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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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kann doch jetzt nicht aus der Reihe.«
    »Die Sense her!«
    Alle halten, und Franz tritt aus.
    »Ihr mäht weiter«, sagt der Bauer. »Jeder rückt einen vor! – Und ihr Weiber habt auch nichts zu stehen und zu glotzen!« Plötzlich wütend schreit er: »Gemäht wird nichts, und doch liegt die Hälfte noch ungebunden! Ran mit euch! Es gibt nicht eher Feierabend, bis alles aufgebunden ist.«
    |416| Die Mutter und die Töchter arbeiten wortlos weiter.
    Der Bauer befingert die Schneide der Sense. »Die ist doch nicht gedengelt. Hast du gestern abend gedengelt?«
    Der Franz glotzt böse.
    »Ob du gedengelt hast. Mach ’s Maul auf.«
    »Ja«, sagt der Junge.
    »Nein. Du hast nicht gedengelt. Du lügst. Wie siehst du aus um die Augen? Wo bist du letzte Nacht gewesen? Wo gehst du bocken hin?«
    Der Junge schweigt, die Mädchen kichern, die Burschen grinsen.
    »Wo du hingehst in der Nacht, frage ich!«
    »Gar nicht gehe ich hin.«
    »Wann hast du die Sense zum letztenmal gedengelt? Dienstag?«
    »Gestern.«
    »Du lügst, du Verdammter. Hurenbock, du! Wo gehst du hin? – Die Nächte rummachen mit den Weibern und am Tage rumhangeln wie ein Hampelmann – füttere ich dich darum?«
    Der Junge glotzt bösartig.
    »Wo hast du das Geld her? Du gibst den Weibern doch Geld! Sonst nimmt dich doch keine, so wie du aussiehst, du Zwerg, du! Wo hast du das Geld her?«
    »Wo soll ich es herhaben? Haben wir denn welches?«
    »Warte«, sagt der Bauer. »Dir kommen wir schon auf deine Schliche. Hier, nimm die Sense. Geh zum Hasenfleck und mäh dort. Hier brauchen sie solche wie dich nicht. – Und daß du den ganzen Hasenfleck heute noch abmähst. Daß nicht ein Hälmchen steht, wenn du Feierabend hast!«
    »Das kann man nicht.«
    »Hast du gehört, was ich gesagt habe? Abmähen! Abmähen! Alles ratze abmähen!« schreit der Bauer wütend und schlägt mit dem Stock auf die Erde. »Gehst du? Dir wollen wir zeigen, ob du nachts zu Weibern kannst! Alles Schmalz |417| in den Betten lassen, was, wo wir’s hier brauchen. Marsch. Los. Pack dich.«
    »Geh schon, Franz«, sagt die Mutter.
    »Ich kann doch nicht allein«, sagt der Junge zögernd. Der Alte liegt auf der Erde und ist nicht bei sich. »Gib mir die Minna mit, daß sie den Schwad abrechen kann.«
    »Geh mit, Minna«, sagt die Mutter.
    Die beiden gehen gegen die Waldecke zu. Der Bauer, wieder wach geworden, starrt ihnen nach.
    »Komm her, Frau.«
    Die Frau kommt.
    »Hock dich neben mich.«
    Die Frau tut es.
    »Ist das Geld noch alles da?« flüstert er.
    Sie sagt: »Alles.«
    »Du lügst«, sagt er böse. »Es fehlen fünfzehn Mark. Ich bin dagewesen, heute morgen.«
    »Die habe ich genommen für die Apotheke«, sagt die Frau rasch.
    »Du lügst«, sagt der Bauer. »Der Franz hat sie gestohlen.«
    »Der Franz stiehlt nicht«, sagt die Frau.
    »Doch tut er das. Wenn ich ihn beim Versteck erwische, schlage ich ihm den Schädel ein.«
    »Der Franz stiehlt nicht«, beharrt die Frau.
    »Alle lügt ihr, alle«, sagt der Bauer. »Aber ich komme schon wieder auf meine Beine. Dann sollt ihr was erleben. Und die in Altholm auch. Wartet nur.«
    Er rappelt sich hoch und humpelt gegen den Hof zu.

    6

    Der ewige Kriminalassistent Perduzke hat Auftrag zur Vernehmung des Untersuchungsgefangenen Henning.
    »Daß die es nicht aufgeben«, sagt er und rüstet zum Abmarsch.
    |418| »Nimmst du keine Akten mit?« fragt sein Kollege, der Kriminalsekretär Bering.
    »Nein, das tue ich nicht. – Wo sind denn wieder die Zigaretten?«
    »Da im Schrank müssen noch welche sein. – Glaubst du, der fällt darauf rein?«
    »Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft«, sagt Perduzke, zwängt eine Hundertstückschachtel in seine Tasche und geht los.
    Im Krankenhaus findet er wieder einmal den Posten, der Henning bewachen soll, statt vor der Tür im Zimmer des Gefangenen. Aber ausnahmsweise rügt der Bluthund Perduzke das nicht, sondern sagt nur: »Marsch, raus mit dir, Gruen. Ich bin hier dienstlich.«
    »Bilde dir nur nichts ein«, sagt Gruen, und sein blondes Spitzbärtchen wackelt böse. »Was das schon für Dienst in dieser Republik gibt.«
    »Es ist hier«, sagt Henning freundlich lächelnd zu Gruen, »eine blonde Krankenschwester namens Elli auf der Station, die Ihnen gefallen würde und mir schon lästig fällt. Das Mädchen ist verdammt hübsch.«
    »Weiber!« zischt Gruen verächtlich. »Weiber hat er im Kopf! Das sind Helden! Ein Stück Weiberfleisch, und alle Gedanken sind futsch.«
    »Erzähl das man der

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