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Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans 03 - Leben á la carte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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des Batignolles. Weißt du, wo das ist?«
    Ich sehe Olivia an, die mir mit unverhohlener Neugier zum Taxi gefolgt ist.
    »Je le connais «, bemerkt Olivia. »Ich kann Alex erklären, wo sie hin muss.«
    »Gut«, sagt Mme Sanxay. »Und wer sind Sie?«
    »Je m'appelle Olivia «, antwortet Olivia ihr freundlich. »Et vous7.«
    »Je m'appelle Priscina Sanxay«, erklärt Mme Sanxay ihr. »La mère d'Alex m'a parlé de vous, Olivia. Vous etes danseuses - Tänzerin, n'est-ce pas ?« Mme Sanxay scheint sofort darauf zu reagieren, dass Olivias Französisch so unendlich viel besser ist als meines. Und Olivia antwortet ihr ebenfalls auf Französisch.
    »Alors, mein Termin!«, sagt Mme Sanxay, tätschelt durch das heruntergelassene Fenster Olivias Hand und winkt ihren Kindern kurz mit einer vagen Geste zu. Doch die beachten sie gar nicht. Sie ziehen und zerren an mir, weil sie einen Eiswagen entdeckt haben, der gerade auf dem Weg zum Parc de Monceau ist.
    »Nein, Leute«, sage ich, wobei ich sorgfältig die Eingangstür vom Lycée im Blick behalte und mich bemühe, schnell den Block hinunterzugehen, falls irgendwelche Nachzügler verspätet aus der Schule kommen und mich mit zwei Kindern ringen sehen. Aber Olivia klebt wie eine Klette an mir und versucht, das Gespräch aufrechtzuerhalten.
    »Dein Job ist es also, auf diese Kinder aufzupassen?«, fragt sie und lächelt zu ihnen hinunter, als wären sie total süß. Dabei wissen alle, dass es Monster sind!
    »Ja, unter anderem«, sage ich.
    »Was denn noch?«
    »Na ja, ich helfe Madame Sanxay bei allem Möglichen. Dies und das.«
    »Du bist also ihr Kindermädchen?«, fragt Olivia, aber nicht vorwurfsvoll, sondern nur so, als wolle sie das Ganze besser verstehen.
    Albert kneift mich, um zu sehen, ob ich noch auf die beiden achte. Sie sind noch immer auf ihr Eis aus.
    »Albert! Arrete!«
    Olivia geht in die Hocke und spricht Albert und Emeline auf gleicher Höhe an. »Na, was macht ihr beiden heute denn Schönes?«, fragt sie auf Französisch. Ihr Ton ist freundlich, aber nicht von oben herab.
    »Nous allons chez le mèdecin«, antwortet ihr Albert und lässt meine Haut zwischen seinem Daumen und seinem Zeigefinger los.
    »Aha, zum Arzt also. Pour votre santé.« Olivia nickt ernst. »Très important.«
    »Trés important in der Tat«, sage ich. »Wollen wir dann mal, Bastarde?« Sie wissen nicht, was »Bastard« heißt. Zumindest hoffe ich das. Trotzdem folgen sie mir die Straße hinunter. Auch als wir in den Jardin des Tuileries kommen, rennt Albert vor mir her, sodass ich sichergehen kann, dass er nicht von einem dieser verrückten Taxifahrer angefahren wird, und Emeline fasst nach meiner Hand.
    »Sie vertrauen dir wirklich, Alex«, bemerkt Olivia. Sie schaut die beiden mit einer wahren Kindersehnsucht in den Augen an.
    Wenn ich nicht annehmen müsste, dass meine Mom es sofort herausfände, würde ich diese abscheuliche Tätigkeit ja gern an sie abgeben und mich den restlichen Nachmittag damit vergnügen, Parfümproben im Marionnaud abzustauben.
    »Du musst ein tolles Kindermädchen sein«, sagt sie mit einem wehmütigen Lachen. »Wenn ich dich so sehe, überkommt mich gleich die totale Sehnsucht nach Brian.«
    »Ich bin kein Kindermädchen«, sage ich und verdrehe die Augen. »Tschüss, Schätzchen.« Und damit steuern wir ohne Olivia auf den Square des Batignolles zu.
    Als wir den Square des Batignolle überqueren und auf das gegenüberliegende Krankenhaus zulaufen, mache ich einen schrecklichen, fatalen Fehler.
    »Wann kriegen wir denn unser Eis?«, fragt Emeline mich.
    »Gar nicht«, antworte ich, obwohl mir Mme Sanxay genau dafür einen Zehn-Euro-Schein in die Hand gedrückt hat, bevor sie zu ihrem Termin losfuhr. »Jamais.« Manchmal verarsche ich die beiden Kids einfach ganz gern.
    Emeline heult los. »Mais ... Maman … adit ... que nous pouvons acheter une glace!«
    Nun flennt auch Albert. Was für ein Aufruhr! Das ist ja echt kränkend. »Psst!«, schreie ich sie an. »Natürlich bekommt ihr euer Eis. Ich habe doch nur Spaß gemacht. Aber erst nach euren Spritzen.« Das ist mir so herausgerutscht, noch ehe ich mich bremsen konnte, und natürlich ist mir noch im selben Augenblick klar, dass ich für den Rest des Tages verflucht bin.
    Mme Sanxay hatte mir die Wörter für »Impfspritzen« - piqûres pur la vaccination - mehrfach eingetrichtert, damit ich dem Arzt genau sagen könnte, was die Kinder brauchen. Es gibt ein Formular, besser gesagt einen ganzen Packen an

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