Beautiful Americans 03 - Leben á la carte
Fahrt!«
Ich nehme mein Bier in die Hand und mache es ihm nach, aber als das Bier in meinem Magen ankommt, gluckert es und schäumt, sodass ich einen schlimmen Schluckauf bekomme.
»Ich - hick - habe - hick - Schluckauf!«, würge ich hervor und halte mir den vollen Bauch. »Oh nein!«
Das reicht, damit Olivia sich endlich entspannt. Sie kichert hysterisch, und ich pruste ebenfalls los, hickse gleichzeitig aber weiter. Während um uns herum alle dicht gedrängt tanzen, übernimmt André das Kommando.
»Okay, du musst dich bücken«, sagt André. Er beugt sich so vor, dass sich sein Hals und sein Oberkörper parallel zum Boden befinden. »Halte dein Bier so.« Er steckt sich die Flasche in den Mund und trinkt einen großen Schluck. »Das entdrillt deinen Magen! Ich schwör's dir!«
Olivia kann nicht aufhören zu lachen. Obwohl sie sich zu fein war, ihr Bier so hinunterzustürzen wie ich, hat sie, seit sie angefangen hat zu lachen, kein Problem mehr damit, es zumindest in wenigen großen Schlucken auszutrinken. Ich starre sie stirnrunzelnd an, während sie wegen meines Schluckaufs wieder loslacht.
»Ganz im Ernst, Zack, versuch's mal!«, drängt mich André. »Es funktioniert!«
Ich genieße seine Aufmerksamkeit und Fürsorge wegen meines Schluckaufs. Also beuge ich mich gehorsam vor und probiere es aus, verschütte dabei aber nur mein Bier, sodass mir eine ziemliche Menge in die Nase steigt. Als ich mich wieder aufrichte, habe ich noch immer Schluckauf.
»Ah, ich wollte auch nur, dass du dich vornüberbeugst«, kichert André, und Olivia muss sich an seinem Arm festkrallen, um vor Lachen noch aufrecht stehen bleiben zu können.
Aus meinem Mund läuft zu beiden Seiten Bier heraus und hinterlässt unschöne Flecken auf meinem T-Shirt. Ich würge fast, so sehr muss ich lachen. André legt den Arm um mich, und plötzlich merke ich, dass mein Schluckauf weg ist. »Na, hat doch geklappt, oder?«, sagt er und drückt mich kurz, ehe er wieder loslässt.
Zwischen den beiden Bandauftritten gibt es eine kurze Umbaupause, in der André alles über Memphis erfahren will. »Wozu möchtest du denn alles über Memphis wissen?«, flirte ich mit ihm. Oder versuche es zumindest. »Hast du etwa vor, mal hinzufahren?«
»Bin ich denn eingeladen?«, fragt André mich mit einem intensiven Blick und Olivia rollt grinsend mit den Augen. Ich merke, dass sie schon etwas angeheitert ist. Sie tanzt noch immer ein bisschen, obwohl gar keine Musik mehr spielt.
»Aber ja, Sir, natürlich! Wir zeigen euch Briten schließlich gern, was südstaatliche Gastfreundschaft bedeutet!«
»So, Kumpel, es geht los«, ruft André aus. Aufgedreht legt er kurz den Arm um mich. Das Ganze dauert nur eine Sekunde, aber die Wärme seiner Haut auf meinem Nacken reicht, dass ich das Gefühl habe, die schönste Nacht der Menschheitsgeschichte stünde mir direkt hier in diesem Konzertraum bevor. Im nächsten Augenblick stößt André schon seine Faust in die Luft und begrüßt jubelnd die Band. Die Lichter werden gedimmt und an der Bühnenrampe gehen ein paar Feuerwerke hoch. Innerhalb weniger Minuten schiebt sich die Menge dichter zusammen und bewegt sich wie eine einzige gigantische, pulsierende Masse, singt jedes Wort mit und stößt im Takt die Fäuste in die Luft. Ich grinse wie ein Bekloppter, während Olivia auf der einen Seite neben mir tanzt und André auf der anderen geradezu ausflippt. Die Band ist uns so nah, dass ich ihren säuerlich-verschwitzten Geruch wahrnehmen kann.
Mit einem Mal wird mir klar, dass dieses Konzert weit mehr Spaß macht als eine sonntagnachmittägliche Taufe mit anschließendem kostenlosem Kuchen! Genau genommen ist das der größte Spaß, den ich seit einer ganzen Ewigkeit hatte! Sogar größer als der, mit Alex auszugehen.
Als ich nach einer Weile nach links sehe, merke ich, dass Olivia gar nicht mehr richtig tanzt. Sie bewegt sich zwar noch langsam, so als wolle sie, dass der Spaß andaure, aber es funktioniert nicht richtig.
»Hey.« Ich höre auf zu tanzen und drehe sie zu mir herum. Der schwarze Kajal, den sie extra für das Konzert aufgetragen hat, zerfließt im Strom der Tränen aus ihren schönen großen Augen. Olivia weint fast geräuschlos. Es ist das erste Mal, dass ich sie so zusammenbrechen sehe - das allererste Mal seit jeher.
»Livvy! Was ist los? Macht's dir keinen Spaß? Was hast du denn?«
Ich muss schreien, um die Musik zu übertönen. Das ist definitiv das lauteste Konzert, auf dem ich je war. Es ist
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