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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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angreifst! Übrigens ist es noch gar nicht ausgemacht, daß der Artikel in der ›Volkszeitung‹ von ihm ist.«
    »Natürlich ist er das. Mir vorzuwerfen, daß ich meine ›Eingesandts‹ selber fabriziere! ›Freilich gehört der Redakteur der „Chronik“ auch zu ihren Lesern.‹«
    »Na, Stuff, ein richtiges ›Eingesandt‹ war es ja schließlich auch nicht. Oder …?«
    »Was geht den Scheißer das an! Außerdem haben wir |293| recht gehabt. Jetzt ist der Boykott da, und das Turnier ist abgesagt. – Herein!«
    Die Tür geht auf zur Expedition, wo mal wieder kein Mensch ist. Dort steht an der Barre ein großer Mann, ein Bauer, Stuff geht zu ihm.
    »Guten Tag. Was wünschen Sie?«
    »Ich bin der Bauer Kehding aus Karolinenhorst. Sind Sie der Mann, der die Zeitung schreibt?«
    »Der bin ich.«
    »Wie heißen Sie denn?«
    »Ich bin Stuff. Hermann Stuff.«
    »Dann sind Sie der Richtige. Ich dachte schon, ich wäre auf die ›Nachrichten‹ gekommen.«
    »Nein, hier sind Sie auf der ›Chronik‹.«
    »Ja, dann bin ich hier recht.«
    Pause.
    Der Bauer hebt seinen Stock und legt ihn auf die Barriere.
    »Das ist der Stock aus dem amtlichen Bericht.«
    »Ja?« fragt Stuff.
    »Sie haben es doch gedruckt, Mann! Das ist der Stock aus dem Bericht, von dem geschrieben steht, er wäre sieben Zentimeter stark und eine gefährliche Waffe.«
    »Und Sie haben ihn wiederbekommen?«
    »Unsinn. Das ist der Bruder von dem Stock. – Wie schwer bin ich?«
    Stuff taxiert: »Zweieinhalb Zentner.«
    »Zwei Zentner sechzig. Und leide an Ischias. Kann ich da mit einem Ladenschwengelstöckchen gehen? Gefährliche Waffe – lächerlich ist so was!«
    »Das ist es.«
    »Sie haben es aber gedruckt.«
    »Ich habe den amtlichen Bericht gebracht. Ich habe aber auch anderes gebracht.«
    »Richtig. Und jetzt sollen Sie wieder etwas bringen. Einen Brief. Ein ›Eingesandt‹ mit meinem vollen Namen. Ich habe es hier aufgeschrieben.«
    |294| Es ist ein Offener Brief an die Stadtverwaltung Altholm mit der achttägig befristeten Forderung, den schuldbeladenen Polizeioberinspektor Frerksen und den schuldbeladenen Bürgermeister Gareis sofort zu entlassen, widrigenfalls die Landwirtschaft zur Selbsthilfe schreiten würde. »Im Namen vieler Landwirte Bauer Kehding-Karolinenhorst.«
    Stuff steht unschlüssig. »Es ist ein bißchen scharf, was?«
    »Verdammt! War es nicht ein bißchen scharf, als die Schupo mir Krüppel den Stock wegriß, daß ich längelang hinschlug?«
    An Stuffs Schulter taucht flüsternd Tredup auf. »Das paßt doch fein. Da kannst du doch dem Gareis und der ›Volkszeitung‹ beweisen, daß deine ›Eingesandts‹ echt sind.«
    »Was ist das für ein Mensch?« fragt Bauer Kehding.
    »Das ist gewissermaßen mein Schreibknecht«, sagt Stuff.
    Der Bauer sieht unter den buschigen Brauen prüfend von einem zum andern. Plötzlich brüllt er: »Gebt mir meinen Wisch wieder, ihr Tintenschmierer. Ihr seid genau solche Arschlöcher wie die andern auch.«
    Stampfend, mit gedonnerten Türen, verläßt er die Expedition.
    Stuff schielt verblüfft durch die Brille.
    »Dem ist der ›Schreibknecht‹ in die falsche Kehle gekommen«, meint Tredup.
    »I wo, der Mann ist gut. Der hat deine Bilder gerochen, Max.«
    »Quatsch, meine Bilder …«
    Durch die Tür kommt Textil-Braun. »Was war denn das eben für ein wütender Kerl?«
    Stuff ist vorsichtig. »Der? Das war so ein Bauer. Hier kommen jetzt mehr Bauern.«
    »Sie haben doch fünf Minuten Zeit für mich, Herr Stuff? Ich habe Ihnen etwas mitzuteilen.«
    »Eigentlich habe ich keine Zeit. Aber für Sie. Kommen Sie rein in die gute Stube. Komm man mit, Tredup, vielleicht fällt ein Inserat ab.«
    Textil-Braun setzt sich würdig und sieht sehr wichtig aus. |295| Er ist ein kleines, wieselhaftes Männchen, augenblicklich von der Wichtigkeit seiner Sendung viel zu durchdrungen, um seinem Freunde Tredup einen Blick zu gönnen.
    »Ich habe Ihnen mitzuteilen, Herr Stuff, daß beschlossen worden ist, die Presse stellt alle Veröffentlichungen in der Bauernsache vorläufig ein.«
    Stuff ist so verblüfft, daß er nur »So« sagt.
    »Ja, die Leute sind so unruhig. Und die Leute müssen erst mal wieder ruhig werden.«
    »Darf ich auch fragen, Herr Braun, wer da eigentlich über meine Zeitung Beschluß gefaßt hat?«
    »Lieber Herr Stuff, wir kennen uns doch nun so lange. Ich bin so ein fleißiger Inserent bei Ihnen. Sie werden doch nun nicht beleidigt sein?«
    »Wissen möchte ich gerne, wer über meine

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