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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Kind gleich bei der Niederkunft verloren hatte …
    »Dem Himmel sei Dank für deine flinke Hand, Becky!«, riss Winston sie aus ihren beklemmenden Überlegungen und kam mit eiligen Schritten über den Hof gestapft. Er hatte sich mit einem dicken Schaffellmantel und hohen Fellschuhen gegen die Kälte gewappnet. »Lass uns jetzt schnell den Buggy anspannen!«
    »Soll ich nicht besser zu den Flemings hinüberreiten und Missis Fleming bitten, so lange bei Emily zu bleiben, bis du wieder zurück bist?«, schlug Becky vor, als sie den Buggy aus der Scheune zogen und Sammy davorspannten. Der Wagen ruhte auf Kufen, seit sie die Räder nach den ersten schweren Schneefällen abmontiert hatten. »Falls das Kind nun doch eher kommt als angenommen, kann sie ihr bestimmt zehnmal besser helfen als ich, wo sie doch schon so vielen Kindern das Leben geschenkt hat.«
    »Ja, ich wäre auch beruhigter, wenn ich Lydia bei Emily wüsste«, gestand Winston mit einem schweren Seufzer. »Aber was du vergessen hast, ist, dass die Flemings heute Morgen schon nach Fairfax gefahren sind, wo Lydias Eltern leben. Sie feiern dort den fünfundsiebzigsten Geburtstag von Lydias Mutter. Und nach Fairfax ist es fast genauso weit wie nach Madisonville.«
    »Und was ist mit Missis Breckenridge?«
    Winston winkte ab. »Martha ist eine reizende Person, aber in einer solchen Situation kein guter Beistand, ganz im Gegenteil. Emily müsste sich dann auch noch um sie kümmern statt umgekehrt. Martha ist bei der Geburt ihres ersten Kindes nämlich fast durchgedreht vor Hysterie, und man musste ihr Unmengen Laudanum einträufeln, damit Kate das Kind holen konnte. Und bei den beiden anderen Geburten soll sich Martha nicht viel besser angestellt haben. Aber mach dir keine Sorgen, Becky. Ich beeile mich und so schnell wird Emily mit dem Kind nicht niederkommen. Das wird noch viele Stunden dauern.«
    »Hoffentlich!«, murmelte Becky beklommen, während Winston noch einmal in den angrenzenden Stall ging, um aus einer Kiste in der Sattelkammer zwei dicke Pferdedecken zu holen. Aber was blieb ihr jetzt auch anderes übrig, als sich in das Unabänderliche zu schicken und zu beten, dass die Wehen sich auch wirklich so lange hinzogen, wie Emily und Winston annahmen.
    »Sieh zu, dass du wieder ins Warme kommst«, sagte Winston, warf die Decken auf den Sitz und stellte den rechten Fuß auf die Trittstange, um aufzusteigen.
    In dem Moment löste sich über ihnen ein dickes Schneebrett vom Scheunendach, fiel in die Tiefe und schlug mit einem dumpfen, aber doch kräftigen Laut direkt hinter dem Buggy auf. Das gut zehn Fuß lange Schneebrett verwandelte sich in eine nach allen Seiten wegstäubende Wolke, als wäre ein Geschoss hinter dem Gespann eingeschlagen.
    Erschrocken von dem heftigen Aufschlag in seinem Rücken und der dichten Schneewolke, die wie eine eisige Peitsche über sein Hinterteil hinwegfegte, machte Sammy mit einem schrillen Wiehern einen Satz nach vorn.
    Winston, mit einem Fuß auf der schmalen Trittstange und mit dem anderen Bein in der Luft, verlor augenblicklich den Halt und blieb mit dem Fellstiefel in der Aufsteighilfe hängen. Mit einem erstickten Aufschrei stürzte er rücklings auf die gefrorene Erde und wurde von Sammy zwei, drei Buggylängen mitgezogen, bevor das Tier endlich stehen blieb - und Winston sich aus dem Bogen der eisernen Trittstange befreien konnte.
    Entsetzt lief Becky zu ihm. »Um Himmels willen, dein Bein!« Sie sah auf den ersten Blick, dass Winston sich das rechte Bein eine Handbreit unterhalb vom Knie gebrochen hatte.
    Fassungslos starrte er auf den unnatürlichen Knick, den sein Bein zwischen Knie und Stiefelkante aufwies. »Verdammt! Verdammt! Verdammt!«, fluchte er, reagierte dann aber mit unglaublicher Geistesgegenwart. »Schnell, zieh mir den Fellstiefel aus, Becky! Wenn der Schock nachlässt, kommt der Schmerz!… Schnell!«
    Hastig kniete sie sich in den Schnee. Winston hatte Glück im Unglück, denn die gesplitterten Knochen hatten die Haut am Unterschenkel nicht durchstoßen, sodass es keine offene Wunde gab.
    »Halte mit einer Hand den Knochen unterhalb vom Bruch fest und zieh mir mit der anderen den Stiefel aus!«, stieß er gepresst hervor. »Fass gut zu, aber beeil dich!«
    Becky hatte das Gefühl, als wäre alles Blut aus ihrem Kopf gewichen, als ihre Hand nun unterhalb der Bruchstelle das Bein umfasste und sie mit der anderen Hand am Absatz des Stiefels zog. Ihr war, als müsste sich gleich ihr Magen

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