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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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du ihn von früher?«
    »Mein Gott ja, vom Alleenhof. Das waren die mit dem ersten Biohof plus Laden in der Gegend. Wir sind oft dahin. Die Tochter war in meiner Parallelklasse.« Sie dachte einen Augenblick nach. »Anne, genau, Anne Görgen. Komisches Mädchen.«
    Sie gähnte, und er warf sich quer auf das Bett, um sie flüchtig zu küssen. »Ich muss los, erzähl mir heute Abend von ihr.«

    Wenige Minuten später war er unterwegs. Auf dem kurzen Stück über Ruwer nach Kenn waren die dunklen Straßen fast menschenleer und nur einige Frühaufsteher warteten dick vermummt in der Kälte des Märzmorgens auf den Bus. Als er auf der Brücke rüber nach Ehrang fuhr, um Holger Steinrausch einzusammeln, verließ gerade ein großes Lastschiff den Hafen. Es war toll anzusehen, wie das ellenlange Ding im dünnen Nebel nur schwach vom Licht der orangefarbenen Lampen beleuchtet dahinglitt.
    Der Kollege stand schon vor dem Haus in einer stillen Nebenstraße, die Gummistiefel wie eine Aktentasche unter den Arm geklemmt. Steinrausch war Dienstältester in der Gruppe. Mit der Zeit war er etwas aus der Form gegangen und suchte seit seinem fünfundfünfzigsten Geburtstag häufig die damals neue Lesebrille, doch der Verstand in seinem kahler werdenden Schädel war hellwach und griff zudem auf einen enormen Erfahrungsschatz zurück. Lichthaus mochte den Mann, der mit seiner Frau das kleine Häuschen allein bewohnte, seitdem die zwei Jungen studierten. Ihn als Freund zu bezeichnen, wäre wohl übertrieben gewesen, seit ihrem traumatischen Fall hatten sie aber nach und nach eine tiefe gegenseitige Sympathie füreinander entwickelt. Auf der Herfahrt hatte Lichthaus eine Bäckerei gefunden, die ihm schon so früh am Morgen Teilchen verkaufte, und er bot Steinrausch davon an, als sich dieser auf den Sitz neben ihm fallen ließ und sein dauernd schmerzendes Knie rieb.
    »Hunger?«
    »Immer!« Steinrausch fummelte in der Tüte. »Oh, ein Liebesknochen. Wie komme ich denn dazu?« Er grinste und biss herzhaft hinein, nicht ahnend, was ihnen bevorstand.

    *

    Der Weg zum Alleenhof war leicht zu finden. Keine zwanzig Minuten brauchte man via Autobahn bis zur Abfahrt nach Wittlich. Von dort waren es nur wenige Kilometer, bis sie unten an der L 43 eine Werbung zum Direkteinkauf beim Erzeuger einlud. Das Schild hatte etwas Zynisches. Eine schwarz-weiß gescheckte Kuh lächelte freundlich und wies mit sauberen Hufen nun in Richtung der Leiche ihres Eigners. Auf der schmalen Straße erreichten sie nach ein paar Hundert Metern eine kleine Siedlung zwischen Streuobstwiesen und Feldern. Lediglich eine Handvoll Häuser duckte sich in einer flachen Senke vor dem Wind. Der Weg führte mitten hindurch, und Lichthaus sah einfache Satteldachhäuser in eintönigem Grau mit Bakelitverkleidung auf der Wetterseite. Rauch kräuselte sich aus den Schornsteinen in den beginnenden Morgen. In einigen Gärten ragten Bohnenstangen aus verwaisten Beeten kahl in die Höhe, in anderen rosteten Kinderschaukeln dem nächsten Besuch entgegen. Der Winter war zwar fast vorbei, doch vom Frühling fehlte noch jede Spur. Die frustrierende Ödnis nistete sich in Lichthaus’ Gemüt ein, und er sehnte sich nach der Wärme des Sommers.
    Das letzte Haus bot dann eine Überraschung. Modern und wuchtig, mit Sichtbeton und weiten Fensterflächen war es in einen gestylten Garten gestellt. Fraglos schön anzusehen, aber hier wirkte es seltsam fehl am Platz. Steinrausch grunzte kurz und wies hinüber: »Was für eine Hütte mitten in dieser Walachei.« Zwei Kurven später zweigte schließlich die Einfahrt zum Alleenhof ab, und ihre Spannung stieg an, verdrängte alle Müdigkeit.
    Als sie auf den Hof fuhren, sahen sie Siran Özdemir frierend vor einem großen, modernen Stallgebäude stehen. Unter seiner olivenfarbenen Haut erschien er ihnen sehr blass, wenig ambitioniert winkte er zu ihnen hinüber. Steinrausch schaute wortlos zu Lichthaus, der nur mit den Schultern zuckte und den BMW links neben den Bus der Spurensicherung stellte. Der Notarzt hatte sein Fahrzeug unmittelbar vor dem Stall noch innerhalb der Flatterbänder geparkt.
    Sie stiegen aus und warfen eilig die warmen Jacken über. In der vergangenen Nacht war das Thermometer wieder bis knapp unter null gesunken, weshalb eine dünne Eisschicht die kleinen Pfützen auf dem Hof überzog.
    Während Lichthaus in die Gummistiefel schlüpfte, die er auf Außeneinsätzen immer mitnahm, schaute er sich um. Der Alleenhof bot das Panorama des

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