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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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die Demonstration erfolgte, als es dann zu den beklagenswerten Zusammenstößen kam, als wie ein drohender Schatten das Gespenst des Boykotts an der Wand erschien, als er Wirklichkeit wurde, ja, da, meine sehr verehrten Herren, haben wir immer wieder mit leidenschaftlicher Besorgnis gefragt, was will das werden …?
    Wenn Herr Bürgermeister davon gesprochen hat, daß die Presse das Feuer geschürt hätte, so kann er damit nie die ›Nachrichten‹ gemeint haben. Die ›Nachrichten‹ sind parteilos, die ›Nachrichten‹ sind überparteilich, die ›Nachrichten‹ lassen sich nur von den Interessen der Vaterstadt leiten.
    Und da, meine Herren, wenn wir diese Interessen ins Auge fassen, wenn wir leidenschaftslos prüfen, was getan werden muß, da erhebt sich denn doch die Frage …
    Ich sehe hier Herren vom Handwerk, von der Wirtschaft, von der Finanz. Die Geistlichkeit ist vertreten. Viele Herren aus dem Stadtverordnetenkollegium. Der Magistrat.
    Aber, meine Herren, da erhebt sich denn doch die Frage: Wo ist Herr Oberbürgermeister Niederdahl?!?
    Wo ist der Leiter unseres Gemeinwesens in der Stunde der Gefahr? Herr Stadtrat Röstel vertritt ihn, gut. Aber, meine Herren, es gibt Lagen, in denen man sich nicht vertreten lassen kann, wo allein die Hand des Führers das Steuer herumwerfen darf.
    Ich frage Sie, meine Herren, wo ist der Führer?«
    »Herr Hausbesitzer Gropius.«
    »Meine Herren, ich spreche zu Ihnen als Vertreter des privaten Hausbesitzes und zugleich als Vertreter der Reichswirtschaftspartei.
    Meine Herren, wir haben unsere warnende Stimme erhoben, als die Kollegien dem Bau von fünf neuen Bedürfnisanstalten |286| zustimmten. Meine Herren, wir haben gewarnt, als die Zuschläge zu den städtischen Steuern um fünfundsechzig Prozent erhöht wurden. Meine Herren, wir haben immer gesagt: Ausgabensenkung, Steuersenkung. Meine Herren, auch in dieser verantwortungsvollen Stunde sehen Sie uns auf dem Plan: Wir warnen Sie. Nicht weiter auf diesem Weg!
    Meine Herren! Namens des privaten Haus- und Grundbesitzes und namens der Reichswirtschaftspartei erklären wir als verantwortungsbewußte Vertreter der Stadt: Wir werden gegen jede Maßnahme stimmen, die neue Ausgaben verursacht.
    Meine Herren! Sie sind gewarnt!«
    »Herr Parteifunktionär Matthies!«
    Sofort setzt lebhafte Unterhaltung ein.
    »Genossen! Das klassenbewußte Proletariat sieht mit höhnischem Grinsen, wie sich die Herren Sozialdemokraten wieder einmal festgefahren haben. Diese Verräter am Proletariat …«
    »Sprechen Sie zur Sache.«
    »Der ›Genosse‹ Gareis wünscht, daß ich zur Sache spreche. Dabei hat er aber gleich zu Anfang verboten, daß zur Sache gesprochen wird. Genossen, über den Blutdurst der hiesigen Polizei soll ein schämischer Schleier gebunden werden …«
    »Zur Sache! Oder ich entziehe Ihnen das Wort.«
    »Genossen! Was geschehen ist, das hat das Proletariat nicht überrascht. In Zehntausenden Gefängnissen der Bourgeoisie schmachten Hunderttausende von Arbeitern, hereingebracht durch die Sozialdemokratie!«
    »Ich entziehe Ihnen das Wort.«
    »Wenn hundert Arbeiter niedergeschlagen werden, dann sagt der Genosse Severing kein Wort.«
    »Sie dürfen nicht weiterreden. Das Wort ist Ihnen entzogen.«
    »Aber wenn zwei Bauern etwas über ihre Dickköppe kriegen, dann schreit alles Zeter und Mordio.«
    |287| »Soll ich Sie aus dem Saal führen lassen, Matthies?«
    »Wir von der KPD stehen unter Sonderrecht. Wir dürfen nicht einmal hier reden, während die andern reden dürfen, soviel wie sie wollen.«
    »Wenn Sie zur Sache reden, dürfen Sie sprechen.«
    »Ich will zur Sache reden. Genossen! Das klassenbewußte Proletariat lehnt den Novembersozialismus ab. Er ist der wahre Handlanger der Bourgeoisie, der rote Henkersknecht am entrechteten Arbeiter.«
    »Huh! Huh!«
    »Hurra die Sowjetrepublik!«
    »Ruhe!«
    »Botenmeister, führen Sie den Herrn hinaus.«
    Pfeifen. Gelächter. Geschrei. Zurufe.
    Matthies, noch im Türrahmen: »Hoch die Sowjetrepublik! Hoch die Weltrevolution!«
    Ab.
    Bürgermeister Gareis erhebt sich.
    »Meine Herren, ich will kurz einige an mich gerichtete Fragen beantworten.
    Was das Reitturnier angeht, so ist es richtig, daß ich Ihnen, Herr Besen, gesagt habe: Das Turnier findet unter allen Umständen in Altholm statt.
    Nun gut, ich bin getäuscht worden. Ich habe mich auf das Wort eines Edelmannes verlassen, ich scheue mich nicht, hier öffentlich seinen Namen zu nennen: des Grafen Pernath auf Stroheim. Als

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