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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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warten.«

    8

    Drei Stunden später.
    Im Klubzimmer ist eine drückende Hitze, aber die Fenster sind dicht verhängt, Rauchschwaden ziehen durch den Raum.
    Auf dem Ledersofa sitzt ohne Kragen, nur in Hemd und Hose Manzow und unterhält sich mit Toleis über Eheerfahrungen.
    »Ich sage dir, Toleis, meine Olle, wenn die was wollte, das merkte ich schon einen Tag vorher. Das merkte ich am Geruch. Ich rieche das.«
    Toleis nickt bedächtig. »So was gibt es, Herr Manzow.«
    |315| Medizinalrat Doktor Lienau hat eine Hand im Ausschnitt eines Mädchens und singt dazu alles, was ihm in den Kopf kommt, gegen das Grammophon an, nach dessen Musik Dr. Hüppchen, der einzige Nüchterne, mit einem Mädchen tanzt.
    Textil-Braun hat gleich zwei, die er fest um die Taillen hält. Sie müssen ihm zu trinken geben. Er öffnet achtsam den Mund, trinkt, schlürft, brabbelt weiter dabei: »Ich lasse euch nicht!« und begießt sich die Brust mit Wein.
    Meisel läßt sich von der Kellnerin erzählen, was ihr Bruder auf dem Arbeitsnachweis gehört hat, von den Kommunisten.
    »Ich sage dir doch, Dickerchen, sie haben den Säbel. Es ist nur ganz geheim.«
    »Gareis hat gesagt, es ist alles erlogen mit dem Säbel.«
    »Vielleicht haben sie den angelogen. Ich weiß auch, wer den Säbel hat.«
    »Ach!« schreit Manzow. »Quasselt nicht soviel von dem Säbel! Wir hier haben alle einen! Oder etwa nicht?« Und er sieht sich herausfordernd um.
    Es liegt irgend etwas in der Luft. Das muß ein Stichwort gewesen sein, alle sehen sich plötzlich an, nur Dr. Hüppchen tanzt weiter.
    »Oder ist hier einer, der keinen Säbel hat?« grölt Manzow.
    »Das Schwein melde sich!«
    Und Braun echot: »Es melde sich!«
    Und Meisel: »He, Doktor, du! Hast du nicht gehört, du sollst dich melden!«
    »Wie bitte …?« fragt der Doktor. »Ich habe wirklich nicht zugehört.«
    Erwartungsvolle Stille.
    »Sagen Sie mal, Herr Doktor«, beginnt der Medizinalrat, »warum piepsen Se eigentlich immer so? Haben Se immer schon so gepiepst?«
    »Sie können auch nicht auf dem Kirchenchor singen«, lacht Dr. Hüppchen und tanzt weiter.
    »Das Schwein wird nicht besoffen«, klagt Manzow. »Was |316| hilft denn alles, wenn das Schwein nicht besoffen wird? Hier macht eben einer einfach nicht mit!« klagt er.
    Und Lienau: »Mächen, los, laß dir einen Schnitt Kognak geben. Aber einen ganzen Schnitt, vastehste!«
    Pause.
    Plötzlich interessieren sich alle Männer nicht mehr für ihre Mädchen, starren wie gebannt auf den Doktor, der schlaksig mit dürren Gliedern tanzt.
    Betti bringt den Schnitt Kognak.
    »Es ist keiner in der Gaststube, ihr könnt ruhig laut sein.« Das Bierglas mit Kognak wird hinter einem Aufbau von Gläsern und Flaschen versteckt.
    »Ruhe!« schreit der Medizinalrat. »Ruhe da mit dem Musikgequiek! Kommen Sie her, Doktor, wir haben Ihnen was zu sagen!«
    Der Doktor naht erwartungsvoll.
    »Lassen Sie ihre Trulle los! Was wollen Sie denn mit dem Weib?«
    Plötzlich grölt der Medizinalrat: »Alles aufstehen! Herr Doktor Hüppchen, treten Sie vor mich!«
    Der kichert verlegen. »Ich soll doch wohl nicht hingerichtet werden?«
    »Werter Herr Doktor!
    Hochverehrte Anwesende!
    Drei Jahre ist es her, daß Herr Doktor Hüppchen in unserer schönen Stadt Altholm seinen Einzug hielt. Als wir zuerst das Bücherrevisorenschild an seiner Tür sahen, dachten wir: Der haut auch bald wieder ab!
    Aber Herr Doktor Hüppchen ist geblieben. Er ist ein Bürger unserer Vaterstadt geworden, ein wertvolles Mitglied unserer Gemeinschaft. Darum ist es nur recht, daß wir Herrn Doktor Hüppchen als vollgültiges Mitglied unserer Gemeinschaft in unsere Runde aufnehmen und ihn zum ehrlichen Altholmer erklären.
    Wollen wir das, Versammelte?«
    Beifallsgeschrei.
    |317| »Sind Sie einverstanden, Herr Doktor Hüppchen?«
    »Jawohl. Ich danke Ihnen …«
    »Jetzt rede ich. Knien Sie nieder. – Mensch, Sie sollen niederknien!«
    »Hier ist es sehr dreckig und mein bester Anzug …«
    »Knien Sie auf dem Klubsessel nieder. Das ist sogar noch viel besser. – So. Betti, verbinde Herrn Doktor Hüppchen die Augen.«
    »Na nun das! Nein, bitte …«
    »Sie werden doch kein Spielverderber sein. Jeder ist so aufgenommen. Ich erteile Ihnen den altholmschen Ritterschlag. Binde fest zu, Betti. Sehen Sie noch was, Doktor?«
    »Gar nichts. Nein, bitte …«
    »Herr Doktor, ehe ich dir den Ritterschlag erteile, hast du den geheimen Treuschwur zu leisten. Sprechen Sie mir nach: Ulam.«
    »Ulam …«
    »Viel

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