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Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans 03 - Leben á la carte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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12 • OLIVIA
    Schwarz und Weiß
    »Erinnerst du dich noch an Kiki? Von Silvester?«, fragt mich André, als wir am Place d'Italie aus der Probe kommen.
    »Ja, natürlich!« Ich strecke die Arme über den Kopf, um einen Schulterkrampf zu lockern. »Wie könnte ich Kiki jemals vergessen?« Kiki ist die marokkanische Sängerin, die André und mich musikalisch begleitet hat, als wir in der Revue Bohème zu Silvester ein Duett miteinander getanzt haben. Sie ist ziemlich groß, absolut ehrfurchtgebietend und mit einer Stimme gesegnet, die einem die Tränen in die Augen treibt. Kiki ist ein Mensch, den ich nie vergessen könnte.
    »Sie macht jeden Freitagabend in Belleville Cabaret. Im Le Zèbre. Hast du das gewusst?« André geht zur Vélib-Station, Paris' stadtweitem Fahrradverleih und steckt seine Mitgliedskarte ein, sodass er sich eines der wenigen verbliebenen Fahrräder von den Stellplätzen auf dem Bürgersteig nehmen kann. Fast alle Tänzer aus dem Underground Ballet benutzen Vélib, nur ich nicht. Ich fahre immer mit der Metro. Ich habe viel zu viel Angst, auf dem Fahrrad von einem Auto angefahren zu werden. Die Pariser Autofahrer sind echt total verrückt!
    »Ach ja?«, sage ich und schlinge mir meinen Baumwollschal um den Hals, dann nehme ich ihn wieder ab. Es ist schwül heute Abend; wenn ich ihn anziehe, schwitze ich nur noch mehr, als ich es ohnehin schon aufgrund der Probe tue. »Ich wette, sie ist unglaublich.«
    »Soll ich sie nach ein paar Tickets fragen? Sagen wir, drei - für dich, mich und Zack? Oder ist Zacks Ex noch in der Stadt? Dann vielleicht vier?«
    »Zacks Ex? Du meinst Bobby?«, frage ich.
    André nickt. »Genau der.«
    »Bobby hat sich entschlossen, schon nach Amsterdam zurückzukehren«, entgegne ich.
    Amüsiert spitzt André die Lippen.
    »Also nur ...« Ich frage mich, ob wir vielleicht noch Alex dazubitten sollten. Allerdings glaube ich nicht, dass Zack schon so weit ist, wieder etwas mit Alex zu unternehmen. Falls er das überhaupt jemals sein sollte. Er wird immer sofort ganz schweigsam, wenn ich auch nur ihren Namen erwähne. »... drei Tickets. Wird sie dir die einfach so geben? Für lau?« Meine Erfahrung mit ihr war eher wie mit einem streng katholischen Katechisten oder einem Lehrer einer Master-Tanzklasse: Man tut, was sie sagen, und bittet sie nicht um einen Gefallen.
    »Ja, das hat sie mir von sich aus angeboten, als ich sie letzten Samstag auf dem Markt auf dem Boulevard de Belleville getroffen habe«, erklärt André. »Das wird bestimmt fantastisch. Ich schreibe Zack gleich eine SMS deswegen.«
    Ich lächle still in mich hinein und küsse André zum Abschied, ehe er auf seinem Rad davonfährt. Dann steuere ich auf die Metro-Station zu. Na, Zacks Stimmung wird sich wohl gerade deutlich verbessern, denke ich. Aber irgendwo tief in mir drinnen fühle ich mich plötzlich schmerzlich einsam.
    »Wie war Bobbys Besuch?«, frage ich Zack, als wir uns in der Mittagspause mit einer heißen Quiche im Parc de Monceau auf eine Bank setzen. »Hattet ihr zwei Spaß?«
    »Doch, es war ganz okay«, antwortet er. »Größtenteils zumindest. Hat André dir erzählt, dass ich Bobby zu einem Treffen mit Andrés Freunden mitgenommen habe?«
    »Nein«, sage ich überrascht. »Wie lief's denn?«
    »Ziemlich blöd«, erwidert Zack. »Ich konnte kaum richtig mit André sprechen und Bobby war ziemlich angepisst. André hat nämlich eine Bemerkung über die Nacht fallen lassen, als ich mit zu ihm gekommen bin.«
    Mir fallen fast die Augen aus dem Kopf. »Echt?« Bei der Erinnerung daran sieht Zack ganz unglücklich aus.
    »Na ja, aber irgendwie ist es auch nicht ganz so schlimm«, meint Zack. »Ich war sowieso nicht in der Stimmung für Bobby.« Seine Miene hellt sich auf. »Und es ist toll, dass André Tickets fürs Cabaret am Wochenende organisiert hat! Ich bin schon so gespannt!«
    »Ja, ich auch.« Ich wickle meine Quiche aus und atme tief den Duft ein, schwelge im dekadenten Butteraroma. Ungefähr einmal im Monat genehmige ich mir so ein fettiges, dickmachendes Essen. Alles andere wäre in Paris auch eine Sünde, selbst wenn ich hinterher immer mit einem schlechten Gewissen kämpfe, so als würde mein Körper mich dafür hassen, dass er die ganzen Fette verarbeiten muss. »In Paris Besuch zu haben ist komisch, oder?«, frage ich nachdenklich, während ich in meine dampfende Quiche mit Zwiebeln, Ei und Spinat beiße. »Als Vince hier war, wusste ich nicht, ob ich lachen oder weinen

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