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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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nicht vor! Der Mann hat ein halbes Dutzend Kinder oder mehr, so ein verhungerter Hering. Den läßt man doch nicht die eigene Arbeit machen.«
    Henning dreht sich brüsk um und schmettert das Fenster zu. »Wen schicke ich vor? Wen lasse ich die eigene Arbeit machen? Bei Ihnen piept’s wohl, Stuff? Wenn der Affe, der Gruen, irgendwas gesagt hat … dann hat er gesponnen. Das eine sollten Sie doch von mir wissen, Stuff, daß, wenn einer in die Scheiße treten muß, ich mich nie davor gedrückt habe. – Aber wir werden ja gleich sehen.« Henning reißt die Tür auf. Gruen, Hilfswachtmeister, komm mal her.«
    »Da war kein Mensch und Posten, als ich kam.«
    »Nette Gefangenschaft, was? Aber wirklich, ich habe den Kerl seit fünf, sechs Stunden nicht gesehen. Und er hat doch hier bis acht Dienst.«
    »Dafür war er bei mir. Hat blöd geschwätzt, mir Vorwürfe gemacht, daß ich nicht genug von den Bauern bringe …«
    »Da hat er auch recht.«
    »Einen Dreck verstehen Sie davon. – Aber gedroht hat er, wir wären alle im Komplott, Sie und ich, die Sache zu verraten. Der Blitz wäre in der Wolke und führe nieder, bald, sofort …«
    »Gequatsch eines Mallen.«
    »Ich hab so meine Gedanken. Es gibt ansteckende Scherze. Hat er nicht vielleicht so was gefragt – es ist nur so eine Idee von mir –, wie man an einem Wecker eine elektrische Zeitzündung anbringt? Oder etwa, wieviel Pfund Sprengstoff man zu einer rechtschaffenen Bombe braucht?«
    Henning starrt.
    Plötzlich wird sein Gesicht ganz spitz, die Nase sieht gelb und scharf daraus hervor. Er schlägt mit der Hand auf den Tisch.
    |428| »Oh, ich Esel! Ich verdammter Protz! Ich elendes Sauluder! Totschlagen hätten sie mich sollen, die Stadtsoldaten, die verdammten!«
    »Fluchen Sie nicht. Sagen Sie!«
    »Ich weiß selbst nicht mehr, wie es gekommen ist, aber irgendwie hat er aus mir die Adresse rausgequetscht, wo der Sprengstoff lagert. Ja, richtig, er hat sich angeboten zur Hilfe und meinte, sicherer als im Gefängnis gäbe es nichts. So haben wir hin und her gequatscht, und da habe ich denn geprotzt, wie sicher unser Platz ist.«
    Stuff stöhnt, in ehrlicher Trauer glotzend. »Henning! Henning! Wie ein Säugling, der in die Windeln kackt! Kann die Weisheit nicht halten, das Kindchen, nein? Muß alles raus, ja?«
    »Los, Stuff! Wir müssen ihn suchen. Das könnte ich brauchen, wo ich dieser Tage entlassen werden soll, so einen Klamauk.«
    »Aber Sie können hier doch nicht weg!«
    »Wieso nicht können? Wissen Sie keinen Weg, auf dem ich an diesen dämlichen Gänsen auf der Straße vorbeikomme?«
    »Doch, das geht. Wir gehen durch den Kohlenkeller vom Kesselhaus. Legen Sie einen Zettel auf den Tisch, daß Sie sich Stadturlaub genommen haben und wiederkommen wollen. Dann tun die nichts. Die halten die Schnauze, wo ihr Posten nicht dagewesen ist.«

    Eine Stunde später klingelt Stuff an der Gefängnispforte. Henning steht – es ist schon fast dunkel – im Hintergrunde.
    Sie haben die Stadt abgeklappert, haben mit der Frau gesprochen, haben die Kinder befragt, niemand wußte, wo Gruen ist.
    Doch er ist wirklich hier im Gefängnis.
    »Macht Spätdienst. Vertretung für einen erkrankten Kollegen. Hat er sich freiwillig übernommen. Verdient sich gerne ein paar Groschen damit.«
    »Könnten wir ihn nicht sprechen? Einen Augenblick nur.«
    |429| »Völlig ausgeschlossen, Herr Stuff. Um neun Uhr Unterhaltung im Gefängnis! Morgen wäre es beim Direktor. Aber lauern Sie ihm doch auf. In zwei Stunden kommt er bestimmt.«
    »Durch dieses Tor?«
    »Es gibt doch kein anderes Tor aus dem Gefängnis! Soviel sollten Sie doch auch wissen, Herr Stuff!«
    »Haben Sie vielleicht gesehen, ob er ein Köfferchen bei sich hatte? Oder einen Karton?«
    »Nein. Kann mich nicht erinnern. Glaube ich auch nicht.«
    »Na, denn guten Abend. Schönen Dank. Hier, nehmen Sie sich noch eine Zigarre.«
    »Danke. Soll ich ihm was sagen, Herr Stuff?«
    »Nein. Nichts. ’n Abend.«
    »Das klingt eigentlich alles ganz ordentlich, was? Wozu wird er sich, um ein paar Groschen zu verdienen, nachts einen Dienst übernehmen, wenn er eine Bombe schmeißen will?«
    »Bei Gruen? Alles möglich. Der ist ja auch von seinem Wachtdienst bei Ihnen weggelaufen und hat ’nen andern übernommen.«
    »Jedenfalls erkläre ich Ihnen eins, Stuff. Wir haben noch zwei Stunden Zeit …«
    »Eine Stunde fünfzig Minuten.«
    »Genügt auch vollkommen. In dieser Zeit muß ich ein Frauenzimmer haben.«
    »Gibt es denn nicht

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