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be-coming

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Titel: be-coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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schmale Hüfte. Ich trat hinter ihn, schlug leicht mit der Hand auf seine angespannte Rückseite.
    Er hasste es, wenn ich ihn mit der Hand schlug. Es erinnerte ihn an seine Kindheit, wie er mir einmal erzählt hatte. Und genau diese Wut reizte mich, ich wollte an seine Grenzen gehen.
    Wieder traf meine Hand seine entblößte Haut, das klatschende Geräusch steigerte seinen Zorn. Und – obwohl ich damit hätte rechnen müssen – war ich für eine Sekunde überrascht, als ein Ruck durch seinen Körper ging. Er drehte sich um 180 Grad, seine Faust schoss nach vorn, in Richtung meines Kehlkopfes. Ich reagierte fast augenblicklich, drehte mich ein wenig, sodass ich ihm kein Ziel mehr bot.
    Ich wusste, dass er den Schlag nicht voll durchgezogen hatte, aber er hätte mich trotzdem von den Füßen geholt.
    Er starrte mich an, und ich starrte zurück. Zwang ihn mit meinem Blick in die Knie. Ich sah, dass er zitterte. Aber auch ich war gespannt, Adrenalin pulsierte durch meinen Körper, mein Herz raste.
    Schweißperlen glitzerten auf Michaels Körper, er beugte sich nach vorn, griff nach mir. Ich widerstand dem Drang zurückzuweichen. Er umklammerte meine Waden und küsste unterwürfig meine Schuhe. Erstaunt beobachtete ich ihn. Dann trat ich einen Schritt zurück und befreite mich aus seiner Umarmung. Auf allen Vieren kniete er nun vor mir, noch immer zitternd.
    »Knie dich ordentlich hin, Michael«, befahl ich dunkel. Er war sofort wieder auf den Knien, mit gesenktem Kopf.
    Ich trat wieder ganz dicht an ihn heran. »Du willst es also auf die harte Tour – das kannst du bekommen.«
    »Falk, es ...«
    »Steh auf«, unterbrach ich ihn.
    »Falk ...« Mike stand langsam auf. Er war so groß wie ich.
    »Geh mir aus den Augen.«
    Er zögerte einen Moment, dann drehte er sich um und verließ mein Zimmer.
    Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, atmete ich tief durch und ließ mich in meinen ledernen Schreibtischstuhl fallen. Er hatte mich überrascht. Michael war wie ein empfindliches Tier, ein Raubtier, schwer einzuschätzen. Und auch wenn er die Erniedrigung und den Schmerz wollte und schätzte, reagierte er manchmal absolut unvorhersehbar für mich.
    Als ich mich wieder beruhigt hatte, verließ auch ich den Raum und suchte nach Phil. Ich würde es ihm überlassen, Mike zu disziplinieren. Phil war härter, unnachgiebiger als ich, aber das machte Mike nichts aus. Vielmehr die Tatsache, dass ich mich nicht um ihn kümmerte, würde ihm die Tränen in die Augen treiben.
    Aber er hatte es darauf angelegt. Noch immer wusste ich nicht genau, was seine Sicherung hatte durchbrennen lassen. Es war nicht etwa so, dass er gehen wollte. Er konnte jederzeit gehen und das wusste er auch. Aber ich hatte irgendeine Grenze überschritten, und ich musste mit ihm darüber sprechen. Vielleicht später ...
     
    »Du willst doch nicht heimlich beichten«, witzelte Phil, als die dunkle Türglocke ertönte. Wir saßen zusammen in seinem kleinen Zimmer und tranken Cappuccino. Er hatte die Beine an den Körper gezogen, die Füße auf dem edlen Samtbezug des Sessels, und sah alles andere als gefährlich aus in diesem Moment.
    Ich grinste ihn an. »Nein, ich recherchiere. Und manchmal muss man sich dafür auf feindliches Terrain begeben ...«
    Ich stand auf und ließ ihn in seinem Zimmer zurück. Mit schnellen Schritten begab ich mich zur Tür und öffnete.
    »Kommen Sie rein, Pater«, sagte ich lächelnd.
    Pater Sheehy war ein großer, etwas dicklicher Mann mit gütigen, ein wenig erschlafften Gesichtszügen. Er machte auf den ersten Blick einen etwas dümmlichen Eindruck, doch in seinen Augen funkelte eine beunruhigende Intelligenz.
    »Mr Arthur.« Er neigte leicht den Kopf und trat ein. »Schön wohnen Sie hier.«
    Ich sah ihn aufmerksam an. »Ich freue mich, dass Sie mir Rede und Antwort stehen wollen.«
    Er lächelte schmal. »Aber glauben Sie nicht, dass ich einen Ihrer Romane lesen werde.«
    »Davon bin ich nicht ausgegangen.«
    Pater Sheehy sah mich bereits im Fegefeuer schmoren. Wahrscheinlich war das sein einziger Antrieb gewesen, meiner Einladung zu folgen.
    Wir betraten mein Arbeitszimmer.
    »In erster Linie möchte ich mit Ihnen über das Zölibat sprechen, Pater Sheehy. Sind Sie nicht der Meinung, es ist überholt?«
    Er drehte sich zu mir um. »Mr Arthur, eine Institution wie die Kirche ist doch keiner Mode unterworfen.«
    »Setzen Sie sich«, bat ich höflich.
    Etwas schwerfällig ließ er sich in einem der Sessel nieder.
    » Glauben

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