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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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schön! Guten Morgen, meine Herren! Ich empfehle mich. Versammelt euch alleine, ihr Arschlöcher allesamt!«
    Und Padberg, wutgeschwollen, drängt nach rechts, hinaus aus dem Zug, auf den Bürgersteig.
    »Halt!« sagt ein Polizist zu ihm. »Treten Sie in den Zug zurück. Hier darf keiner ausscheiden.«
    »Was?« brüllt Padberg. »Ich soll hier nicht fortgehen dürfen? Wo ich freier Staatsbürger bin in eurer gebenedeiten Republik? Habe ich meine Steuern bezahlt? Ist dies ein öffentlicher Weg? Wollen Sie mich durchlassen, Herr!!!«
    »Gehen Sie zurück«, sagt der Stadtsoldat. »Es ist eine Anordnung, daß keiner weg darf. Gehen Sie weiter.«
    »Wer gibt denn hier solche Anordnungen? Wer ist das? Zeigen Sie mir mal den Mann! – Ich will zur Bahn. Ich muß meinen Zug erreichen. Ich bin überhaupt Presse! Hier ist mein Ausweis! Wollen Sie jetzt …«
    »Einen Augenblick doch nur! Gehen Sie doch nur die zwei Minuten zur Halle mit. Es findet sich dann schon alles.«
    »Komm doch, Padberg«, ruft Rehder. »Wir müssen dir was sagen.«
    Und Padberg, ganz wild: »Habt ihr das gehört? Wir werden hier eskortiert wie die Zuchthäusler. Solche Schande …«
    »Hier ist ein Herr«, sagt Rehder, »der alles mit angesehen hat, den Kampf um die Fahne. Er ist empört über die Polizei. Er will es den Bauern schildern in der Versammlung …«
    Padberg dreht sich um nach dem Herrn, der ihm das bittere |201| Referat in der Auktionshalle abnehmen will. Er schaut sich den Herrn an.
    Plötzlich ist seine Wut fort, er grinst höhnisch.
    »Ach, der Herr Kommissar von der Politischen Abteilung hat Anstoß genommen? Darf ich die Herren vielleicht bekannt machen? Herr Kriminalkommissar Tunk aus Stolpe. Herr Müller, Herr Meier, Herr Schmidt, Herr Schulze. Und Sie haben Anstoß genommen, Herr Kommissar? Da haben Sie verdammt recht getan!«
    »Mein Name ist Megger. Aus dem Hannöverschen. Sie müssen mich verwechseln.«
    »O nein, ich verwechsele Sie nicht. Sie kann man nicht verwechseln, Herr Kommissar.«
    »Auch ich kämpfe um die Sache der Bauernschaft!«
    »Ja«, sagt Padberg. »Nur auf der andern Seite. – Gehen Sie weg!« brüllt er plötzlich wütend. »Sie gewöhnlicher Achtgroschenjunge, Sie! Sie Spitzel, gehen Sie weg!«
    »Es muß …«, beharrt mit eiserner Stirn der andere.
    »Sie dort, Padberg«, ruft Rehder erregt, »der Gareis!«
    Der Bürgermeister von Altholm fährt im offenen Auto vorbei. An seiner Seite sitzt blaß, eifrig redend, der Polizeioberinspektor.
    »Na, da sind sie ja wieder beisammen, die roten Bonzen«, konstatiert Padberg.
    Hupend, summend drückt sich der Wagen vorbei.
    »Die brüten noch ein Kuckucksei aus, diese Herzchen«, erklärt Padberg. »Na, wo ist denn unser Biedermann aus dem Hannöverschen?«
    Aber der Biedermann ist fort.

    2

    Man kann Bürgermeister Gareis totschlagen, seine Aktivität lähmen kann man nicht.
    Einen Augenblick hat er im Sessel gesessen am Telefon. |202| Die Bauern gehen mit Pistolen auf die Polizei los? Was ist das? Das ist unmöglich!
    Doch schon sein nächster Gedanke ist: Wer hat da Mist gemacht?
    Und sein folgender: Erst einmal Schlimmeres verhüten.
    Er ruft die Rathauswache an. »Wer ist dort? Hart? Hier ist Gareis. Sagen Sie mir kurz, was passiert ist.«
    »Herr Bürgermeister, es ist schrecklich. Eben bringen sie den Kollegen Soldin, schwerverletzt … Die Bauern …«
    »Danke«, sagt der Bürgermeister und hängt ab. »Fräulein! Fräulein, geben Sie mir sofort den Piekbusch! Und dann passen Sie auf: Sobald ich das Gespräch trenne, verbinden Sie mich mit der Gastwirtschaft von Mendel in Grünhof. – Noch eins, Ihre Kollegin soll unterdes die Bahnhofswache anrufen und dort Bescheid sagen, daß Frerksen oder Kallene mich in zehn Minuten erwarten. Und dann recherchieren Sie, wer mich eben angerufen hat. – Alles verstanden? Also los!
    Piekbusch? Sind Sie dort? Gut. Schicken Sie sofort den nächsten besten, der im Vorzimmer sitzt, zum Chauffeur. Der Wagen hat in drei Minuten vor meinem Haus zu halten. – Keine Quackelei, wörtlich ausführen. Ich warte am Apparat. – Erledigt? Im linken oberen Fach meines Schreibtischs liegt ein gelber Brief vom Regierungspräsidenten, holen Sie den mal an den Apparat …
    Haben Sie ihn? Gut, lesen Sie ihn vor. Sie sollen vorlesen! Mensch, wo sind Sie?! Was machen Sie für Sachen, Fräulein?! Verfluchter Idiotenkram! – Wer ist dort? Oberleutnant Wrede?
    Also, mein lieber Herr Oberleutnant, fahren Sie los mit Ihren Männekens. In

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