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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Babys und ihrer anhaltenden Kinderlosigkeit litt.
    Was die Wochen und Monate jedoch in Fülle brachten, war Arbeit - im Haus, im Gemüsegarten, im Obsthain sowie auf den Feldern, Äckern und Weiden. Das milde Frühlingswetter wich schnell den steigenden Temperaturen des nahenden Sommers, und jeder Tag schien von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang mehr Aufgaben für sie alle bereitzuhalten, als zu bewältigen waren.
    Allein schon die Arbeiten im Haus hätten Emily und Becky mit Leichtigkeit von morgens bis abends in Trab halten können. Da musste täglich Brotteig geknetet, der fette Milchrahm mühsam zu Butter gestampft und Mahlzeiten zubereitet werden. Danach wurde der Abwasch erledigt, wobei das Schrubben der eisernen Töpfe, Pfannen und der Herdplatten viel Zeit und Muskelkraft kostete. Auch das Fegen und Putzen der Böden hielt lange auf, trug man doch trotz aller Umsicht täglich neuen Dreck ins Haus. Eine ganz besondere Last war der Waschtag an jedem Montag. Dann hieß es, die große Waschbütt mit heißem Wasser zu füllen, das erst auf dem Feuer erhitzt werden musste, und der dreckigen Kleidung auf dem Waschbrett zu Leibe rücken, bis einem die Fingerknöchel von dem vielen Auf und Ab wund wurden und schmerzten. War die Wäsche trocken, warteten am Abend die schweren gusseisernen Bügeleisen auf ihren Einsatz. Dabei mussten sie Acht geben, dass sie diese auf der Herdplatte nicht zu lange erhitzten, um die Wäsche nicht durch Brandflecken und -löcher zu ruinieren, aber auch nicht zu kurz, weil lauwarme Bügeleisen bei dem zumeist recht derben Stoff der Arbeitskleidung ihre Aufgabe nicht erfüllten. War das endlich getan, kam abends noch der Nähkorb zum Einsatz, und das nicht nur montags.
    Mit diesen und anderen Hausarbeiten allein war der Tag schon gut ausgefüllt. Aber damit war es noch lange nicht getan. Es mussten doch auch noch die Tiere versorgt, Zaumzeug geflickt, die Aussaat ausgebracht, der Gemüsegarten geharkt und gejätet, Wasser zu den jungen Obstbäumen getragen, Löcher im Drahtzaun ausgebessert, neue Zäune gezogen, Holz gehackt, Heu gemäht und vieles andere mehr getan werden, was nun mal im Wechsel der Jahreszeiten auf einer Farm anfiel.
    Becky drückte sich nicht vor ihren Pflichten im Haus und sie legte sich auch tüchtig dabei ins Zeug. Aber lieber übernahm sie Arbeiten unter freiem Himmel. Sie liebte es, den Wind und die Sonne auf ihrem Gesicht zu spüren und ihren Blick immer mal wieder über das weite Land schweifen zu lassen, das bei richtiger Pflege so reichhaltig sprießen und gedeihen ließ, was man in seine fruchtbare Erde gesät und gepflanzt hatte. Bei der Arbeit auf den Feldern, Weiden und Äckern packte sie mit an, wann immer sie nur konnte und durfte. Auch liebte sie den Umgang mit Tieren, mit denen sie redete wie mit lieb gewonnenen Kindern. Und da sie sich sehr anstellig zeigte und gut mit den Pferden Sammy und Waldo umzugehen verstand, rief Winston sie häufig zu sich hinaus, wenn er Hilfe brauchte.
    Bei einem Großteil der groben Arbeiten, wie dem kräftezehrenden Setzen neuer Zaunpfosten und dem Zersägen der Baumstämme, die sie aus einem Windbruch eines Waldstückes an der Nordgrenze der Farm holten, ging Winston der geistig etwas zurückgebliebene Sohn ihrer Nachbarn, Joshua Fleming, zur Hand. Er war von wuchtiger Gestalt und hatte eine fröhlich sanftmütige Natur. Stets trug er ein rotes Halstuch um die Stirn seines kantigen Kopfes gewickelt und darüber einen alten, ausgefransten Strohhut, der ihm meist tief in den Nacken gerutscht saß.
    Abends fiel Becky müde, aber zumeist mit einem wohligen Gefühl der Zufriedenheit und der Zugehörigkeit ins Bett. Aber kein Sonnenaufgang und kein Nachtgebet verging, ohne dass sie an Daniel dachte und sich, hingerissen zwischen Sorge und Hoffnung, fragte, wie ihm es wohl erging. Besonders wenn sie spätabends die Flamme der Petroleumlampe auf der Kommode ausgeblasen hatte, unter ihre Decke geschlüpft war und in die Dunkelheit lauschte, verspürte sie das schmerzliche Verlangen nach seiner Gegenwart, nach einem letzten geflüsterten Gespräch oder einer liebevollen geschwisterlichen Berührung vor dem Einschlafen. Und morgens im Halbschlaf ertappte sie sich manches Mal dabei, dass sie die Hand nach ihm ausstreckte oder seinen ruhigen Atem neben sich zu hören erwartete, so wie sie es gewohnt war, seit sie zurückdenken konnte. Und dann kam ihr die Trennung von ihrem kleinen Bruder, der immer ihren Schutz und ihre Nähe gesucht

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