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BE (German Edition)

BE (German Edition)

Titel: BE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Eichinger
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Öffentlichkeit, in die sie schon das Buch katapultiert hatte. Zum Start des Films reiste sie mit Uli Edel nach Los Angeles. Man wohnte – wo sonst? – in dem coolsten Hotel der Stadt, dem Chateau Marmont. »Wir hingen dort mit Nina Hagen, Billy Idol und diesem Radio DJ Rodney Bingenheimer ab. Das ist so ein seltsamer kleiner Typ, der einen Narren an Christiane gefressen hatte«, erinnert sich Uli Edel. Das Treffen zwischen Christiane und Bingenheimer, der als DJ die kalifornische Punk-Rock- und New-Wave-Musikszene nachhaltig beeinflusst und als Erster Bands wie Blondie, The Sex Pistols und The Ramones aufgelegt und unterstützt hatte, sollte Musikgeschichte schreiben. Christiane hatte nämlich eine Musikkassette mit Nenas »99 Luftballons« im Gepäck. Als Rodney Bingenheimer den Song hörte, war er davon so angetan, dass er ihn prompt in seiner Radiosendung spielte und sich öff entlich dafür begeisterte. »99 Luftballons« knackte somit als einer der wenigen deutschen Popsongs den amerikanischen Markt, und Nena wurde – so die deutsche Presse – zu Deutschlands »heißestem Exportschlager«.
    »Christiane war völlig aufgeregt und schlug sich die Nächte um die Ohren«, so Uli Edel und erinnert sich weiter: »Wir hatten wirklich eine tolle Zeit, die damit endete, dass ich eines Morgens im Chateau Marmont aufwachte. Draußen vor dem Hotel war alles voll mit Krankenwagen, Polizei, Paparazzi fotografierten und Fernsehkameras filmten. Christiane klopfte an die Tür meines Hotelzimmers und wollte wissen, was denn da los sei. Also ruf ich unten am Empfang an, und der Concierge meinte: ›Oh, wissen Sie nicht? John Belushi ist letzte Nacht an einer Überdosis gestorben.‹ Und ich so: ›Wer ist John Belushi?‹« Es war die berühmt-berüchtigte Nacht, in der der Komiker John Belushi, am meisten bekannt für seine Rolle in »Blues Brothers«, an einem »speedball« – einer Kombination aus Kokain und Heroin – im Bungalow Nummer 3 des Chateau Marmont gestorben ist. Der Fall machte Furore, weil verschiedene Hollywoodstars Belushi in der Nacht noch in seinem Bungalow besucht hatten. Nach ihrem Höhenflug durch den Hollywood-Olymp fiel Christiane mit einem Mal platt auf den nackten Beton ihrer Vergangenheit. »Sie ist total ausgefl ippt: ›Ich muss hier raus! Ich muss hier raus, Uli!‹ Wir sind dann auch sofort ausgezogen.«
    Genau drei Jahre später wurde Christiane Felscherinow mit Heroin für den Eigenbedarf erwischt und verhaftet. Die Süddeutsche Zeitung (6. Februar 1985) schrieb: »Christiane war so lange immun gegen das Heroin, wie sie von ihren neuen Drogen angetörnt wurde – dem Medienrummel, dem frühen Ruhm. Jetzt, wo das alles vorbei ist, hat sie offenbar wieder zur Spritze gegriffen.« 2007 besuchte sie Bernd und Uli am Set von »Der Baader Meinhof Komplex«. Bernd erzählte, sie hätte immer noch das Charisma eines Stars gehabt und die Leute dazu gebracht, sich nach ihr umzudrehen. Sie war immer noch die Ikone. Aber sie war nicht clean, das war auch Bernd klar. Ein paar Monate später ging ihr Foto wieder durch die Presse. Das Jugendamt hatte Christiane Felscherinow das Sorgerecht für ihren Sohn entzogen, weil sie wieder rückfällig geworden war. Die Geschichte der wahren Christiane F. hat leider kein Happy End.

Die magischen Kanäle des Verleihgeschäfts – Das Boot
    IN Woody Allens »Der Stadtneurotiker« gibt es eine Szene, in der Allen und Diane Keaton in der Kinoschlange stehen und er sich über seinen Hintermann aufregt, der lautstark den Intellektuellen gibt. Als der Hintermann schließlich über den Medientheoretiker Marshall McLuhan doziert, rastet Allen aus. Es kommt zu einem Streit, wer von beiden – Allen oder sein Hintermann – besser Marshall McLuhan versteht, woraufhin Allen schließlich McLuhan aus der Dekoration herauszieht. McLuhan bestätigt Allen und attestiert, dass der Hintermann keine Ahnung von seinen Theorien hat. Allen dreht sich zur Kamera und sagt: »Wenn das wahre Leben doch nur so wäre …!«
    Marshall McLuhans Klassiker »Die magischen Kanäle« von 1964 ist das einzige medientheoretische Buch, das Bernd jemals interessiert hat. Es war das erste Buch, das er mir schenkte, als wir uns kennenlernten. Darin untersucht McLuhan die Auswirkungen der Medien auf Inhalte und kommt zu dem berühmten Fazit: »The medium is the message.« Nachdem in Bernds erstem Jahr bei der Constantin jeder Film außer »Zombie« gefloppt war, sollte er 1981 selbst feststellen, auf

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