Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)
undurchdringliche Schwärze getaucht. Der Film riss.
*
Karl Bentheim hatte seine Brille abgelegt und rieb sich die Nasenwurzel. »Weißt du, die wahre Pest ist die Politik. Hergelaufene Nichtswisser kriechen durch die Darmwindungen anderer Nichtswisser, die in der Parteihierarchie über ihnen stehen, und kommen so an Machtpositionen, die sie oft schamlos zu ihren eigenen Zwecken ausnutzen. Nicht alle, klar, aber schon wenige reichen aus, um dir das Leben schwerzumachen.« Lichthaus hörte gespannt zu, denn so hatte sein Schwiegervater noch nie mit ihm gesprochen. »Ich habe mich in den fast vierzig Jahren, die ich in der Verwaltung verbracht habe, immer gegen diese Typen gestemmt, habe einfach nicht eingesehen, dass die Regeln so leicht verdreht werden können. feedstuffPRO – ich frage mich bis heute, wer sich diesen hirnlosen Namen ausgedacht hat – ist so ein Fall gewesen, und ich sage es dir direkt: Ich habe mich dabei verbogen.«
»Wieso?«
»Die Angelegenheit ist mir sechs Monate vor der Pensionierung auf meinen Schreibtisch geflogen, und es war mir absolut egal, ob hier was getrickst worden ist oder nicht. Ich war nur müde und wollte mich so kurz vor der Ziellinie nicht noch in einen Konflikt stürzen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte man den Vorgang auf einen Haufen legen und warten können, bis mein Nachfolger ihn bearbeitet.«
»Worum ging es?«
»Die GmbH war schon einige Zeit aufgelöst und die Vermögensanteile nach Abzug der Schulden verteilt, sofern es da überhaupt etwas zu verteilen gegeben hat. Alles erledigt, doch plötzlich ...«
Lemmy brüllte Overkill, und Lichthaus beeilte sich, das Gespräch anzunehmen. Es war Sophie Erdmann. Er verließ das Esszimmer und setzte sich im Flur auf die Treppe.
»Janina Kaiser ist im Krankenhaus. Ich habe ihr von unserer Überwachung erzählt, und daraufhin hat sie uns freiwillig die Papiere ihres Vaters übergeben. Sie ist völlig verschüchtert und weint ununterbrochen. Das Gesicht sieht übel aus. Egal.«
»Ist etwas Neues dabei herausgekommen?«
»Und ob! Kaiser hat noch ein traditionelles Notizbuch gehabt und darin alles Mögliche notiert.«
»Wieso haben wir das nicht gefunden?«
»Weil er es schon seiner Tochter gegeben hatte, du erinnerst dich, er hatte sie bereits teilweise eingeweiht.«
»Ja, richtig. Weiter.«
»Nun, Adnan Tatari, der Bruder des Paten, hat die Verhandlungen mit Kaiser geführt. Telefonisch versteht sich. Soll ein widerlicher Mensch sein, so kann man es in Kaisers Notizen lesen. Er hatte offensichtlich große Angst vor dem Typ. Dann Ressler. Der ist so etwas wie der Regionalfürst hier und für die Einzelheiten zuständig. Das Grobe übernehmen dann Schläger wie die beiden Albaner. Außerdem hat Kaiser die Verantwortlichen beim Bundesamt und bei Öcocertifica notiert.«
»Super, Brauckmann soll ...«
»Ist schon erledigt. Warte, das Beste kommt noch!« Lichthaus spürte, wie sie stolz grinste. »Im Notizbuch hat ein Dossier gelegen, in dem er das ganze Konstrukt beschreibt. Zu Janina hat er gesagt, das sei seine Lebensversicherung. Alles scheint auf seinem Mist gewachsen zu sein und ist in etwa so abgelaufen, wie wir uns das gedacht haben. Die Leute im Bundesamt haben Kontrollen, Zulassungen für Etikettierungen und was sonst notwendig war, manipuliert und kontrolliert, wodurch Öcocertifica schalten und walten konnte, wie sie wollte. Das ist aber nur die eine Hälfte eines Ringhandels. Zuerst exportiert die albanische Mafia Rindfleisch nach Albanien und erhält hierbei von der EU Sondererstattungen, das sind schlicht und ergreifend Subventionen. Man will den Markt vor Überkapazitäten schützen und fördert den Export. Zuständig ist auch hier das Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung. Das Fleisch wird jedoch in die EU zurückgeschmuggelt und von Unternehmen wie Schneider und Jost in Biorindfleisch umetikettiert, um es dann teuer zu verkaufen. Da dreht es sich insgesamt um viele Millionen.«
»Die kassieren also doppelt: Subventionen und den Mehrpreis für Biofleisch. Habt ihr Zahlen gefunden?«
»Nein, da Öcocertifica aber bundesweit agiert, liegt der Schluss nahe, dass die Masche nicht nur in unserer Region abgezogen wird.«
»Dazu gefügig gemachte Kontrolleure, und der Laden läuft wie geschmiert. Jetzt wird klar, warum die mit solcher Gewalt hier auftreten. Es geht um ganz große Summen. Gut. Danke für die Information. Ich denk, Brauckmann sollte das BKA einschalten. Gib ihm das Dossier
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