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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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gefüllt, von denen gerade ein Exemplar mit Salat und Käse wegging. Hinter der Theke zog sich ein auf alt getrimmtes Regal bis an die Decke. Im unteren Bereich befanden sich ein moderner Kaffeeautomat und schlichtes Designgeschirr in verschiedenen Pastelltönen. Darüber standen Geschenkartikel.
    Silke Fischbach war den Angaben des Melderegisters zufolge achtundvierzig Jahre alt, doch hätte Lichthaus die gepflegte Frau jünger eingeschätzt. Sie trug eine bordeauxrote Schürze mit Firmenaufdruck und Namenszug über einer weißen Bluse und Jeans. Ob sie ihr Alter dezent runterschminkte, konnte er nicht wirklich beurteilen, ging aber nicht davon aus. Die nussbraunen Haare waren lang und zu einem festen Zopf geflochten. Der Kunde vor ihm zahlte und zog grüßend ab.
    »Guten Tag, was kann ich für Sie tun?« Um die braunen Augen, die ihn trotz der freundlichen Ansprache traurig ansahen, nisteten sich kleine Fältchen wie Spinnenwebe ein. Im Augenweiß sah er selbst auf die Distanz rote Äderchen. Sie hatte geweint. Er zog den Ausweis hervor und hielt ihn so, dass sie ihn zu lesen vermochte.
    »Ich heiße Johannes Lichthaus. Ich bin von der Kripo in Trier. Können wir uns irgendwo allein unterhalten?«
    Sie blinzelte unsicher und schrak zusammen, als eine Gruppe von drei jungen Mädchen lärmend hereinstürmte und sich vor der Auslage aufbaute. Sie nickte ihm zu und rief durch eine offene Schiebetür gleich neben der Theke halblaut einen Namen, den er nicht verstand.
    »Einen Augenblick, bitte.« Sie bediente die Schülerinnen, die sich ewig nicht entscheiden konnten. Lichthaus schätzte sie auf dreizehn oder vierzehn und lächelte in sich hinein, als sie herumalberten und kokettierten. Ein Zupfen an einer Strähne, ein Glattstreichen des Anoraks, gefolgt vom prüfenden Blick im Spiegel hinter den Tassen. Eine von ihnen war groß gewachsen und würde zu einer schönen Frau heranreifen.
    Silke Fischbach arbeitete zügig, blieb dabei ausgesucht freundlich. Nur einmal sah sie ihn verunsichert an, wandte sich aber sofort wieder ab, als sie bemerkte, wie er sie beobachtete. Die Mädchen zahlten mit einem Berg Kleingeld und verschwanden Richtung Schule.
    Eine ältere Frau der Marke Graue Maus kam durch die Schiebetür und übernahm nach kurzer Anweisung das Bedienen der Kunden, während Lichthaus ihrer Chefin in den hinteren Teil des Bistros folgte. Von den vielleicht zehn Tischen waren drei besetzt. An einem las ein Mann in dunklem Anzug und hässlicher Krawatte die Frankfurter Allgemeine und lungerte mit weit ausgestreckten Füßen auf dem Rand des Stuhls. Ganz in der Ecke saß eine alte Frau vor leeren Tellern und einer Tasse mit eintrocknendem Kaffeerest. Sie trug billige Kleidung. Die Strümpfe waren ihr nach unten auf die schweren Schuhe gerutscht, wodurch sich ein Streifen der weißen krampfadrigen Beine zeigte. Sie schaute wartend auf ihre Uhr. Daneben knutschte ein junges Paar. Trotz der Kälte reichte ihm ein T-Shirt, wohl um seine Tätowierungen zur Schau zu stellen. Silke Fischbach wählte einen Tisch außerhalb der Hörweite ihrer übrigen Kunden und fragte, ob sie ihm etwas bringen könnte. Lichthaus nahm entgegen seiner Gewohnheiten dankend an und bat um einen Milchkaffee. Sie kehrte zur Theke zurück, und er bemerkte flüchtig ihr leichtes Hinken.
    Die Atmosphäre war gemütlich. Durch die milchigen Dachfenster fiel diffuses Licht und erhellte den Raum so weit, dass man tagsüber auch ohne Lampen lesen konnte. Zwischen den Tischen war ausreichend Abstand, um eine Unterhaltung frei von ungewollten Zuhörern möglich zu machen, was von dem weichen Bodenbelag und den gezielt platzierten Pflanzenkübeln unterstützt wurde, die alle Geräusche dämpften.
    Der Kaffeeautomat krächzte und wenig später kam Silke Fischbach, stellte eine große grüne Tasse auf die Tischplatte. Sie selbst hatte ein Glas Sprudel gewählt. »Sie sind schneller auf mich zugekommen, als ich erwartet habe.« Sie sah ihn nicht an, sondern schaute zu, wie er den Zucker im Kaffee verrührte.
    »Ein Nachbar hat uns von der Beziehung zwischen Ihnen und Horst Görgen erzählt. So etwas bleibt nicht lange verborgen.«
    Ein verächtliches Schnauben entwich ihr. »Mir war das ohnehin egal. Ich bin nicht verheiratet, doch Horst war so sehr auf seinen guten Leumund bedacht.«
    »Seit wann hatten Sie das Verhältnis?«
    Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. »Im Dezember, kurz vor Weihnachten, wären es genau zwei Jahre

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