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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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erklärt der Kellner. »Heute ist die für den ganzen Tag vermietet.«
    »An wen denn?«
    »An den Rechtsanwalt Streiter.«
    »Na, dann kann ich die ja nicht haben.« Stuff seufzt ergebungsvoll. »Dann muß ich sehen, daß ich die Cafés so finde.«
    »Im Dunkeln ist das nicht leicht«, sagt der Kellner. »Soll ich dem Herrn noch ein Bier geben?«
    »Nein, ich will los. Aber einen großen Korn können Sie mir erst noch bringen.«
    Der Kellner bringt den Korn.
    »Sie wollen«, fängt er an, »wohl den Herrn in den Cafés suchen?«
    »Ja«, sagt Stuff.
    »Aber der ist nicht in den Cafés.«
    »Nein? Wo ist er denn? Wissen Sie denn das?«
    »Der ist doch«, sagt der Kellner gekränkt, »im Hotel Zur Krone mit dem Rechtsanwalt Streiter.«
    |495| »Und das sagen Sie erst jetzt?«
    »Aber ich habe doch nicht gewußt, daß der Herr den Herrn sucht!«
    »Das habe ich aber doch gesagt!«
    »Ich habe gedacht, der Herr will mit einem Mädchen ausgehen. Da fragen die Herren immer so von weitem her.«
    »Unsinn. Aber ich denke, Herr Streiter hat das Auto gemietet?«
    »Der Rechtsanwalt ist mit Herrn Henning schon wieder zurück.«
    »Na Gott sei Dank. Und wo ist das Hotel Zur Krone?«
    »Grade gegenüber, Herr. Gleich hier gradeüber.«

    5

    In der Krone scheint so was zu sein wie das Bauernhauptquartier, alle Tische sitzen dick voll, und die Luft schwirrt nur so von Reden und Rufen.
    Stuff blinzelt durch den Tabaksqualm, schiebt dann langsam und suchend durch das Lokal.
    In einem Winkel, an einem kleinen Tisch, sitzt Henning mit einem Herrn, der entschieden kein Bauer ist. Der Rechtsanwalt, denkt Stuff. Werde man Justizrat sagen, das tut immer gut.
    Und er legt seine Hand auf Hennings Schulter.
    »’n Abend, Henning. ’n Abend, Herr Justizrat. Gestatten, Stuff, Redakteur. Ich darf mich ransetzen?« Stuff setzt sich behaglich. »Also da bin ich, mein Sohn.«
    »Das sehe ich«, sagt Henning. Und erläuternd: »Herr Stuff ist von der ›Chronik‹ in Altholm, Herr Justizrat.«
    »Richtig geraten!« denkt Stuff laut. Und weiter:
» War. War
bei der ›Chronik‹.«
    »Was heißt ›war‹? Haben Sie Schluß gemacht?«
    »Was sonst? Wer soll denn hier morgen den Mist bei der ›Bauernschaft‹ machen?«
    |496| »Aber, lieber Herr Stuff! Wir haben ja längst einen Vertreter. Ich hätte Sie brennend gern genommen, aber daß Sie frei sein könnten, habe ich wirklich nicht gedacht. Da schreibt man doch mal oder telefoniert wenigstens.«
    »Wozu denn das? Ihr wollt doch nicht so einen grünen Jungen, der von gar nichts weiß, den Prozeßbericht machen lassen?«
    »Der ist gar nicht grün, der kommt von Berlin, der ist ausgekocht.«
    »Also! Der weiß doch nichts von den Bauern. Den Prozeßbericht mache ich. Den Jungen laßt man die Provinz und Lokales machen, das ist sauschlecht bei euch in der ›Bauernschaft‹«
    »Aber das wird ja viel zu teuer!« sagt Henning.
    »Teuer! Natürlich wird das teuer. Ich koste monatlich sechshundert und mache mit euch festen Vertrag auf fünf Jahre«, sagt Stuff gemütlich.
    »Bei Ihnen piept es«, erklärt Henning. »Wieso kommen wir dazu?«
    »Natürlich kommt ihr dazu. Gerne macht ihr das«, erklärt Stuff.
    »Für wünschenswert hielte ich es auch, wenn ein Einheimischer die Prozeßberichte liefert«, äußert Rechtsanwalt Streiter.
    »Also, mein Junge, dann ist alles in Butter. In den nächsten Tagen machen wir mit den ›Bauernschafts‹-Leuten Vertrag. Heute abend genügt mir diese Zusage.«
    Henning denkt nach. Schließlich: »Also gut, mach den Prozeßbericht. Später sprechen wir uns noch mal.«
    »Recht«, sagt Stuff gleichmütig. »Ihr leckt euch in drei Wochen auch noch alle Finger nach mir ab. Ich habe keine Eile. – Und was den Prozeß angeht, machen Sie ihn mit oder türmen Sie vorher?«
    Diese Frage war etwas zu grade. Der Rechtsanwalt verzieht sein Gesicht, und Henning schweigt.
    »Na, ich will es Ihnen sagen, Henning«, erklärt Stuff. |497| »Bleiben Sie ruhig hier. Es ist für die Mitangeklagten besser, und Sie riskieren nichts.«
    »Das sagen Sie«, meint Henning.
    »Das weiß ich. Wo mich doch ein Stahlhelm-Assessor in Ihre Akten hat sehen lassen.«
    »Die Herren«, sagt der Rechtsanwalt und steht auf, »entschuldigen mich einen Augenblick. Die Toiletten sind wohl dort hinaus?« Er entschwindet. Die beiden Zurückgebliebenen sehen sich an.
    »Nun reden Sie keinen Mumpitz, Stuff«, sagt Henning. »Was steht in den Akten?«
    »Daß Sie ein guter, reiner, herziger Junge sind«,

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