Bd. 3 - Der dunkle Stern
die Abwehrfelder gegenseitig entluden. Barbara warf sich nach vorn und schob den Alien aus dem Weg, dann übernahm sie die Steuerkontrolle und veranlasste einen abrupten Kurswechsel.
Doch es war schon fast zu spät. Flottentransporter waren nicht für das Manövrieren auf engem Raum konzipiert, und es fehlte in diesem Moment an dem nötigen Platz. Die sich berührenden Energiefelder beider Schiffe waren in ein leuchtendes Orange übergegangen, und es war schlicht unmöglich, die überschüssige Energie abzuleiten und gleichzeitig das Feld aufrechtzuerhalten.
Die auf das Schiff einwirkende Belastung sorgte dafür, dass die beiden Steuerbordarme des Transporters abgerissen wurden und gegen den Rumpf des feindlichen Schiffs schleuderten. Der vordere Arm knickte unter lautem Knarren ab, blieb aber in einem unmöglichen Winkel hängen, während die Arme an Backbord und am Heck mitsamt den Sensoren sich losrissen. Rote Warnleuchten blinkten an allen Schadenskontrollanzeigen auf, Dutzende von Rissen hatten sich bereits am Rumpf der Duc gebildet.
Barbara entschied sich für den einzigen Weg, der ihr in den Sinn kam – ein Weg, der jedem Kampfinstinkt widersprach: Sie schaltete die Abwehrfelder ab und setzte das, was vom Rumpf noch übrig geblieben war, ungeschützt dem Beschuss durch den Feind aus. Mit dem letzten Rest Antriebsenergie begann der übel zugerichtete und wehrlose Transporter, seinen Kollisionskurs zu verlassen.
Das Schiff der Aliens war nicht vorbereitet auf die plötzliche, massive Entladung der Abwehrfelder der Due› und es schien zudem nicht in der Lage, die Waffen abzufeuern. Doch der Transporter war zu dicht an seinem Gegner, als dass das eingeleitete Ausweichmanöver noch etwas hätte bewirken können. So bewegte er sich weiter auf das Schwarm-Schiff zu, ein Wirbelsturm aus Energie riss am Rumpf, bis die auf ihn einwirkenden Kräfte zu groß wurden.
Eine neue Sonne wurde Augenblicke später am Rand des Josephson-Systems geboren.
Im Garten des Hohen Lords auf Zor’a ließ Sa’a HeYen ihr hi’chya sinken und brachte ihre Flügel in die Pose der Huldigung gegenüber esLi.
22. Kapitel
Sie wollten es wissen, sagte die Stimme in Jackies Kopf. Der Tonfall klang so, als hätte sie es schon zuvor einige Male gesagt.
Jackie war sich nicht sicher, ob sie wachte oder schlief. Vermutlich schlafe ich, dachte sie, da sie in ihrer Schulter keinen Schmerz spürte. Irgendwo weit weg in der wachen Welt feuerten die Schiffe vermutlich immer noch aufeinander. In dem Zustand, in dem sie sich augenblicklich befand, gab es darauf aber keinen Hinweis.
Sie wollten es wissen.
»Schon gut«, sagte sie. »Was wollte ich wissen?«
Worum es ging. Welche Auswirkungen Ihr Handeln hatte.
»Schön, dann klären Sie mich auf.«
Öffnen Sie die Augen.
Sie befolgte die Aufforderung und fand sich in einem Raum wieder, in einer in Fels geschlagenen Höhle, die von aktinisch blauem Licht beschienen wurde. Mit ihren gewölbten Decken und Wänden war sie eindeutig keine von Zor oder Menschen geschaffene Unterkunft, außerdem fehlte es ihr an jeglicher vertrauter Dekoration. Stattdessen zogen sich Wirbel und abstrakte Muster über die Wände, die in regelmäßigen Abständen die Farbe wechselten.
An der gegenüberliegenden Wand entstand ein Schlitz, ein insektoides Geschöpf schob sich durch die Öffnung, dicht gefolgt von einem zweiten, ähnlich aussehenden Wesen. Jackie griff nach ihrem Schwert, konnte es aber nicht ertasten. Dann wurde ihr klar, dass sie hier offenbar nur Beobachterin des Geschehens war.
Nicht viele Menschen hatten den Feind bislang in natura sehen können, und noch weniger dürften erlebt haben, wie sie sich untereinander in einer aus Knack- und Zischlauten bestehenden Sprache unterhielten. Für Jackie war es die erste Gelegenheit, die Aliens zu beobachten.
Der längliche mattschwarze Insektenleib wurde von vier kräftigen Beinen getragen, die so wie bei Menschen jedes über ein Kniegelenk verfügten. Die vordere Hälfte des Rumpfs war vertikal aufgerichtet, zwei Arme wuchsen daraus hervor, die in Händen mit mehreren Fingern ausliefen. Der Kopf war wie ein abgerundeter Kegel geformt, zwei Augenstiele ragten daraus hervor, die ständig in Bewegung zu sein schienen. Das Gesicht war vor allem von einem großen Maul mit Reißzähnen sowie gefährlich aussehenden Beißzangen geprägt. Tentakel traten oben und unten zu beiden Seiten aus dem Kiefer hervor und flatterten hin und her.
Sie wollten es
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