Bauern, Bonzen und Bomben
nämlich … Die Bewachung ist hier nicht übermäßig scharf.«
»Sie können sich darauf verlassen, Herr Henning. Guten Tag.«
»Guten Tag. Und schicken Sie mir den Gruen rein.«
»Was ist denn?« fragt Gruen mürrisch.
»Anfang nächster Woche lassen die mich laufen, teurer Wachthund«, sagt Henning.
»Aufschübe! Aufschübe! Aufschübe! Ich an Ihrer Stelle würde nicht warten.«
»Natürlich warte ich. Grade warte ich. So ein bißchen warten bei so was, daß das Fieber noch steigt, ist das Schönste bei dem ganzen Mist.«
Gruen sieht ihn mißbilligend an. »Ich glaube wahrhaftig, |422| Sie geilen sich sogar daran auf, wenn eine Bombe platzt. Was es doch für Schweine gibt auf der Welt!«
»Machen Sie, daß Sie rauskommen aus meinem Zimmer, Sie Waldesel, Sie!« brüllt Henning wütend.
7
In der Expedition der »Chronik« erscheint ein Mann in graugrüner Uniform, mit Zickenbart.
Fräulein Heinze fragt: »Sie wollen wohl die Freizeitungen für die Gefangenen?«
»Ich will den Redakteur sprechen.«
Die Heinze ist bedenklich. »Ich glaub nicht, daß der jetzt zu sprechen ist.«
»Reden Sie nicht. Fragen Sie ihn.«
Das Fräulein erhebt sich entrüstet, wirft noch einen Blick auf ihre Fingernägel und verschwindet.
Sie erscheint wieder. »Sie sollen reinkommen.«
Sie setzt sich. Gruen sucht einen Weg durch die Barre, findet die eingelassene Tür nicht und springt mit viel Krach über das Geländer.
Die Heinze ruft empört: »Das sind Manieren!«, aber Gruen ist schon in der Redaktion.
Stuff begrüßt ihn: »Na, was willst du denn, olles Gefängnis?«
»Ich muß dich was fragen, Stuff.«
»Denn frag schon. Unter dieser Fahne haben wir nicht gehungert, was?«
Gruen kneift die Augen zusammen, hebt einen drohenden und sehr mageren Finger. »Bist du auch im Komplott?«
Stuff lacht. »Spielen sie wieder mit dir? Knallen sie nach deinen blonden Locken, olles Haus? – Natürlich bin ich im Kompott. Richtig im Süßen sitz ich hier.«
Gruen schüttelt den Kopf. »Alle wollen Geschäftel machen. Alle. Auch der Henning stinkt jetzt. Seit er gehört hat, |423| er wird frei, heißt es Aufschieben. Aufschieben. Ich lasse mich nicht dumm machen.«
Stuff wird aufmerksam. »Der Henning wird frei? Du spinnst ja!«
»Spinnen tun ganz andere. Ich bin wach. Damals am sechsundzwanzigsten Juli habe ich auch als erster gemerkt, was los war. Und hätten die Bauern das getan, was ich wollte, und das Gefängnis gestürmt und den Reimers rausgeholt …«
Stuff sagt bekümmert: »Du bist wieder mal anständig verrückt, Gruen. Der Reimers war doch damals gar nicht mehr bei euch im Kittchen.«
Gruen sagt geheimnisvoll: »Der Reimers ist noch immer bei uns. Er wird nur verborgen.«
»Du spinnst. Der Reimers ist seit Wochen frei.«
»Der Reimers hat viele Gestalten und Verkleidungen.«
»Du solltest doch mal zu einem Arzt gehen. Ernsthaft: Du solltest es tun, Gruen.«
»Quatsch nicht. Sag mir lieber, warum hast du nichts gebracht über die Sitzung beim Regierungspräsidenten? Die ›Bauernschaft‹ war voll davon. Und in allen Zeitungen hier hat kein Wort darüber gestanden.«
»Hat mir nicht gepaßt«, brummt Stuff. »Muß mal kühler werden.«
»Kühler? Heißer muß es werden. Siehst du, du bist auch im Komplott.«
»Man kann manchmal nicht so, wie man will, oller Gruen. Du möchtest auch manchen rauslassen aus deinem roten Hotel und kannst nicht.«
»Keinen. Das sind doch alles gemeine Verbrecher, und bei den andern ist es Prüfung. – Willst du was bringen von der Sitzung?«
»Hör doch schon auf. Nein, ich will nicht.«
»Aber du mußt, Stuff. Du darfst die Sache nicht verraten.«
»Oller Schwede, sieh es ein, es geht nicht. Die oben, die Bonzen und die dicken Speckjäger, haben die Köpfe zusammengesteckt, und da müssen wir Kleinen parieren.«
|424| »Warum mußt du parieren?«
»Weil ich sonst rausfliege. Und wer nach mir kommt, macht es noch schlimmer.«
»Wer nach dir kommt, ist deine Sorge nicht. Du mußt was bringen.«
»Das versteh ich nun besser, Gruen. Laß mich man machen.«
»Im Komplott«, sagt Gruen. »Auch im Komplott. Henning, Stuff, alle.«
»Was hat Henning damit zu tun?«
»Genug. Ist auch wie du. Aber der Blitz ist in der Wolke und fährt nieder zu seiner Stunde.«
»Gruen, ich sage dir …«
Die Tür geht auf, und Tredup kommt herein.
Er stutzt, als er Gruen sieht. Dann starren sich die beiden böse an.
»Wer ist das, Stuff?« fragt Gruen leise.
»Die Herren kennen sich
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