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Baudolino - Eco, U: Baudolino

Titel: Baudolino - Eco, U: Baudolino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Gesprächspartner, würdigte die Gewähltheit seiner Ausdrücke, seine zurückhaltende Rhetorik in einem fast literarischen Griechisch, und fragte sich, was für einen Menschen er da vor sich hatte, der imstande war, die Sprache der Bauern zu sprechen, wenn er von Dörflern redete, und die der Könige, wenn es um Herrscher ging. Ob er wohl eine Seele hat, fragte er sich, dieser Mensch, der seine Erzählung so zu formen weiß, dass sie verschiedene Seelen ausdrücken kann? Und wenn er verschiedene Seelen hat, durch den Mund welcher von ihnen wird er mir, wenn er spricht, jemals die Wahrheit sagen?

 
    5. Kapitel
    Baudolino gibt Friedrich weise Ratschläge
     
    Am nächsten Morgen lag die Stadt fast vollständig unter einer dichten Rauchwolke. Niketas hatte ein wenig Obst gekostet, war unruhig im Turmzimmer umhergegangen und hatte dann Baudolino gebeten, einen der Genueser nach einem gewissen Architas zu schicken, der ihm das Gesicht pflegen sollte.
    Seh sich einer das an, dachte Baudolino, hier geht die Stadt in Flammen auf, die Leute werden auf der Straße niedergemetzelt, vor zwei Tagen musste dieser Mann noch fürchten, seine ganze Familie zu verlieren, und jetzt will er, dass ihm jemand eine Gesichtspflege macht. Wie verwöhnt die Männer des Hofes in dieser verdorbenen Stadt doch sind – Friedrich hätte so einen längst hochkant aus dem Fenster geworfen.
    Nach einer Weile kam der erwähnte Architas mit einem Korb voll silberner Instrumente und kleiner Gefäße mit den überraschendsten Parfüms. Er war ein Künstler, der einem zuerst das Gesicht zur Entspannung in warme Tücher hüllte, dann daranging, es mit schmutzlösenden Cremes zu bestreichen, es zu reinigen und zu glätten, jede Unreinheit zu beseitigen und schließlich die Runzeln mit Schminke zu füllen, die Augen mit einem leichten Lidschatten zu versehen, die Lippen ein wenig zu röten, die Härchen in den Ohren zu schneiden, um nicht von dem zu reden, was er mit dem Bart- und Haupthaar machte. Niketas ließ alles mit geschlossenen Augen über sich ergehen, umschmeichelt von wissenden Händen, gewiegt von der Stimme Baudolinos, der fortfuhr, seine Geschichte zu erzählen. Es war eher Baudolino, der sich von Zeit zu Zeit unterbrach, um zu fragen, was dieser Meister der Schönheitda gerade tat, zum Beispiel als er aus einem seiner Gefäße eine Eidechse holte, ihr den Kopf und den Schwanz abschnitt, sie so gründlich zerkleinerte, dass er sie gleichsam zerstieß, und die so entstandene Paste dann in einem Tiegel mit Öl erhitzte. Was für eine Frage, das war der Sud, mit dem die wenigen Haare, die Niketas noch auf dem Kopf trug, genährt, seidig gemacht und parfümiert wurden. Und diese Fläschchen? Nun, das waren Essenzen aus Muskatnuss oder aus Kardamom, oder Rosenwasser, jede zur Pflege eines bestimmten Gesichtsteils; dieser Honigseim diente zur Stärkung der Lippen und dieser andere, dessen Geheimnis nicht enthüllt werden durfte, zur Straffung des Zahnfleischs.
    Am Ende war Niketas eine rundum strahlende Pracht, wie es sich gehörte für einen Richter des Velums und Logotheten der Sekreta, und wie neugeboren glänzte er gerade an jenem fahlen Morgen vor dem düsteren Hintergrund des rauchenden Konstantinopel. Und Baudolino verspürte eine gewisse Hemmung, ihm von seinem Leben als Heranwachsender in einem kalten, unwirtlichen Kloster der Lateiner zu erzählen, wo Ottos prekäre Gesundheit ihn zwang, gekochtes Gemüse, Kohlsuppen und gelegentlich eine Hühnerbrühe mit ihm zu teilen.
     
    In jenem Jahr hatte Baudolino nur wenig Zeit am Hofe verbringen dürfen (wo er, wenn er sich dort befand, immer zugleich voller Angst und voller Hoffnung war, Beatrix zu begegnen). Friedrich musste zuerst Angelegenheiten mit den Polen regeln ( Polanos de Polunia , schrieb Bischof Otto, gens quasi barbara ad pugnandum promptissima ), für März hatte er einen erneuten Reichstag in Worms anberaumt, um einen weiteren Zug nach Italien vorzubereiten, wo Mailand mit seinen Satelliten immer aufmüpfiger wurde, dann für September einen Reichstag in Würzburg und für Oktober einen in Besan¢on, kurzum, man konnte meinen, er habe die Hummeln im Leib. Baudolino dagegen war die meiste Zeit in der Abtei von Morimond bei Otto geblieben, hatte seine Studien bei Rahewin fortgesetzt und dem immer mehr kränkelnden Bischof als Schreiber gedient.
    Als sie zu jenem Buch der Chronica kamen, in dem der Presbyter Johannes erwähnt wird, fragte Baudolino, was es bedeute, christianus sed

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