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Bauernopfer

Bauernopfer

Titel: Bauernopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Peter
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nicht.«
    »Die Pistole wurde 1995 in Malaysia gestohlen, und Gessler ist andauernd geschäftlich in Malaysia unterwegs.«
    »Das sind 1000 andere Geschäftsleute auch.«
    »Wenn der Gessler in dem Fall irgendwie drinhängt, dann gehen wir davon aus, dass die Waffe aus Gesslers Umfeld stammt und wir bei einer Durchsuchung Hinweise darauf finden, woher diese Waffe stammt.«
    »Gessler hat ein Alibi.«
    »Das erst noch überprüft werden muss. Außerdem sind auch Anstiftung und Beihilfe möglich.«
    »Gewagte These!«
    »Sind Sie schlecht drauf heute?« Die ständigen Gegenreden der Anklägerin nervten Charly.
    »Entschuldigung, kann schon sein. Mich friert’s und ich sitz hier mit der Robe in meinem Büro, weil ich keine Jacke dabei habe. Mich ärgert immer der Tag, an dem ich einsehen muss, dass ich meine kurzärmligen Lieblingsblusen gegen meine langärmligen Lieblingsblusen austauschen muss.«
    Charly verbiss sich gerade noch die Frage, ob sich gestern Abend ihre romantischen Erwartungen auch nicht erfüllt hatten.
    Da gab sich Frau Gambrini-Steinmetz einen Ruck: »Also gut, schreiben Sie mir das so zusammen, dass ich es einem Richter verklickern kann, dann versuche ich, einen Durchsuchungsbeschluss zu bekommen. DNA dürfte das kleinere Problem sein.«
    Nach dem Telefonat saßen sie zu dritt vor Charlys Computer und feilten an einem verständlichen und logisch aufgebauten Text für einen Beschlussantrag. Wäre es nach Helmuth gegangen, wäre alles mit drei Sätzen erledigt gewesen. Charly hingegen wollte zu ausführlich formulieren. Bei all dem Für und Wider wurde klar, dass ein Durchsuchungsbeschluss tatsächlich auf sehr wackligen Beinen stand. Sandra war es, die den goldenen Mittelweg beschritt und aus Helmuths und Charlys Beiträgen die treffenden Formulierungen wählte. Nach einer Stunde hatten sie einen Beschlussantrag kreiert, den sie guten Gewissens der Staatsanwältin vorlegen konnten. Sandra schnappte sich einen Ausdruck, ließ Charly unterschreiben und machte sich auf den Weg zu Frau Gambrini-Steinmetz.
    Durch einen Schlag mit der flachen Hand auf die leichte Wölbung seines karierten Hemdes zeigte Helmuth an, dass ein derartiges Maß an geistiger Arbeit hungrig machte. Nach kurzer Beratung zog er los und besorgte Leberkäs-Semmeln.
    Nachdem sie ihr traditionelles Mahl abgeschlossen hatten, kehrte Sandra mit den ausgefertigten Beschlüssen für die Durchsuchungen und die DNA-Probe zurück. Sie aß zu Mittag nur einen mitgebrachten Apfel und erhielt daraufhin von Helmuth einen Vortrag über die Gefahren von Magersucht und Bulimie. Die Belehrung endete erst, als Sandra versprach, am Abend griechisch essen zu gehen.
    Nach dem Apfel besprachen sie bei einer Tasse Kaffee das weitere Vorgehen. Vermutlich war Gessler um diese Zeit in der Firma anzutreffen. Darum wollte Charly zusammen mit Helmuth die Durchsuchung im Betrieb durchführen. Sandra und ein weiterer Kollege vom K1 sollten zur Wohnung fahren und mal sehen, was dort auszurichten sein würde.
     
    Es hatte aufgehört zu regnen und zwischen den schnell ziehenden, grauen Wolkenfetzen blitzte immer öfter die Sonne hindurch. Helmuth hatte sich die Schlüssel geschnappt und sich hinters Steuer gesetzt. Schon bald wurde Charly klar, dass Helmuth zu dem Typ Autofahrer gehörte, der ihn regelmäßig auf die Palme brachte.
    Gleich hinter der Dienststelle mussten sie in der Dreizehnerstraße an einer roten Ampel halten. Als sie auf Grün umschaltete, gab Helmuth Gas und bog noch vor dem Gegenverkehr und vor den Fußgängern nach links in die Harderstraße ab. Charlys Finger schlossen sich um den Türgriff. In der Harderstraße beschleunigte Helmuth, weil die nächste Ampel schon auf Gelb schaltete. Er fuhr knapp bei Rot durch. Einige Schüler, die gerade den Fußgängerweg gegenüber betraten, schreckten zurück, als der Audi durchschoss. Am Ende der Harderstraße überholte Helmuth einen Radfahrer, der dann abbremsen musste, um nicht gegen den Audi zu stoßen, der unmittelbar vor ihm nach rechts in die Kupferstraße einbog.
    »Übrigens: Mei’ Frau arbeitet doch im St.-Josefs-Altenheim in Gerolfing«, begann Helmuth während seiner Fahrmanöver zu plaudern. »Und von daher kennt sie die Sekretärin vom Gessler.«
    Am Zebrastreifen in der Kupferstraße warteten die Passanten geduldig, bis der Audi durchgefahren war. Vermutlich hatten sie erkannt, dass der Wagen bei der leicht überhöhten Geschwindigkeit auf dem nassen Kopfsteinpflaster gar nicht mehr

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