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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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allein, um ihnen Becky vorzustellen. Und das tat er mit einem Stolz und einer Freude, die ihr um ein Haar wieder die Tränen in die Augen getrieben hätten, stellte er sie doch mit den ebenso schlichten wie bedeutungsvollen Worten vor: »Das ist Becky, unsere Tochter!« Und bis auf den Hinweis »Die Children’s Aid Society hat uns Becky gebracht, und wir sind glücklich, sie bei uns zu haben!«, bot er auch keine weitere Erklärung an. Was wohl auch nicht nötig war. Denn wer noch nicht vom Eintreffen des Waisenzuges in Madisonville erfahren hatte, würde davon spätestens beim nächsten Einkauf oder am Sonntag vor und nach dem Gottesdienst ins Bild gesetzt werden.
    Aber Winston begnügte sich nicht damit, sie bei den Flemings, ihren nächsten Nachbarn, vorzustellen, sondern er hielt auf ihrer Fahrt nach Winchester überall dort kurz an, wo sie einen Hof passierten oder ihnen Farmer zu Fuß, zu Pferd oder per Wagen begegneten. Auf diese Weise lernte sie flüchtig die Parkers und Andersons, die Longs und die Waterfords, die Familie Breckenridge und die vollbärtigen Coleman-Zwillinge kennen.
    Und jedes Mal gab er Becky einige Informationen, mit wem sie es zu tun hatte. Als sie eine mit dichtem Gestrüpp bewachsene Hügelgruppe umfuhren und dahinter auf zwei Männer stießen, die Löcher für Zaunpfähle gruben, sagte er beim Näherkommen: »Das ist Steve Willard mit seinem Sohn Harvey. Steves Frau ist vor vier Jahren im Kindbett gestorben und er selbst ist auch nicht bei bester Gesundheit. Sie versuchen nach Kräften, sich über Wasser zu halten. Es sind harte Zeiten für sie, und wenn der Junge nicht so tüchtig wäre, wären sie kaum über den Winter gekommen.«
    Auch ihnen stellte er sie als »unsere Tochter Becky« vor, und während er sich bei Steve Willard, der gerade ein Stück Kautabak von einem Riegel abbiss, nach dessen Gesundheit erkundigte und mit ihm einige Worte über das Wetter und den Fortgang der Arbeit wechselte, stand sein Sohn Harvey auf seinen Spaten gestützt still daneben. Becky schätzte ihn auf sechzehn oder siebzehn. Er war kräftig in den Schultern und von mittelgroßer Gestalt, die in recht abgerissener Kleidung steckte. Flachsblondes Haar lugte unter seinem alten Filzhut hervor und das Gesicht war fast so dicht mit Sommersprossen gesprenkelt wie ihr eigenes.
    »Alles Gute, Becky!«, rief Steve Willard ihr zum Abschied zu, während sein Sohn ihr nur wortlos zunickte, wie er es auch bei der Vorstellung getan hatte. »Und bestell Emily Grüße von uns, Winston! Sag ihr, ihr Apfelgelee ist immer noch das Beste, was mir jemals auf eine Scheibe Brot gekommen ist! Zu schade, dass man bei so einem Glas immer so schnell den Boden erreicht!«
    »Ach, Dad!«, sagte Harvey nun mit sanftem Tadel, dem die kaum verhohlene Bitte seines Vaters sichtlich unangenehm war.
    Winston lachte und nahm die Zügel wieder auf. »Ich werd’s gern ausrichten, Steve! Und wenn wir uns morgen zum Kirchgang in Winchester sehen, wird ein frisches Glas Gelee bei uns im Buggy auf euch warten!«
    Steve Willard grinste breit. »Ich werde bestimmt nicht lange zögern, darauf kannst du Gift nehmen!«
    Sie setzten ihre Fahrt nach Winchester fort, das sie wegen der vielen Unterbrechungen erst anderthalb Stunden nach ihrem Aufbruch von der Farm erreichten. Die kleine Ortschaft lag an einem munteren Bachlauf und gruppierte sich mit ihren vielleicht zwei Dutzend Häusern um eine Kirche und einen General Store , der jedoch um einiges kleiner war als der Laden in Madisonville und zudem auch noch die Poststelle beherbergte.
    Winston lud den Pflug beim Schmied ab, der ihm versprach, den gebrochenen Haken der Aufhängung umgehend zu reparieren, wusste er doch, wie dringend jeder Farmer zu dieser Jahreszeit seinen Pflug brauchte. Dann fuhr er mit Becky zum weißhaarigen Zane Carson am anderen Ende des Ortes, wo sie zwei Dutzend Küken erstanden, sie in eine Lattenkiste verfrachteten und diese auf dem Fuhrwerk auf ein Strohbett legten. Die restliche Zeit, die sie warten mussten, bis der Schmied den Schaden am Pflug behoben hatte, verbrachten sie im General Store von James Orville, wo der Farmer wiederum jedem Becky stolz als ihre Tochter vorstellte.
    Als sich das allgemeine Interesse an ihrer Person, das in Becky ebenso Verlegenheit wie Dankbarkeit weckte, gelegt hatte, fragte sie Winston leise, ob es irgendetwas gab, das sie Emily von den vierzig Cent, die sie nach dem Kauf der Küken noch übrig behalten hatte, mitbringen konnte.
    »Das

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