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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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gewesen.«
    »Gewesen?«
    »Er hat Ende September Schluss gemacht.«
    »Aha. Aber fangen wir von vorne an. Also Weihnachten.«
    »Ich habe das Bistro im November des gleichen Jahres eröffnet. Eines Nachmittags hat er hier hinten gesessen«, sie deutete auf den Tisch, an dem nach wie vor die Frau wartete und jede Minute auf die Uhr schaute. »Stundenlang hat er vor sich hingebrütet und langsam einen Kaffee nach dem anderen getrunken. Ich habe ihn beobachtet und war mir sicher, dass er von dem ganzen Treiben hier nichts wahrgenommen hat. Horst ist kein Typ, den man übersieht. Ein schöner Mann eben, obwohl er bereits älter gewesen ist«, sie nahm einen Schluck von ihrem Sprudel und trieb in ihren Erinnerungen dahin.
    »Gegen sieben bin ich dann hin und habe ihm gesagt, es sei Feierabend. Er hat mich nur verwirrt angesehen und gefragt, ob ich verheiratet sei. Früher, als ich noch bedient habe, wurden die Gäste bei so einer plumpen Anmache rausgeschmissen, aber ich habe erkannt, dass die Frage ernst gemeint war. Ich habe den Kopf geschüttelt, und er ist aufgestanden, um zu bezahlen, doch auf mein Warum hat er sofort von seiner Familie zu erzählen begonnen. Ich habe hinter Greta, das ist meine Aushilfe, die damals nur den Kopf geschüttelt hat, abgeschlossen und zugehört. Ich denke, Sie wissen, wie so etwas ist. Nach innen die Hölle, nach außen die Heile-Welt-Fassade. Glückliche Kühe, Hühner und Schweine, zumindest bis zum Schlachttag, ökologisches Futter und Gemüse, der ganze Zauber halt. Seine Welt war doch in Ordnung. Horst hat daran geglaubt. Jahrelang hat er alles ausgeklammert, was dieses Trugbild zerstört hätte, aber mit einem Mal konnte es nicht so weitergehen.«
    Lichthaus stellte seine Kaffeetasse ab. »Inwiefern?«
    »Er hatte am Abend zuvor, als seine Frau bereits im Bett war, die alten Fotoalben gefunden und einmal vergessen, die Augen zu schließen, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Lichthaus nickte. »Ihm ist bewusst geworden, wie schlimm es um sein Leben steht, und wollte nicht mehr wegschauen. Sich aufzuraffen, ist ihm jedoch sehr schwer gefallen. Er ist, er war so ein Scheuklappentyp, und die Einsicht, wie viele Baustellen seine Familie zermürben, hat ihn mit voller Wucht getroffen.«
    »Das hat er Ihnen alles noch am selben Abend erzählt?«
    »Das Allermeiste schon. Wissen Sie, das ist der Moment gewesen, in dem der Druck aus ihm entwichen ist, wie aus einem Luftballon der knatternd durch das Zimmer fliegt. Er hat erst aufgehört, als alle Luft raus war. Und genau wie der Ballon ist er letztendlich auch zu Boden gefallen. Er hat nicht geweint oder so, sondern ist nur noch apathisch gewesen. Ich habe ihn in meine Wohnung hier über dem Laden geschafft und dann irgendwie rauf aufs Sofa gewuchtet. Am Morgen war er verschwunden.«
    »Hatten Sie keine Angst?«
    Sie zögerte und errötete fast unmerkbar. »Doch. Ich habe die Schlafzimmertür abgesperrt und einen Stuhl unter die Klinke gestellt.«
    »Sie ...«, begann Lichthaus, aber Silke Fischbach unterbrach ihn: »Kurz nach diesem Tag hat er angerufen und wollte sich mit mir treffen, in Trier zum Essen. Von dem verletzten Zauderer ist kaum mehr etwas zu sehen gewesen. Er hat wieder die Maske getragen, die alle gekannt haben. Zielstrebig bis zum Verbohrtsein, charmant und – ja – für mich sehr anziehend. Wir sind noch in derselben Nacht miteinander ins Bett. Der fehlende Unterschenkel hat ihn nicht gestört.«
    Er schaute auf und sah sie forschend an. »Das ist mir entgangen.«
    »Mein verstorbener Mann und ich hatten ein Restaurant in Nordhorn. Eines Abends ist er am Steuer eingeschlafen und frontal auf einen entgegenkommenden Traktor geprallt. Er war sofort tot, und mir mussten sie das Bein amputieren.«
    »Das tut mir leid.«
    Sie zuckte die Schultern und nahm den Faden wieder auf: »Das ist Vergangenheit. Horst und ich sind ein Paar geworden, wenn auch nicht in der Öffentlichkeit. Auf mein Drängen hin ist er seine Probleme angegangen. Mit Roland hat er sich irgendwie geeinigt. Er ist so glücklich gewesen. Zu Alexander ist er anschließend nach Koblenz gefahren, doch der ist regelrecht ausgeflippt, als er Horst bei sich zu Hause vorgefunden hat. Eine Woche später ist dann zu der Enttäuschung eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch und angeblicher sexueller Belästigung von Alexanders Frau hinzugekommen. Die hat ihren Mann offensichtlich unter Druck gesetzt, denn kurz darauf wurde diese zurückgezogen. Ich glaube, diese Ehe

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