Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe
mir waren, um mir zu berichten, dass PJ verschwunden ist, hat er mich in meinem allerschlimmsten Zustand gesehen - ungeduscht und mit Jogginghose, und noch nicht mal einer schönen!
Ich blicke zu Jay hinüber, mit einem warmen Gefühl im Bauch, vor allem nach dem ganzen Wein. Dann erwidere ich Olivias Lächeln. »Okay, erzähl's mir später!« Ich kichere. So eifersüchtig ich auch darauf bin, dass Olivia sexy Männer ködern kann, ohne etwas dafür zu tun - sie ist einfach zu süß, als dass man ihr irgendetwas ernsthaft übel nehmen kann.
Vor Erleichterung läuft Olivia rot an. Zack grinst wissend. Wieso weiß er von der Geschichte mit Thomas und Vince und ich nicht? Ich rücke ein bisschen von ihm ab und fühle mich schon weniger wohlig.
»Also«, sage ich. Der Wein gibt mir ein bisschen Mut, um das auszusprechen, was mir schon den ganzen Tag auf der Zunge liegt. »PJ ist ein kluges Mädchen. Ziemlich durchgedreht, ja, aber trotzdem intelligent. Ich glaube nicht, dass dieser Zettel als Hilferuf gemeint ist, Jay. Sie wollte nur
Tschüss sagen, und da sie kein Handy hat, wie jeder normale Mensch, konnte sie dich nicht einfach anrufen. Darum hat sie dir die Postkarte hingelegt. Sie ist weg.«
»Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, was sie dazu getrieben hat, Paris zu verlassen. Sie war so gern hier - mehr als jeder andere von uns«, sagt Olivia. »Ob es vielleicht einen Streit mit ihren Gasteltern gegeben hat? Das klingt jetzt bestimmt gemein, aber die Marquets sind schon etwas sonderbar. Ich könnte mir vorstellen, dass PJ wegen irgendetwas Blödem, das sie gemacht haben, völlig verstört war - vielleicht haben sich die Marquets an Heiligabend volllaufen lassen.«
Das würde PJ ähnlich sehen: dass sie es befremdlich findet, wenn ihre Gasteltern trinken. Ich an ihrer Stelle wäre begeistert! Meine könnten echt mal ein bisschen lockerer werden.
Zack und Jay tauschen einen Blick. »Jay hat bei den Marquets angerufen«, erzählt Zack, »aber sie gehen nicht ans Telefon. Sie müssen ohne sie in ihr Château in der Dordogne gefahren sein.«
»Vielleicht ist sie trotzdem genau dort, Jungs. In der Dordogne«, gebe ich zu bedenken. Das erklärt zwar nicht die Postkarte, aber wenn ich die Wahl hätte, würde ich mich über Weihnachten auch lieber im Château in Südfrankreich aufhalten als in Paris. Es ist echt eine Qual, über die Feiertage in der Stadt festzuhängen. Wenn mir das jemals in New York passiert wäre, wäre ich eingegangen!
»Sie haben nie so gewirkt, als hätten sie echtes Interesse an ihr und wollten sie kennenlernen«, kommentiert Olivia, ohne auf das, was ich gerade gesagt habe, zu reagieren. »Ich bin mir nicht mal sicher, ob sie überhaupt gemerkt haben, dass sie weg ist.«
»Wir müssen sie finden«, sagt Jay. »Bei den Marquets ist sie nicht. Wenn sie einfach nur in die Dordogne gefahren wäre, hätte sie mir doch nicht so eine Postkarte geschrieben.«
»Aber Jay«, sage ich in vernünftigem Ton. »Nehmen wir mal an, sie ist nicht im Château der Marquets, so wie du sagst. Dann könnte sie überall sein. Vielleicht ist sie nicht mal mehr in Frankreich.« Ich denke an den Anfang des Schulhalbjahres zurück, als eine Gruppe von uns mal fast festgenommen worden wäre, nachdem George (auf den ich - damals! - total stand) und ich in die kleine dunkle Seitengasse gegangen sind, um einen Joint zu rauchen. PJ hat den Abend gerettet, indem sie ihren ganzen Charme spielen ließ, den wir damals noch gar nicht an ihr kannten. Sie flirtete gnadenlos mit den Bullen, bis die uns schließlich gehen ließen. »Ich weiß nicht, wo sie das gelernt hat, aber PJ hat eine Art Überlebenstrieb. Wahrscheinlich hat sie sich irgendwie ein Flugticket zurück in die USA organisiert.« Genau so, wie sie sich ein Flugticket nach Frankreich besorgt hat, denke ich. Sie musste mich nicht mal bitten, als ich sie am Flughafen getroffen habe - ich habe ihr von selbst meine Hilfe angeboten. Und ich bin sicher nicht der erste Trottel, der auf ihre Masche reingefallen ist. Kurz geht mir die Frage durch den Kopf, ob wir - ob irgendeiner von uns - PJ überhaupt richtig kennt.
»Sie ist noch in Frankreich«, sagt Jay resolut. »Ich weiß, dass sie Frankreich nicht verlassen würde. Ihr hättet sie mal im Louvre sehen sollen - sie ist halb in Ohnmacht gefallen, so glücklich war sie, endlich in diesem Museum zu sein. Wir - wir waren beide total glücklich.«
An dieser Stelle wird Jays Stimme brüchig. In seinem Gesicht mit
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