Beautiful Americans 03 - Leben á la carte
anhat, dann irgendwelche abgetragenen Lammfellstiefel. In Wirklichkeit stammt er jedoch aus Connecticut und ist einer der schrägsten Schüler aus dem Programm. Jedes Mal, wenn er einem als Partner bei einer Teamarbeit zugeteilt wird, trommelt er die meiste Zeit nur Reggae-Rhythmen auf das Pult. »Wahrscheinlich fängt es gleich an zu regnen«, sagt er jetzt.
»Es soll heute aber gar nicht regnen«, entgegnet ihm Zack. »Schaust du dir denn nie den Wetterbericht an?« Zack kann nur schlecht verbergen, dass er Drew nicht leiden kann, aber ich glaube ja, dass er eigentlich ganz harmlos ist. Wenn ich zu Schuljahresbeginn nicht noch mit Vince zusammen gewesen wäre, wäre ich vielleicht sogar auf Alex' Rat eingegangen und hätte in der Zeit, als sie so hinter George her war, versucht, Drew näher kennenzulernen.
Jetzt ist George mit Patty zusammen, einer der Zwillingsschwestern aus Texas, und Drew war wohl angeblich ein paar Mal mit Pattys Schwester Tina aus, aber die Dates liefen anscheinend allesamt ziemlich katastrophal. Überrascht stelle ich fest, dass wir im Moment beide Singles sind - zur selben Zeit. Bei dem Gedanken überkommt mich unwillkürlich Sehnsucht nach Thomas und gleichzeitig werde ich rot, als ich überlege, ob ich eines Tages vielleicht herausfinden werde, dass ich mich eigentlich die ganze Zeit hätte um Drew bemühen sollen. Irgendwie bezweifle ich das aber. Andererseits - wenn ich in Paris eines gelernt habe, dann dass die Liebe ihre eigenen Wege geht.
Ich kichere. »Drew braucht doch keinen Wetterbericht. Ob es regnet oder nicht, hat keinen Einfluss darauf, welche Schuhe er anzieht.« Ich habe schon miterlebt, dass Drew in patschnassen Lammfellstiefeln ins Lycée kam. So etwas ist ihm einfach egal.
»Das stimmt«, sagt Drew. »Außerdem ist in den Nachrichten zurzeit sowieso nur noch diese PJ zu sehen. Eine echte Spaßbremse.«
Zacks Augen weiten sich, aber ich werfe ihm einen Blick zu, der besagt, dass er sich nicht aufregen soll. »Was habt ihr zwei denn heute Abend vor?«, fragt Drew uns. »Diese Deppen gehen alle mit ihren Freundinnen aus.« George schaut weg. Zwischen ihm und mir ist es noch immer ein bisschen komisch, weil ich ja mit Alex befreundet bin und wir beide wissen, dass er ziemlich auf ihrem Herzen rumgetrampelt ist. Aber Alex ist ein Stehaufmännchen - sie hat sich von diesem Rückschlag schnell erholt. Seit wir wieder aus Cannes zurück sind, hat sie George meines Wissens nach nicht mehr richtig angeschaut.
»Seit wann hast du denn eine Freundin?«, necke ich Nathan und genieße, wie er rot wird.
»Na ja, er versucht sein Bestes«, sagt Kyle. »Ich gehe mit ihm ins Odéon. Wir wollen uns einen Film ansehen, zusammen mit Anouk, Mary und Sara-Louise. Irgend so ein französischer Kunstfilm. Magst du an meiner Stelle gehen, Zack?«
Zack erstarrt. Ich schaue zwischen ihm und Kyle hin und her und habe das Gefühl, dass ich irgendetwas verpasst habe. Warum sollte Zack ins Kino gehen wollen?
Damit sich die angespannte Stille nicht noch länger zieht, informiere ich Drew darüber, dass Zack und ich zu einem Cabaret in La Zèbre gehen.
»Sind die Getränke inklusive?«, fragt er.
»Ähm, ja«, antworte ich. »Möchtest du ... mitkommen?« Ich muss André nach einem zusätzlichen Ticket fragen.
»Klingt super«, sagt Drew. »Dann bis heute Abend.«
* * *
»Wie ist das denn passiert?«, flüstert mir Zack ins Ohr, als er, André, Drew und ich in einem kleinen Dinner-Theater sitzen und jeder von uns ein Glas billigen dunklen Rotwein vor uns haben. »Warum ist Drew hier?«
Während der Kellner Drews Weinglas auffüllt, trommelt dieser einen eigenwilligen Beat auf den Tisch. Dabei ist nirgends Musik zu hören. Anscheinend hat Drew immer irgendeinen Rhythmus im Kopf.
»Alle deine Freunde haben also inzwischen eine Freundin, ja?«, frage ich Drew und lehne mich über den Tisch. Ich fühle mich frech und stark. »Und jetzt musst du mit uns vorlieb nehmen, um was zu unternehmen?« Ich lächle, um ihm zu zeigen, dass ich ihn bloß ein bisschen aufziehe. »Ich freue mich, dass du mitgekommen bist. Ich glaube, das wird echt toll!«
»Hauptsache, es gibt viel Alk«, entgegnet Drew mit einem Grinsen. »Alles ist super, wenn man nur genug intus hat.« Wir beobachten eine Gruppe Blechbläser, die sich in einer Ecke des Theaters aufstellen. Als ich den Blick über die Tische schweifen lasse, sehe ich, dass es sich bei der Mehrzahl der Gäste um Männer handelt. Im Ticketpreis ist
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