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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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gemeinsame Zukunft zu reden, müssen wir noch ein gutes Jahr warten, bis du siebzehn bist.« Er machte eine kurze Pause, bevor er leise und mit schmerzlicher Miene hinzufügte: »Und bis dahin ist es besser, wir bringen einander nicht in Versuchung, so schwer es uns auch fallen mag.«
    Glücklich über das Eingeständnis seiner Liebe und zugleich doch auch mit schwerem Herzen, pflichtete Becky ihm bei. Sie hatte nicht vergessen, was in ihr vor sich gegangen war, als sie zusammen getanzt und beim Feuerwerk so dicht aneinander geschmiegt gestanden hatten, und welch einen Sturm der Gefühle sein Kuss auf die Wange in ihr ausgelöst hatte. Was mochte dann erst mit ihr geschehen, wenn er sie richtig in seine Arme schloss und sie auf den Mund küsste? Allein schon der Gedanke daran stürzte sie in eine erregende Verwirrung.
    »Oh!«, sagte Harvey plötzlich, griff in die Tasche und holte ein kleines, etwa handgroßes und gerade daumendickes Päckchen hervor. »Das habe ich im Buchkasten eines fahrenden Händlers gefunden!«
    »Noch ein Geschenk? Harvey, das hättest du wirklich nicht tun sollen!« Sie wusste doch nur zu gut, wie schlecht es ihm und seinem Vater ging, was ihre finanziellen Mittel betraf.
    Verlegen und stolz wehrte er ab. »Nun mach mal nicht so einen Wirbel. Ich habe das kleine Büchlein sehr preiswert erstanden, weil der Händler es schon eine halbe Ewigkeit mit sich herumgeschleppt hat, ohne jemanden dafür interessieren zu können, wie er mir gestanden hat. Es ist nämlich ein Gedichtband von diesem englischen Dichter Lord Byron. Ich dachte, du hättest vielleicht Freude daran.«
    »Ganz bestimmt!«, versicherte sie freudestrahlend. »Danke, Harvey, für die Blumen und das Buch... und für alles andere!« Und dann nahm sie all ihren Mut zusammen, stellte sich auf die Zehenspitzen, legte ihre linke Hand auf die rechte Seite seines Gesichtes und gab ihm einen Kuss auf die andere Wange.
    Harvey griff nach ihrer Hand und hielt sie gegen sein Gesicht gedrückt, während er ihr voll Verlangen in die Augen schaute.
    Im nächsten Moment hörten sie, wie die Tür des Farmhauses laut klappte und Stiefelschritte über die Veranda kamen. Winston kehrte zu ihnen zurück und damit brach der Zauber des Augenblicks.
    »Bis bald, mein Liebling! Und vergiss nicht, dass ich in Gedanken immer bei dir bin!«, flüsterte Harvey und trat schnell von ihr zurück. Er winkte Winston zu, sprang in verlegener Hast auf seinen Buggy und fuhr davon.
    Lächelnd trat Winston an Beckys Seite und legte seinen Arm in einer Geste väterlicher Zuneigung um ihre Schultern, während sie Harvey gemeinsam nachblickten. »Ein patenter und verlässlicher Bursche, der junge Willard«, sagte er wohlwollend. »Und ein gutes Auge für die schönste Blume der Prärie hat er auch noch.«

50
    W enn Becky in den Wochen nach dem Fest in Madisonville auch stark von ihren geheimen Hoffnungen und Sorgen in Anspruch genommen wurde, die sich erst an ihrem Geburtstag in glückselige Gewissheit verwandeln sollten, so entging ihr in dieser Zeit doch nicht, dass Emily sich anders als sonst benahm.
    Becky kannte Emily nur als eine tatkräftige Frau, die zu jeder Tages- und Jahreszeit genau wusste, was getan werden musste und wie diese Pflichten zu erledigen waren. Im Haus, im Küchengarten, bei der Versorgung der Tiere und auf den Feldern ging sie jede anfallende Arbeit mit unermüdlicher Zielstrebigkeit an und führte sie gewissenhaft aus, ohne dabei herumzutrödeln und sich unnötige Pausen zu gönnen. Auch war sie bekannt dafür, dass sie das Leben mit sehr nüchternen Augen sah, keine unnützen Worte machte und nicht zu jenen Frauen gehörte, die zu Tagträumen oder Wehleidigkeit neigten und deren Stimmungen so unstet waren wie der Wind.
    Aber als sich der Juli seinem Ende näherte und die Hitze sich zu einer wahren Sommerglut entwickelte, legte sie eine Reizbarkeit an den Tag, wie Becky sie noch nie zuvor bei ihr erlebt hatte.
    Diese ungewohnte Nervosität und Ungeduld, die sich oftmals an lächerlichen Kleinigkeiten entzündete, brachte Becky zuerst mit der Hitze und drückenden Schwüle in Verbindung, die ihnen allen zu schaffen machte. Aber Emilys Unberechenbarkeit blieb, auch nachdem ein schweres Gewitter den Boden gut mit Wasser getränkt, die Luft gereinigt und die Hitze wieder einigermaßen erträglich gemacht hatte.
    Zudem fiel Becky auf, dass Emily manchmal mitten in der Arbeit innehielt, was sonst so gar nicht ihrer Art entsprach. Aber sie unterbrach

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