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Bauernopfer

Bauernopfer

Titel: Bauernopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Peter
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zischte Garn. Er schüttelte entrüstet den Kopf und wollte noch weiterschimpfen, als Charly zu einer Entschuldigung ansetzte.
    »Verzeihung, Herr Rubin, aber wir wussten ja nicht, dass heute noch …«
    Mit einem Lächeln winkte Rubin ab: »Mehmets Spezial-Dönersoße, oder?« Er legte Daumen und Zeigefinger der rechten Hand aufeinander und küsste die Fingerspitzen. »Ab und zu muss es einfach sein.«
    Dann forderte er Charly auf, weiterzumachen. Charly umriss so kurz wie möglich und so ausführlich wie nötig den aktuellen Stand der Ermittlungen. Als er über die DNA-Spur berichtete, die den Bogen zu dem früheren Fall spannte, unterbrach ein Tarzanschrei und ein dreimaliges kurzes Summen seinen Vortrag. Charly spürte, wie er rot wurde, murmelte erneut eine Entschuldigung und fischte sein Handy aus der Hosentasche. Er hatte eine SMS erhalten.
    ›Konnst du mi heit zum reitn fahn???‹ leuchtete auf dem Display und oben drüber stand ›Nachricht von Julia‹.
    Er kannte seine Tochter; wenn er sich nicht meldete, würde sie es sofort noch einmal versuchen und noch einmal und noch einmal – und jedes Mal würde sie dafür zahlen. Während er sich unterbewusst Sorgen um die sprachliche und rechtschreibtechnische Zukunft der Handygeneration machte, tippte Charly so schnell er konnte eine Antwort: ›Jetzt nicht‹ – Senden.
    Dann legte er das Handy auf den Tisch. »Und da taucht eben auch wieder die Firma Gess …«
    Tarzanschrei. Nachricht von Julia: ›Naa, um fünfe.‹
    Er schaltete das Handy aus und wollte seinen Bericht vollenden.
    Garn schüttelte ungläubig den Kopf. Wie konnte man sich in Gegenwart des Herrn Polizeidirektor nur so aufführen! »Also, weißt, Charly, das ist eine Frechheit!«
    »Entschuldigung, tut mir leid! Meine Tochter muss zum Reiten und sucht einen Chauffeur.«
    Garn wurde bleich. Sein Mund öffnete sich und man konnte sehen, dass ihm Worte einer scharfen, missbilligenden Zurechtweisung im Kopf herumschwirrten und den Weg nach draußen suchten.
    Doch bevor er etwas sagen konnte, lachte Rubin: »Ach ja, ich kenn das. Meine Tochter reitet auch. Da kommt man sich manchmal vor wie der Fahrdienst einer Prinzessin. Wo reitet denn Ihre Tochter?«
    Es entwickelte sich ein kurzes Fachgespräch über reitende Tochter und fahrende Väter, dem die übrigen Beamten einschließlich Garn und Barsch zum Teil ungläubig, zum Teil leidenschaftslos folgten. Dann beendete Charly seine Fallschilderung und Rubin sicherte ihm die volle Unterstützung der Führung zu. Damit war die Besprechung beendet.
     
    Zwei Kollegen der ehemaligen AG Kiara begleiteten auf Barschs Weisung hin Charly in sein Büro und er erklärte ihnen, was bei den liegengebliebenen Fällen bereits veranlasst war. Gerade als sie unter protestähnlichen Hinweisen auf die schlechte Luft das Zimmer mit dem Aktenstapel verließen, brachte Paul die Flip-Chart und stellte sie ab. Zu einem Danke kam Charly nicht, denn sein Telefon klingelte.
    »Riederer, DonauKurier. Servus, Charly.«
    Das gibt’s doch nicht, dachte Charly. Gerade erst hatte er vom Ende des Falles Kiara erfahren, da wusste es der Lokalreporter auch schon.
    »Na, wer hat denn jetzt Recht gehabt, Charly?«, fragte der Journalist. »Bei der Kiara, mein’ ich. Du hast es doch gleich gesagt, oder?«
    »Hör bloß auf, Hubert. Kein Wort bitte. Die Frau Dorothea zerreißt mich in der Luft, wenn ich dazu jetzt irgendeinen Kommentar abgebe.«
    Doch Charly musste sich keine Sorgen machen. Er erfuhr von Riederer, dass ihm der verantwortliche Redakteur bereits mitgeteilt hatte, dass aufgrund der Vielzahl von anderen wichtigen Meldungen für die Nachricht im Fall Kiara kein Platz in der morgigen Ausgabe zur Verfügung stehen würde. Auch nicht in einer der nächsten Nummern und auch nicht am Wochenende. »Übrigens ein Schulfreund von Bierschneider, mein Redakteur.«
    Obwohl Riederer mehrmals und auf verschiedenen Wegen nach Gessler, dessen Firma und dem alten Fall fragte, ließ sich Charly nicht zu irgendeiner Aussage bewegen. Tatsächlich hatte bisher niemand daran gedacht, die Presse offiziell über den Zusammenhang mit dem Raub von früher zu informieren. Aber das war eindeutig Sache der Staatsanwaltschaft, da wollte sich Charly völlig raushalten. Als Riederer endlich aufgab, beeilte sich Charly aufzubrechen, um seine Tochter zum Reiten zu bringen.
    Zehn Minuten, nachdem er die Dienststelle verlassen hatte, traf ein Fax vom Schusswaffenerkennungsdienst des Bundeskriminalamtes ein.

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