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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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Doktor! Sie haben mir nichts gesagt. Und dem Manzow gebe ich gelegentlich einen Wink. Er soll Sie zufriedenlassen.«
    »Ich danke, Herr Bürgermeister!«
    »Ja, schon gut. Möglich, daß ich bald einmal was für Sie habe. Guten Morgen, Herr Doktor.«

    2

    Sekretär Piekbusch kommt auf das Klingeln von Gareis.
    »Der von der ›Chronik‹ ist der nächste.«
    »Sagen Sie, Piekbusch«, sagt der Bürgermeister langsam und sieht seinen Sekretär sehr an. »Der Geheimbefehl hat sich noch immer nicht gefunden?«
    »Nein. Ich kann Ihnen schwören, Herr Bürgermeister, damals, als die Verbindung getrennt wurde, habe ich ihn wieder ins Schubfach gelegt. Ich weiß es bestimmt.«
    »Und ist es Ihnen auch nicht wieder eingefallen, was darin stand?«
    »Nein, ich weiß nichts. Man war ja damals so aufgeregt …«
    »Wenn in dem Befehl steht, was ich denke, hat eigentlich nur die Bauernschaft ein Interesse daran. – Und jetzt den Tredup!«
    Tredup kommt leise herein. Schon in der Tür fängt er an zu sprechen: »Ich wollte Ihnen danken, Herr Bürgermeister. Ich habe gehört, Sie wollten damals im Gefängnis …«
    Er bricht ab. Der Bürgermeister steht hoch und massig hinter seinem Schreibtisch, bietet ihm nicht die Hand, keinen Stuhl. Er sagt knurrig: »Ja, Herr Tredup, das war einmal. Und was macht ihr jetzt für Schweinereien auf der ›Chronik‹? |324| Paktiert mit den Bauern? Hetzt gegen die eigene Stadt? Wer im Kampfe seinen Freunden in den Rücken fällt, ist ein Feigling und ein Verräter. Das können Sie ruhig Ihrem Herrn Stuff sagen. Und Sie schreiben sich das auch hinter die Ohren.«
    »Herr Bürgermeister, ich bitte Sie! Es ist alles ganz anders …«
    Aber der Bürgermeister will sich nicht erbitten lassen, er bleibt ungnädig. »Ach was, anders! Fabrizierte ›Eingesandts‹, bloß um zu hetzen und zu schüren. Redereien von Polizeiterror, Blutdurst. Ich sage Ihnen, Herr, ich habe Ihren Artikel über Polizeiterror der ganzen Polizei vorgelesen. So, habe ich gesagt, beurteilt euch die ›Chronik‹, das ist euer dicker Freund, mit dem ihr saufen geht. Der sollte euch doch kennen, und jetzt fabelt er vom Blutrausch der Polizei!«
    »Aber, Herr Bürgermeister, Herr Stuff hat es doch gemußt! Als die ganze Presse gegen die Polizei war, hat Herr Gebhardt gesagt … Sie wissen doch, Herrn Gebhardt gehört jetzt die ›Chronik‹?«
    »Weiß ich. Was hat er gesagt?«
    »Er hat Stuff vorgeschickt. Ihre Leser, hat er gesagt, lesen das gerne. Und da können wir den Sozis fein eins auswischen. Da bleibt was hängen für die Wahlen.«
    »Haben Sie gehört, daß der Gebhardt das gesagt hat?«
    »Nein, ich nicht. Stuff hat es mir erzählt.«
    »Sie reden zuviel rum, Tredup. Sie können nicht überall zugleich sein. Sie haben auch zu saufen angefangen. Lassen Sie das. – Na, setzen Sie sich erst mal.«
    Sie setzen sich.
    Tredup sagt still und bescheiden: »Ich bin auch der SPD beigetreten, Herr Bürgermeister. – Meine Sympathien sind bei Ihnen, nur daß ich mein Geld ja leider bei den andern verdienen muß.«
    »So? Sie sind also der SPD beigetreten? Das ist ja ganz schön. Vielleicht kann man mal was für Sie tun. – Und was ist es mit den ›Eingesandts‹?«
    |325| »Aber die ›Eingesandts‹ sind doch echt! Die hat der Stuff nicht fabriziert! Das letzte, den Offenen Brief, habe ich selber einem Bauern abgenommen, der ihn uns gebracht hat.«
    »Ist er noch da? Können Sie mir den mal zeigen?«
    »Ich weiß nicht. Wenn er noch da ist, hat ihn Stuff.«
    »Und wie hieß der Bauer?«
    »Kehding, glaube ich. Ja, bestimmt, Kehding.«
    »Und aus welchem Ort war er?«
    Tredup zögert. Dann: »Ich weiß es nicht mehr. Ich glaube, es hat nicht draufgestanden.«
    »Aber er wird es schon gesagt haben, woher er ist. Sehen Sie, das ist Ihr Fehler, alles halb. Sie taugen nichts.«
    »Aber ich weiß den Ort wirklich nicht.«
    »So besorgen Sie mir den Wisch.«
    »Ich will es versuchen. Wenn ich es kann, will ich es bestimmt tun.«
    »Tun Sie es nur bestimmt.«
    Pause. Der Bürgermeister sieht mit gerunzelter Stirn vor sich hin.
    »Nun ja«, sagt er schließlich. »Am Ende kann sich ein Zeitungsmann der Menge nicht entziehen. Wenn es Ihren Lesern gefällt. Hat es ihnen denn nun gefallen?«
    Tredup sagt stolz: »Fünfunddreißig Exemplare hatten wir im Bahnhofsverkauf.«
    »So. So. Das ist nicht sehr viel, was?«
    »Wo wir sonst manchmal nur zwei haben!«
    »Dann ist es viel«, bestätigt der Bürgermeister. »Und die

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