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Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans 03 - Leben á la carte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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* *
    Bei der Adresse, die mir Freddie telefonisch durchgegeben hat, entdecke ich eine schwere Metalltür mit einer Menge Riegel und Schlösser. Keine Fenster. Im Inneren befindet sich ein dunkler Klub, der nur von einem Stroboskoplicht beleuchtet ist, das träge in einer Ecke pulsiert. Noch wird keine Musik gespielt. Stattdessen hat der Barkeeper das Radio an, aber nicht sehr laut.
    »Tu es la fille?«, fragt der Barkeeper mich. Er gehört zu diesen schmierigen Typen, deren Alter schwer zu schätzen ist. »Freddie! Das Hostess-Mädchen ist da!«
    Aus einem Hinterzimmer taucht ein kleiner rundlicher Mann mit langen Haaren auf. »Ah, tu es très belle«, sagt er, aber nicht so sehr, um mir ein Kompliment zu machen. »Willst du gleich heute Abend anfangen?«
    »Es ist also ein Job im Klub? Ich meine, je vais travailler ici? «
    »Oui«, bestätigt Freddie. »Willst du das da tragen?«
    Ich sehe an mir hinunter. Die immer gleiche alte Jeans, ein Unterhemd von Jay, die immer gleiche alte Wolljacke mit den Ellbogenschonern.
    »Griselda!«, ruft Freddie. »Viens ici!«
    Eine Frau kommt nach vorne. Sie ist jünger als Freddie, und ihre Kleidung ist nicht sehr adrett. Aber sie hat ein recht freundliches Gesicht.
    »Elle s'appelle Fiona. Aide-la, d'accord ?« Damit walzt Freddie davon. Ich habe ihm extra einen falschen Namen genannt - Fiona -, falls irgendjemand irgendwo eins und eins zusammenzählt.
    So betulich wie eine Krankenschwester, die einen Patienten für eine Operation vorbereitet, zieht mir Griselda meine Wolljacke aus und knotet mein T-Shirt vorne zusammen, sodass mein Bauch entblößt ist. Dann krempelt sie mir die weißen Ärmel fast bis zu meinen Schultern hoch. » Alors «, sagt sie. »Dann will ich dich mal rumführen.«
    Freddies neuestes Projekt ist ein Striplokal, wie ich von Griselda erfahre.
    »Vraiment?«, frage ich. Darauf mag zwar vielleicht alles hingedeutet haben, aber es passt so gar nicht zu dem, was ich von dem Freund von Alex' Mom weiß, sodass ich es erst für einen Scherz halte.
    »Ja, hast du das nicht gewusst?«
    »Nein.« Ich blicke mich in dem kahlen Raum um. Ein sonderbarer Ort, um einer Stripteasetänzerin zuzusehen. Es gibt nur die Bartheke und ein paar Plätze direkt an der Bar. Keine Tische und nichts.
    »Aber diskret«, sagt sie mit Nachdruck. »Sehr nett hier. Die Kunden kommen, sagen, was sie wollen, du bringst sie in eines der Zimmer. Vorher genehmigen sie sich vielleicht noch einen Drink. Die meisten nicht, manche schon. Das hier ist hauptsächlich eine Art Warteraum.«
    Nach einer kurzen Pause fährt Griselda fort: »Wir haben kein Schild draußen, weil die Männer, die herkommen, anders sind, als man sie sonst in Pigalle findet.« Sie führt mich aus der Bar hinaus in einen Flur, der wie in einem kleinen Hotel aussieht. Links und rechts befinden sich jeweils vier Türen und eine am anderen Ende. »Das Büro ist ganz hinten. Dort halten Freddie und ich uns auf. Wir haben sowohl hier hinten als auch vorne Securityleute. Die Mädchen sind in den Zimmern und haben einen Klingelknopf, falls es zu heftig werden sollte.«
    »Zu heftig?«, würge ich hervor. »Wie zu heftig?«
    »Nun ja, wir sind ein Etablissement mit Stil. Es gibt hier nur Tanzen. Die Kunden dürfen die Mädchen nicht anfassen ... außer ...«
    Keine Ahnung, was ich dachte, wie es weitergehen würde, aber als sie den Satz beendet, weicht mir das Blut aus dem Kopf. » ... außer das Mädchen möchte eine Ausnahme machen. Dann muss sie mit ihm nach oben gehen. Aber darum musst du dir keine Sorgen machen. Die Securityleute begleiten sie mit ihrem Kunden durch das Büro. Dort befindet sich nämlich die Treppe.«
    »Ist das ein ... Bordell?«, frage ich. Sofort fühle ich mich ganz schmutzig.
    »Nein! Nein!«, antwortet Griselda und lässt ihren Blick ringsherum schweifen.
    Aber die Art, wie sie es abgestritten hat, war so heftig und seltsam, dass ich noch immer über ihre Reaktion nachdenke, als sie mir das Podest an der Tür zeigt, auf dem ich stehen soll. Sex ... Der Begriff kann je nach Kontext so viel Verschiedenes bedeuten. Was letzte Nacht mit Jay geschehen ist, wie er sich auf mich gelegt und mich zuerst sanft, dann immer drängender gestreichelt hat, während ich mich fester und fester an ihn klammerte ... Das war etwas ganz anderes als das, was hier verkauft wird. Auf dem Podest liegt ein Notizbuch, auf dessen Seiten je eine Tabelle mit acht Kästchen zu sehen ist, jedes für einen Raum. Meine Aufgabe ist es, zu

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