagte er sich, dass ein Traum allein nicht für das ganze Leben genügte.
     
    Er ritt erneut zu dem See, setzte sich ans Wasser und lauschte dem Gesang der Vögel, die den Morgen begrüßten, danach dem Zirpen der Zikaden in der Stunde, wenn der Mittagsdämon umgeht. Aber es war nicht heiß, die Bäume verbreiteten eine angenehme Kühle, und es machte ihm nichts aus, noch weitere Stunden zu warten. Endlich erschien sie.
    Sie setzte sich zu ihm und sagte, sie sei gekommen, um mehr von den Menschen zu hören. Baudolino wusste nicht, wo er anfangen sollte, und begann mit der Gegend, in der er geboren war, dann beschrieb er die Geschehnisse am Hofe Friedrichs, erklärte, was Reiche waren, wie man mit Falken zur Jagd ging, was eine Stadt war und wie man sie baute, er erzählte dieselben Dinge, die er dem Diakon erzählt hatte, allerdings unter Weglassung aller schlimmen und schlüpfrigen Geschichten, und während er

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