Bd. 3 - Der dunkle Stern
die Duc d’Enghien weiter nähern und wiederholt Breitseiten abfeuern konnte.
»Ich habe immer noch ein paar Fragen, Stone«, sagte Jackie, deren Klinge unverändert auf seine Brust gerichtet war. »Es gibt da noch das ein oder andere, das ich nicht verstehe.«
»Ich bin immer bereit, auf Fragen zu antworten«, erwiderte er und grinste unablässig weiter. »Ich weiß allerdings nicht, ob Ihnen die Antworten auch gefallen werden.«
»Lassen Sie das mal meine Sorge sein. Sie haben die ganze Zeit über im Hintergrund gelauert, vermutlich schon seit Cicero. Oder noch länger.«
»Noch länger«, bestätigte er.
»Aber immer war es Sharnu, der mich angriff. Sharnu - Shrnu’u HeGa’u – kam aus der Unterwelt, um im Dsen’yen’eh’a gegen mich zu kämpfen. Er griff mich auf der Fair Damsel an, ebenso auf Dieron. Vermutlich war es sogar Shrnu’u HeGa’u, der auf Center Damien Abbas umbrachte. Aber wenn Sie so verdammt mächtig sind, warum hatte er dann keinen Erfolg? Was sollte das alles? War das nur ein Test?«
»Wenn Sie so wollen.«
»Ich will es nicht so. Mir gefällt auch nicht, was Sie mit Owen Garrett machen. Er weiß so wenig, welche Rolle er spielt, wie ich es für mich selbst weiß. Aber er ist Ihnen nicht begegnet, Stone. Er weiß nichts von Hesya. Byar HeShri sagte mir, die Schmach diene keinem bestimmten Zweck, und Shrnu’u HeGa’u habe mich nur deshalb angegriffen, weil Qu’u sein uralter Feind sei.
Aber warum jetzt diese Veränderung? Warum sind Sie jetzt hier? Weil ich die Verbindung zur Shr’e’a-Legende hergestellt habe, mit der Sie mich zu täuschen versuchen? Warum versuchen Sie nicht einfach wieder, mir einen Schlag auf den Kopf zu verpassen? Und wo ist Shrnu’u HeGa’u?«
»Wo er die ganze Zeit war«, antwortete Stone. »Gleich hinter Ihnen.«
»Er ist nah … sehr nah …« Sa’as Flügel durchliefen in rascher Folge ein Dutzend Haltungen. Sie hob ihr hi’ehya, das sich an ihrer Seite befunden hatte, jetzt wieder hoch, ihre Krallen schlossen sich fest um das Heft. T’te’e sah sich im Garten um. Der alHyu und andere Diener blieben auf Abstand, aber ihre Flügel verrieten Sorge, keine peinliche Verlegenheit. Viele von ihnen kannten ein derartiges Verhalten noch vom vorangegangenen Hohen Lord, aber hier schien es um wahre Vorsehung zu gehen, nicht um Wahnsinn.
»Was ist mit den esGa’uYal?«, fragte T’te’e.
»Die esHara’y sind fast alle vernichtet«, antwortete Sa’a, ohne ihn anzusehen. »Vier Krallen sind gebrochen, eine fünfte hält noch aus. Aber die wahre Gefahr lauert nicht am Ende des chya- Arms – sie ist dem Herzen nah.« »Kann es getan werden?«
»esLi«, flüsterte Sa’a förmlich. »esLis schützende Schwinge.« T’te’e brachte seine Flügel in die Pose der Ehrerbietung gegenüber esLi, doch noch bevor er oder die meisten anderen Anwesenden die Geste vollendet hatten, beschrieb Sa’a mit dem hi’chya eine kreisende Bewegung, wobei ihre Flügel sich wie ein Wasserfall bewegten …
Jackie wandte sich von Hesya/Stone ab. Sie wusste, es konnte eine Falle sein, aber so gefährlich es auch war, auf seine Worte zu reagieren, so sehr fürchtete sie einen Angriff von Shrnu’u HeGa’u. Noch während sie sich umdrehte, kam ein so heftiger Wind aus der Richtung der mit Knochen überzogenen Türme auf, dass sie zu taumeln begann und zu Boden fiel.
- Sie kniete im Frachtraum der Fair Damsel nieder, der in helles, aktinisches Licht getaucht war. Ihr chya hielt sie vor sich ausgestreckt, vor ihr befand sich die vierundsechzigarmige Finsternis von anGa’e’ren. An alles konnte sie sich jetzt erinnern – an die höhnische Stimme von Shrnu’u HeGa’u, an das wellenförmige Zucken der dunkle Pseudopodien. Irgendwo hoch über ihr stand ihr uralter Feind an den Kontrollen für das Deck. Ein kurzer Blick über die Schulter enthüllte seine Identität …
- Donner kam von den Livingston Mountains herab, Blitze zuckten über den Himmel. Ihre Jisi-Bilder schienen unerreichbar weit entfernt. Halb kniete, halb kauerte sie auf dem vom Regen aufgeweichten Boden und sah, wie das Bild ihrer Mutter sich veränderte, als würde sich eine Schlange häuten. Ihre Mutter legte die Arme aneinander, und dann hielt sie in ihren Händen ein Schwert, das fauchte und knurrte und Jackie eine Gänsehaut bereitete. Doch während das Bild ihrer Mutter verschwand, rückte an ihre Stelle nicht das Gesicht von Shrnu’u HeGa’u … Es war das Gesicht von jemandem, der ihr sehr
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