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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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erwiderte.

49
    B ECKY wusste so gut wie Harvey, dass ihre Gefühle füreinander noch für eine längere Zeit im Verborgenen wachsen mussten, ehe sie sich in aller Öffentlichkeit zeigen und zur vollen Blüte kommen konnten.
    Nicht nur bei dem nächsten Wiedersehen, sondern auch in den darauf folgenden Monaten erlegte sich Harvey eine strenge Zurückhaltung auf. Er benahm sich wie ein guter, verlässlicher Freund und als wäre zwischen ihnen in Madisonville nichts Außergewöhnliches vorgefallen. Nicht einmal brachte er das, was er für sie empfand, auch nur in Andeutungen zur Sprache. Und schon gar nicht versuchte er, sie ein zweites Mal zu küssen. Auch fiel Becky auf, wie sehr er darauf achtete, sie möglichst nicht zu berühren. In den ersten Wochen nach dem beseligenden Kuss in der Nacht des Volksfestes weckte sein distanziertes Verhalten in ihr sogar die Befürchtung, dass er es vielleicht bereute, mit ihr getanzt und sie dort hinter dem Mietstall geküsst zu haben.
    Ihre Sorge erwies sich als grundlos. Am Morgen ihres sechzehnten Geburtstages tauchte er mit einem Strauß Wildblumen, die er mit einem Stück Schnur zusammengebunden hatte, auf der Farm der Newmans auf.
    Winston, der bei Harveys Eintreffen gerade mit Becky vor der Scheune die Radnaben des Fuhrwerkes ölte, bewies so viel Rücksichtnahme, sie unter einem Vorwand für einige Minuten allein zu lassen.
    »Ich muss noch mal ins Haus zurück. Habe da was vergessen«, sagte er und fügte dann noch mit einem vergnügten Augenzwinkern an Harvey gewandt hinzu: »Ich denke ja nicht, dass die Blumen für mich oder meine Frau gedacht sind, oder?«
    »Nein, Mister Newman«, sagte Harvey und errötete bis unter die Haarspitzen.
    Winston lachte. »Na, dann mach unserem Geburtstagskind mal deine Aufwartung«, sagte er und ging zum Farmhaus hinüber.
    »Alles Gute... und Liebe... zum Geburtstag, Becky«, sagte Harvey nun und reichte ihr den Strauß, den er selbst gepflückt hatte, und zwar ausschließlich blaue und gelbe Wildblumen, wie er ausdrücklich betonte. »Weil doch Blau und Gelb deine beiden Lieblingsfarben sind.«
    Becky wusste vor Rührung nicht, was sie sagen sollte. »Das ist der erste Strauß Blumen, den mir jemand schenkt«, sagte sie dann bewegt und dachte bei sich, dass sich das Blau, das sie so liebte, in seinen Augen fand, und das Gold im Blond seines zerzausten Haarschopfs. »Wenn du wüsstest, was mir das bedeutet. Und ich dachte schon, du...« Sie brach ab und biss sich auf die Lippen.
    Harvey runzelte die Stirn. »Was dachtest du?… Becky, nun sag es schon!«
    »Ach, nichts«, wehrte sie verlegen ab, vermochte dann aber doch nicht, ihre Befürchtung für sich zu behalten. »Ich war nur so... durcheinander, weil du auf einmal so... na ja, irgendwie auf Distanz gegangen bist... Und ich dachte schon, du hättest das, was in Madisonville gewesen ist, vielleicht schon am nächsten Tag bereut.«
    Er ergriff ihre Hände. »Mein Gott, Becky! Wie könnte ich das bereut haben? Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich dich nie wieder aus meinen Armen gelassen. Weißt du denn nicht, was ich für dich empfinde und wie viel du mir bedeutest?«
    »Doch, ja... jetzt, wo du mich so fragst und meine Hände hältst, weiß ich es!«, antwortete sie glücklich und erlöst.
    »Ich habe mich zwingen müssen, dir nicht zu nahe zu kommen, und ich werde es auch weiterhin tun müssen. Denn ich habe Angst, mich sonst von meinen Gefühlen und Sehnsüchten zu etwas hinreißen zu lassen, was sich nicht gehört und uns vielleicht sogar noch Unglück bringt.«
    Becky nickte. »Ja, das verstehe ich nur zu gut.«
    »Es gibt nun mal gewisse sittliche Regeln, an die wir uns halten müssen, egal für wie dumm und lästig wir sie erachten, und egal auch, wie stark unsere Gefühle füreinander sind«, fuhr er fort. »Du bist heute gerade erst sechzehn geworden... Und du weißt, wie gern die Leute reden und etwas ausspinnen, wenn man ihnen nur den geringsten Anlass dazu bietet. Aber ich möchte nicht, dass man über uns irgendwelchen Klatsch verbreitet, der deinem guten Ruf schaden könnte. Das um jeden Preis zu verhindern bin ich nicht nur dir schuldig, sondern auch den Newmans, auf deren Hilfe mein Vater und ich immer zählen konnten.«
    »Das ist sehr rücksichtsvoll von dir«, sagte Becky mit einem schweren Seufzer, wusste sie doch nur zu gut, wie leicht man in Verruf geraten konnte.
    »Bevor ich es also wagen kann, mit deinen Pflegeeltern über dich und mich und eine

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