Baustelle Baby (German Edition)

Fachmann die Überzeugungsarbeit leisten.
Platz 3: Statt Null-Bock Win-Win.
    Wie wär's mit einem Deal? Sie tun ihm einen Gefallen – z. B. mit dem, was professionelle Damen »Handentspannung« nennen –, und er »darf« Ihnen im Gegenzug die Fußreflexzonen oder den Bauch zur Vorbeugung von Schwangerschaftsstreifen massieren. Oder Sie bekommen die Massage vorher und erlauben ihm, sie nicht nur auf die Füße zu beschränken. Es besteht Hoffnung, dass sich unser anfängliches Zögern doch noch in etwas Schärferes verwandelt – siehe oben ...
Platz 4: Ménage à trois – with a little help of our friends.
    Ja, es kann sein, dass uns unser Schatz momentan durch seine bloße Anwesenheit nicht so in Stimmung bringen kann wie sonst.Und vermutlich funktionieren auch unsere liebsten Tantra-Stellungen »dank« implantierten Gymnastikballs nicht so locker-flockig wie gewöhnlich. Aber Mr. V. Brator, unser zuverlässiger batteriebetriebener Freund, hat noch selten dabei versagt, uns in Wallung zu bringen. Lassen Sie ihn das Warm-up übernehmen, und Sie können sicher sein: Schatzi wird mit Begeisterung dazustoßen.
Platz 5: Wenn das Baby auf sich warten lässt, kann Sex sogar den Startschuss für die Wehen geben.
    Sperma enthält einen Stoff namens Prostaglandin, und der kann Wehen auslösen. Keine Panik: Dieser Mechanismus greift erst kurz vor der Geburt, vor einer Frühgeburt durch Sperma-Invasion muss man darum keine Angst haben!
Platz 6: Nutzen wir die Chance, solange es noch geht.
    Wenn nämlich – wie bei mir zum Schluss – vorzeitige Wehen drohen, verbietet das der Onkel Doktor. Und nach dem Touchdown ist in schätzungsweise 90 Prozent aller Partnerschaften erst mal ein paar Monate Zwangspause. Zum einen, weil mit einem Säugling plötzlich rund um die Uhr Remmidemmi herrscht. Zum anderen, weil ein Dammriss oder Kaiserschnitt heilen muss und vor allem das Stillhormon Prolaktin die Lust blöderweise zusätzlich dämpft, sobald der Molkereibetrieb eröffnet ist – bei mir ging zumindest in der Stillzeit gar nix mehr. (Bei beiderseitiger Lust, die auf ein gemeinsames Zeitfenster trifft, steht aber auch jetzt dem fröhlichen Matratzenhüpfen nichts entgegen. Zu den speziellen Tücken, die hier nach der Geburt warten, komme ich noch.)
    Bei aller Pragmatik aber bitte immer schön entspannt bleiben und dran denken: Sex soll Spaß bringen und keine Pflichtübung sein. Einfach mal locker probieren – wenn's wirklich keinen Bock macht, ist es erlaubt, jederzeit aufzuhören. Aber wenn es funkt, verpassen wir nicht nur unserer Beziehung eine Frischzellenkur,sondern auch unserem eigenen Befinden. Mit dem Bonus, der unseren Baustellen-Mitarbeiter bei der, äh, Stange halten soll, belohnen wir uns eigentlich selbst.
    All das soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen: Auch ich hatte erst mal ein paar Schwierigkeiten mit dem Anlasser, habe dann aber meinen ganz eigenen Lösungsansatz gefunden.
    ----

    STOP AND GO STATT STOSSVERKEHR – DESTINATION LIBIDO
    »Samenraub in der Besenkammer«, diese Schlagzeile ist aus gutem Grund das Erste, was mir einfällt, wenn ich an Männer mit hochschwangeren Frauen denke. Boris Becker amüsierte sich, wie schon gesagt, damals in der Besenkammer eines Londoner Edeljapaners mit einer exotischen Dame – während seine Frau Barbara mit vorzeitigen Wehen im Krankenhaus lag. Da der Quickie im Kämmerlein bekanntermaßen nicht ohne Folgen blieb, würde Sherlock Holmes folgern: Bum-Bum-Boris bumste wohl auch noch ungeschützt.
    Okay, dass Männer egoistische Arschlöcher sein können, war für mich schon damals nichts wirklich Neues. Trotzdem empfand ich die Geschichte als so grausam, dass sie sich wie Säure tief in mein Gedächtnis geätzt hat.
    Inzwischen war ich also dann selbst schwanger, und wie eine Leuchtreklame am Times Square blinkte diese fiese Story beim Thema Sex ständig in meinem Kopf auf. Eigentlich sollte doch nun aber – laut Schwangerschaftsratgeber – die Zeit für genussvollen Stoßverkehr angebrochen sein!? Die Frau in anderen Umständen konnte unter Umständen zu gigantomanisch heftigen multiplen Orgasmen abheben.
    ... Ah ja! Super! Dunkel erinnerte ich mich auch an eine »Sex and the City«-Folge, in der Miranda, hochschwanger und mit einer Figur wie Barbapapa, um Sex bettelte.
    Ich aber hatte mit der Sache nur dieses eine winzige Problem: Seitdem ich schwanger war, hatte irgendjemand meine Libido ausgeknipst. Ein verkehrsberuhigtes Leben im Kloster erschien mir zur Zeit