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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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Gatter aufschwang und sie in den Laufgang stapfte. Eine Bürste schrubbte ihr wie in der Autowaschstraße den Euter ab, bevor vollautomatisch die Melkbecher angebracht wurden und der Melkprozess begann.
    »Schauen wir mal …« Görgen tippte auf der Tastatur, bis der Bildschirm Martas Daten zeigte. »Sie war heute Morgen um sechs Uhr schon einmal im Melker. Sie gibt rund sechzehn Liter pro Tag. Das ist eigentlich noch zu wenig. Wir bräuchten idealerweise knapp achtzehn täglich, erreichen das aber im Schnitt selten, da wir nur beschränkt Kraftfuttermengen zugeben dürfen. Auf einem Biohof liegt die Quote je Kuh immer unter der Maximalmenge. Tiere, die dauerhaft eine bestimmte Tagesleistung unterschreiten, sortieren wir zur Schlachtung aus. Wir züchten mit denjenigen, die trotz des geringeren Kraftfutters konstant viel Milch geben. Marta gehört wohl nicht dazu.« Er schaltete den Bildschirm ab, und sie gingen wieder hinaus. »Die Kühe gehen selbständig in den Roboter. Ich muss daher nicht früh morgens herumlaufen und melken. Hier links liegen die Mastbuchten und weiter hinten sind die Kälber.«
    »Was ist mit dem Gemüse und so?«
    »Sie meinen die Feldfrucht. Wir bewirtschaften rund einhundertachtzig Hektar Nutzfläche. Wir Biolandbauern sind verpflichtet, das Futter überwiegend selbst herzustellen. Unsere etwa achtzig Äcker liegen teilweise direkt neben dem Hof, sind aber auch über die Nachbargemeinden verstreut. Seit wir den Hofladen betreiben, kommen zu den Futterpflanzen zunehmend Feldgemüse und Salat dazu. Alles natürlich streng ökologisch angebaut.«
    »Ich habe gesehen, dass Sie auch Fertiggerichte herstellen.«
    »Convenience-Produkte nehmen insbesondere in der Metzgerei zu, wo wir Biofleisch mit Gemüse kombinieren. Wir haben einige Gerichte im Angebot und bauen das aus. Viele Leute sind faul, wollen sich jedoch gesund ernähren. Schon öko, aber schnell und einfach zubereitet. Nun, sie zahlen auch. Der Hofladen ist hierfür optimal. Wir gehen direkt zum Endkunden, da gibt es keine Margen mehr.« Görgen grinste breit, während seine Augen vor Stolz brannten. An ein Gatter gelehnt kraulte er einer Kuh den Hals. »Sehen Sie, das Tier hier ist für mich nur eine Möglichkeit, Profit zu machen.«
    Lichthaus begann, den großen Mann und seine Ökonomisierung der Biobranche zu verabscheuen. »Die Hühner und Schweine halten Sie woanders?«
    Görgen nickte. Mittlerweile verfärbte sich seine linke Gesichtshälfte, dort wo ihn Alexanders Schlag getroffen hatte, bläulich. »Die Hühner haben einen Mobilstall. Da hat jedes Vieh fünf Quadratmeter Auslauf auf einer Wiese. Wir nutzen ein System für siebenhundert Legehennen. Was nervt ist das Einsammeln der Eier von Hand. Hierzu beschäftigen wir einen Rentner auf Mini-Job-Basis. Die Sauen bringen wir zur Zucht in diesen Stall, zur Ferkelaufzucht gibt es einen Außenklimastall mit Einstreu für siebzig Tiere. Der steht drüben am Waldrand, damit der Mief nicht die Häuser da unten zustinkt. Vor allem nicht mein eigenes.«
    Lichthaus’ Handy piepte, und er schielte auf das Gerät. Zwei verpasste Anrufe stand vorwurfsvoll auf dem Display, und er erinnerte sich daran, während seines Gesprächs mit Renate Görgen den Klingelton ausgeschaltet zu haben. Er beendete die Stummschaltung und konzentrierte sich auf Görgen.
    »Hat Ihr Vater bei alledem mitgemacht?«
    »Nein, nie. Er war dagegen, die Rinderrasse umzustellen, da unsere alte Rasse aus der Region stammte, und er war auch nicht einverstanden, aus dem Biolandverband auszutreten, wodurch wir mehr Auflagen ausgesetzt sind, als notwendig wäre, um bio zu produzieren. Er war mittlerweile vom Revolutionär zum Bewahrer verkommen. Alles sollte so bleiben, wie es war. Was für ein Selbstbetrug. Schauen Sie nur auf seine Ehe.«
    »Wieso macht Ihr Bruder Ihnen Vorwürfe?«
    »Seiner Meinung nach ist Vater von mir rausgedrängt worden. Alexander glaubt, dass ich die Kontrolle will, um ihm das Erbe abspenstig zu machen. Das ist Unsinn. Der Alte ist hier auf dem Hof rumgelaufen und hat abends kontrolliert. Eigentlich war er raus, es ging ja auch körperlich nicht mehr, doch in die Buchhaltung war er noch fest eingebunden, da kannte er sich aus und hatte alles im Blick. Die Beschuldigungen sind Quatsch. Ich reagiere nur auf Notwendigkeiten. Er ist nicht mit der Zeit gegangen und hat mir im Weg gestanden, also habe ich ihn behutsam beiseitegeschoben.« Als er bemerkte, was er gerade gesagt hatte, schlug er

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