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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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damit zu tun?« fragt der Chef ängstlich. »Um Gottes willen keinen Skandal!«
    »Ich mache alles allein.«
    »Und was wollen Sie dafür?« fragt Trautmann. »Umsonst machen Sie das doch auch nicht.«
    »Ja. Geld könnte ich nicht ausgeben. Die ›Chronik‹ ist schon so zu sehr belastet.«
    »Kein Geld.« Dann zögert Tredup, und langsam: »Ich möchte den Posten von Stuff.«
    Der Chef ruft: »Aber das ist doch ganz ausgeschlossen!«
    Und Trautmann: »Aber wieso denn? Der Mann ist doch brauchbar.«
    »Meinen Sie?« fragt der. »Na ja, es ließe sich ja überlegen.«
    »Ich muß eine feste Zusage haben«, erklärt Tredup.
    »Die können wir Ihnen geben«, verkündet Trautmann.
    »Herr Gebhardt ist einverstanden?«
    »Es ist so, wie Herr Trautmann sagt«, bestätigt der Chef. Ganz befriedigt ist Tredup nicht. »Es ist doch sicher?« fragt er zögernd.
    »Ganz sicher«, sagt Trautmann.
    »Ich verlasse mich darauf«, sagt Tredup.
    »Das dürfen Sie.«
    »Es wird mit Stuff aber ein paar Wochen dauern.«
    »Das ist Ihre Sache.«
    »Und er darf natürlich nicht erfahren, daß Sie Verdacht haben.«
    »Der erfährt nichts.«
    Der Chef sitzt schon wieder am Schreibtisch, befaßt sich mit Zahlen, Statistik.
    |414| »Also, denn adieu«, sagt Tredup. »Und vielen Dank.«
    »Adieu«, sagen die beiden.
    Sicher, denkt draußen Tredup, wollen die mich anscheißen. Aber ich weiß zuviel. Schon die Auflagengeschichte. – Nun denn los auf Stuff. – Und vielleicht mache ich doch gar nichts.

    5

    Banz ist soweit, daß er aufstehen, an einem Stock aus dem Zimmer, über den Hof, auf ein Feldstück gehen kann, dorthin, wo Frau und Kinder arbeiten.
    Er schickt die Frau am liebsten mit auf das Feld, daß doch eine Aufsicht da ist. Er selbst macht die Hausarbeit, das bißchen notdürftige Ausfegen, das Kartoffelschälen, das Kochen. Er macht es mit langen Pausen, in denen er sich schwindlig an eine Wand lehnt. Dann wird es ihm rot vor den Augen, alles dreht sich.
    Nach einer Weile ist es vorbei. Und er tapert weiter, langsam, zu der Arbeit, zum Feldstück hinaus. Zum Altenteil wäre ich gut, höhnt er sich selbst. Mit fünfundvierzig ein Greiser. Na, wartet nur, ihr in Altholm, wenn ich erst zu einem Rechtsanwalt kann.
    Denn mittlerweile sind Padberg und Bandekow bei ihm gewesen. Banz ist nicht in Verdacht. Niemand weiß, daß er jemanden niedergeschlagen hat, und er hütet sich, selbst den beiden davon zu sprechen. Er wird die Stadt Altholm verklagen, sie wird Schmerzensgeld zahlen müssen, eine Rente. Man hat ihn niedergeschlagen von hinten, als er die Stufen zu einer Gastwirtschaft hinaufstieg, ein Glas Bier zu trinken. Das können die Wirtsleute bezeugen, die ihn auf den Stufen bewußtlos fanden.
    Banz humpelt an seinem Stock weiter. Die Kinder sind beim Hafermähen, er muß sehen, wie weit sie sind.
    Natürlich erkennt er schon von weitem, daß sie nicht halb das geschafft haben, wie wenn er vormäht. Was die schon für |415| einen Schwad nehmen, so schmal, die reinste Kinderei, und dabei steht der Hafer doch dünn genug. Und dann ewig machen sie Pausen, wetzen die Sensen, rein für nichts.
    Schon dreihundert Meter ab überkommt ihn ein Wutanfall, einer jener Wutanfälle, die ihn jetzt so häufig schütteln. Er fängt an zu schreien, zu brüllen, droht mit dem Stock.
    Dann kommt der Schwindel, und er kann nicht schnell genug auf die Erde, fällt halb hin. Und da liegt er nun, döst vor sich hin, das Hirn will nicht recht. Die drüben sind das schon gewöhnt, die kommen nicht her und helfen ihm. Mag der Vater nur liegen. Und der Vater wird wirklich erst richtig wütend, wenn sie ihm helfen wollen. Soll sich selber helfen, das Pack, das verdammte.
    Er kommt langsam hoch. Es ist schwer hier, wo er nichts hat, woran sich anhalten. Aber mit dem Stock schafft er es schließlich.
    Dann geht er weiter, vor sich hin schimpfend, immer die Augen auf diesen miserablen Mähern.
    Eine Weile steht er bei ihnen, sieht zu ohne ein Wort, geht nebenher, direkt neben den Sensen. Die mähen wie der Deubel, langen möglichst weit aus, nach seiner Seite hin. Mag der doch aufpassen, der Alte, steht hier rum, tut nichts, frißt nur, schimpft und tut schon wieder den ganzen Tag nichts.
    Der Alte geht jetzt neben Franz, hält mit ihm Schritt. »Was ist das mit deiner Sense?« fragt er. »Die sitzt ja nicht richtig. Du mußt den Keil festschlagen.«
    Der Junge brummelt was und mäht weiter.
    »Zeig her die Sense!« befiehlt der Bauer.
    Der Junge murrt: »Ich

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