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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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bilden - die Konföderierten Staaten von Amerika. Damit brannte die Lunte am Pulverfass zwischen dem Sklaven haltenden Süden und den sklavenfreien Nordstaaten. Jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, wann es zur Explosion kommen würde.

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    W ENN sich nach Alabama, Georgia, Florida, Mississippi, Texas und Louisiana jetzt auch noch das mächtige Virginia auf die Seite der abtrünnigen Staaten schlägt, wird der Krieg wohl nicht mehr zu vermeiden sein«, sagte Winston besorgt und rückte mit der Zeitung, die er sich jeden Sonntag aus Winchester mitbrachte, näher in das Licht. »Kein guter Beginn für Lincolns Präsidentschaft.«
    In der Küche brannte die große Petroleumleuchte über dem Tisch, obwohl es mitten am Tag war. Aber die Sonne vermochte an diesem Sonntag im März einfach nicht genug Kraft aufzubringen, um sich gegen die graue Wolkendecke durchzusetzen, die sich schon auf ihrer Heimfahrt vom Kirchgang in Winchester wie eine Schieferplatte über den Himmel gelegt hatte. Nur wenig Licht sickerte durch die Wolken, die so aussahen, als wollte aus ihnen jeden Augenblick ein ähnlich heftiger Schneefall losbrechen, wie er erst vor wenigen Tagen über den Mittleren Westen hinweggefegt war und das Land unter einer weißen Decke begraben hatte. Der Winter bäumte sich noch einmal mit furioser Kraft gegen den Frühling auf, der im Angesicht des vielen Schnees, der noch so spät und so heftig gefallen war, ferner denn je schien.
    Emily füllte gerade einen Weidenkorb mit leeren Einmachgläsern. »Es wird viel zu leichtfertig von Krieg geredet und geschrieben!«, bemerkte sie ungehalten. »Und diejenigen, die am lautesten von Pflicht und Heldenmut schreien, sind zumeist jene Leute, die andere das blutige Handwerk auf dem Schlachtfeld verrichten lassen. Sie selbst sind nur mit Federkiel und Tinte und dem Maul mutig! Ich wünschte, auch Männer müssten Kinder austragen, zur Welt bringen und stillen. Dann sähe die Welt sicherlich um einiges friedlicher aus!« Damit nahm sie den Korb und verschwand in der ebenerdigen Vorratskammer, die sich neben der geräumigen Wohnküche anschloss.
    Becky, die mit Winston am Küchentisch saß, blickte von ihrer Lektüre auf. »Ja, warum muss es denn unbedingt zu einem Krieg kommen, Winston?«, fragte sie bedrückt. »Vielleicht finden sich Lincoln und seine Regierung ja damit ab, dass der Süden einen eigenen Staatenbund gegründet hat und nichts mehr mit dem Norden und allen anderen sklavenfreien Staaten zu tun haben will.«
    Winston ließ die Zeitung sinken und nahm die Pfeife aus dem Mund. »So ein Konflikt spaltet die Union und rüttelt an den Grundfesten unserer Verfassung, Becky«, sagte er und deutete mit dem Mundstück der Pfeife auf den Artikel, den er gerade gelesen hatte. »Lincoln muss die Herausforderung annehmen. Denn wenn er zulässt, dass sich der Großteil des Südens selbstständig macht, wird nicht nur von der Autorität des Präsidenten nicht mehr viel übrig bleiben, sondern dann werden die Vereinigten Staaten aufhören zu existieren und über kurz oder lang wie ein umgestürztes Puzzle in viele einzelne Teile auseinander brechen.« Er machte eine Pause und schüttelte den Kopf. »Nein, es wird Krieg geben, und es wird ein blutiger Krieg werden, lass dir das gesagt sein!«
    Das war genau das, was Becky nicht hatte hören wollen - schon gar nicht nach der Lektüre von Daniels neuestem Brief. Nach über sechs Wochen ohne ein Lebenszeichen von ihrem Bruder hatte an diesem Sonntag in der Poststelle des General Store endlich wieder ein Brief von Daniel auf sie gewartet. Wie sehr sie sich gefreut hatte! Für die kurze Zeit der Vorfreude auf der Rückfahrt zur Farm hatte sie sogar vergessen, dass sie sich an diesem Tag ungewöhnlich müde und zerschlagen fühlte. Doch wie groß waren dann ihre Enttäuschung und Bedrückung gewesen, als sie las, dass sein Schreiben noch immer nicht die Nachricht enthielt, die sie sich schon seit so vielen Monaten wünschte, nämlich dass die Cormicks mit Daniel nach Pleasantville auf ihre Farm zurückkehrten.
    Er schrieb zwar, dass sich Rosalyn mit ihrer Mutter mittlerweile recht häufig in die Haare gerate, aber leider auch geschickt darin sei, sich schnell wieder mit ihr zu versöhnen und ihr das Gefühl zu geben, gebraucht zu werden, was nur zu sehr den Tatsachen entspreche, denn Arbeit gebe es für sie alle mehr als genug. Die Trumpfkarte mit dem Enkelkind, in das Helen Cormick ganz vernarrt sei, wisse Rosalyn zudem bestens

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