Baustelle Baby (German Edition)

eine echte Schwierigkeit darstellen. Frau Evolution, the funny old bitch, hat hier mal wieder ihre Finger im Spiel. Wieso sollte es zur Abwechslung denn aber auch plötzlich reibungslos laufen zwischen Männlein und Weiblein?

DAS PROBLEM: ÖSTROGEN GEGEN TESTOSTERON
    Es ist ja so: Wir streichen in unserem Nestbauwahn mal eben gut gelaunt das Haus mit ökologisch korrekter Farbe um, bepflanzen jede Ecke im Wintergarten mit rosa Bougainvillea und könnten vor lauter Energie Bäume ausreißen. (Zumindest mir ging das so.)
    Bei all diesen Aktivitäten turnen wir unserem Liebling ständig mit unseren brandneuen, prallen und extrem appetitlichen XXL-Porno-Hupen vor der Nase herum. Das arme, derartigen optischen Schlüsselreizen ausgelieferte Männchen weiß deshalb oft gar nicht mehr, wohin vor lauter Sabber. Das ist die eine Seite.
    Die andere Seite ist: Mutter Natur, die ignorante Kuh, hat uns nicht nur mit diesem sagenhaften Balkon beschenkt. Sie hat uns auch mit ein paar raffinierten Hormönchen so programmiert, dass uns als werdender Mama der Sinn nach allem Möglichen steht. Bei mir war es das Eis mit Schoko-Topping, anderen ist nach Limo mit Möhrensaft. Und natürlich freuen wir uns über ausgedehntes Strampelanzug-Shopping mit der besten Freundin oder ertappen uns regelmäßig beim Sperrmüll-Trüffeln für Kinderzimmerschätze. Ja, ich habe sogar von Mädels gehört, die plötzlich angefangen haben, Platzdeckchen zu häkeln. Der ganz normale Nestbautrieb eben. Bis dahin völlig in Ordnung. Blöd ist nur, dass alle anderen Triebe oft auf einer Skala im unteren Bereich zwischen »etwas weniger dominant als sonst« bis »nicht vorhanden« vor sich hin dümpeln.
    Der Mann an unserer Seite kommt jedenfalls bei der Samba der Östrogene nicht immer in einer tragenden Rolle vor. Es sei denn, er soll sich um unseren Kasten alkoholfreies Malzbier kümmern, den uns die Hormone zu kaufen befahlen. Doch ausgerechnet in seiner eigenen Lieblingsrolle als Liebesgott ist der Lastenträger manchmal ein bisschen in Vergessenheit geraten. (Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel, es gibt Schwangere, die während der gesamten Schwangerschaft ganz besonders scharf sind – in diesem Fall kann ich nur sagen: Herzlichen Glückwunsch! Leben Sie's aus!)
    Den ultimativen Dienst hat Mr. Lover ja aus Perspektive der leider furchtbar unromantischen Natur schon geleistet und uns mit seinem Erbgut beglückt. Ist das Tor einmal geschossen, ist es der Evolution anschließend vollkommen schnuppe, wie sich der Torschütze auf der Ersatzbank fühlt, auf die wir ihn trotz seiner Glanzleistung jetzt gern setzen. Schließlich haben wir Wichtigeres zu tun: Wir sollen die Ankunft des neu angekauften Nachwuchs-Spielers vorbereiten!

LIEBE GEHT DURCH DIE NASE: DIE ISS
    Der Grund für ein (möglicherweise! – vorübergehendes!) verringertes Interesse liegt unter anderem in unserer durch die Schwangerschaft veränderten Riechkolbenfunktion. Oder genauer gesagt: Darin, dass wir auf die Sexuallockstoffe unseres Bestäubers jetzt anders reagieren.
    Auf der Pirsch und noch ohne Braten im Ofen hatte Mütterchen Natur unser Näschen noch als ISS (Idealer-Samenspender-Spürnase) programmiert: Männer, die im Vergleich mit unserem eigenen sehr unterschiedliches Erbgut haben – was gesunden Nachwuchs verspricht –, fanden wir da rasierklingenscharf. Der Haken: Sobald wir von Mr. Gene Perfect tatsächlich schwanger sind, wird in unserem Schnupperdetektor ein neues Programm gestartet. Dann werden wir tendenziell auf familiäre Gerüche gepolt. Motto: Auf Mama ist stets Verlass, auf Männe nicht immer. Wir suchen darum in der Nestbauphase die Nähe zu unseren Blutsverwandten – unserer loyalen und verlässlichen Festung von früher eben.
    Doofer Nebeneffekt: Unser Lover kann da geruchstechnisch nicht mithalten. Das heißt zwar nicht, dass er uns stinkt – so schlimm ist es wiederum nicht –, aber er macht uns eben auch nicht mehr einfach nur durch das Schnuppern an seiner starken Brust heiß. (Genaueres zu der bahnbrechenden Studie, die zu diesen Erkenntnissen geführt hat, finden Sie übrigens in Teil II des Buches.)
    So kommt es dann zu alarmierenden Szenen wie diesen: Wir liegen abends im Bett und segeln bereits süßen Träumen entgegen (Nestbau macht glücklich, aber vor allem unglaublich müde). Ausgerechnet jetzt wittert unser Männe jedoch endlich seine Chance auf ein kleines bisschen Liebe. Sachte robbt er heran und legt vorsichtig eine Hand von hinten