BE (German Edition)
der deutschen Kinobranche, der Edgar Wallace, Karl May und Bud Spencer in die deutschen Kinos gebracht hatte. Wendlandts Reaktion auf Rohrbachs Pitch: »Was willste denn damit? Wer soll denn da reingehen? Man verschwindet in so ’ner Röhre, und da ist man dann zwei Stunden lang drin, bis alle sterben. Da ist keine Frau drin, keine Liebesgeschichte. Wie soll’n das funktionieren?« Trotzdem bot Wendlandt Rohrbach an, 250 000 Mark in den Film als Verleihgarantie zu investieren. Rohrbach brauchte aber zwei Millionen. Ein indiskutables Angebot also. Plötzlich kam ein Anruf von Bernd – 1979 frischgebackener Constantin-Geschäftsführer. Der wollte »Das Boot« unbedingt machen. Das war genau die Art von Film, die er verleihen wollte. Als Rohrbach die zwei Millionen Mark erwähnte, musste Bernd allerdings schlucken. Schließlich bot er Rohrbach 1,75 Millionen. Rohrbach schlug ein: »Das war damals unerhört viel Geld für einen deutschen Film. Mir war klar, dass Bernd mit dieser Summe ein großes Risiko eingegangen war. Das hat sich dann so rumgesprochen, und da waren die Leute alle entsetzt. Was macht der junge Mann da!?«
Bernd war begeistert von dem Projekt. Doch er machte sich Gedanken, ob Rohrbach in Wolfgang Petersen den richtigen Regisseur gefunden hatte. Bisher hatte Petersen schließlich nur Fernsehen gemacht. Bernd und Herman Weigel, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit der Arbeit an »Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo« begonnen hatten und Bernd dementsprechend Roland Klick auch noch nicht gefeuert hatte, schlugen Rohrbach Roland Klick als Regisseur für »Das Boot« vor. Rohrbach lehnte die Idee als absurd ab.
Petersen blieb also Regisseur von »Das Boot« und Jürgen Prochnow der Hauptdarsteller. Rohrbach hatte das Budget bei neunzehn Millionen Mark veranschlagt. Bernd warnte ihn: Diese Summe würde auf keinen Fall reichen. Er brauchte mehr Geld! Aber Rohrbach verließ sich auf seinen Herstellungsleiter, der die neunzehn Millionen Mark kalkuliert hatte. Petersen begann im Oktober 1979 mit den Dreharbeiten für die Außenaufnahmen auf der Insel LaRochelle an der französischen Atlantikküste. »Ich war total unerfahren im Produzieren. Ich hatte beim WDR nie große Filme, sondern Fernsehspiele produziert. Ich hatte keine Ahnung, was es bedeutet, einen Film in dieser Größenordnung mit all den Spezialeffekten, Unterwasseraufnahmen und Schiffsmodellen zu machen. Nicht nur mir, sondern uns allen war das fremd«, erinnert sich Rohrbach. Der Einzige im Team, der schon Erfahrungen bei großen amerikanischen Filmen gesammelt hatte, war Charlie Baumgartner, auch Charlie Bum Bum genannt, Rohrbachs Mann für Explosionen und Bomben aller Art. Charlie Bum Bum hatte in seiner Karriere schon sehr viel explodieren lassen und bei vielen amerikanischen Großproduktionen mitgearbeitet. In der großen Schlussszene von »Das Boot« sollte er sich in der Kinogeschichte verewigen. Es ging also los.
Mit der Ausnahme von Charlie Bum Bum war es für alle Beteiligten ein Jungfernflug – der gleich mit einer Katastrophe begann: »Es war an meinem Geburtstag, dem 23. Oktober. Ich saß zu Hause am Frühstückstisch, als das Telefon klingelte. Es war der Cutter Johannes Nikel. Ich fragte ihn, ob er nichts Besseres zu tun hatte, als mir zum Geburtstag zu gratulieren, da kommt eine lange Pause. Stille am anderen Ende der Leitung. Und dann: ›Ich geb dir mal den Wolfgang‹«, so Rohrbach. Wolfgang Petersen überbrachte Rohrbach dann die Hiobsbotschaft, dass das große Bootmodell in der Mitte durchgebrochen und die eine Hälfte in den Atlantik gespült worden war. Das war teuer! Petersen insistierte lange, dass er den Film nur drehen könne, wenn Rohrbach ein neues Boot bauen ließ. Aber das hätte ein ganzes Jahr gedauert. Die gesamte Produktion wäre ihnen um die Ohren geflogen. Petersen war hartnäckig, aber zum Schluss überzeugte Rohrbach seinen Regisseur, dass sich die Szene auch mit einem halben Boot drehen ließ. An den 150 Drehtagen von »Das Boot« passierten noch so einige Desaster. Man hatte zum Beispiel extra einen Unterwasserkameramann – einen Spezialisten! – aus England einfliegen lassen, der nun monatelang im Wasserbecken auf dem Bavaria-Gelände herumplanschte. Kein einziges brauchbares Bild kam dabei zustande. Am Ende musste sich der eigentliche Kameramann Jost Vacano – nachdem er sich mit seiner eigens dazu gebauten Jost-Cam auf höchst akrobatische Weise durch die engen Schleusen des U-Boots
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