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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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dass sie jedoch einen Cent von ihren fünfzig Dollar wiedersehen würden. Dann befahl er: »Ablegen!«
    Billy und Richie stießen das Boot vom Steg ab und sie glitten aufs Wasser hinaus, hinein in den Nebel. Die Eisenklampen, in denen die Riemen geführt wurden, waren dick mit Fett eingeschmiert und die Ruderblätter mit Segeltuch umwickelt, damit beim Rudern möglichst wenig verräterische Geräusche entstanden.
    Becky legte sich von Anfang an kräftig ins Zeug, um dem Flusspiraten bloß keinen Anlass zu geben, die Aktion abzublasen und unverrichteter Dinge umzukehren. Dann wäre Daniels Schicksal ein für alle Mal besiegelt. Angestrengt achtete sie darauf, im Rhythmus zu bleiben und weder beim Durchziehen des Riemens noch beim Zurückführen das Blatt aufs Wasser klatschen zu lassen. Lieber zog sie im Wasser etwas tiefer durch und hielt das Ruderblatt bei der Gegenbewegung etwas zu hoch über der Wasseroberfläche, als laute Platschgeräusche zu verursachen. Nach allem, was sie an Schuld auf sich genommen hatte, um Daniel zu retten, durfte sie jetzt keinen Fehler machen oder gar Schwäche zeigen, wenn nicht alles vergebens gewesen sein sollte!
    Billy steuerte das Boot auf die Westseite des East River, passierte die scharfe Biegung, wo die Marine auf dem Ostufer ihre Docks hatte, und orientierte sich auf ihrem Weg nach Norden an den Lichtern und Geräuschen, die erst aus den Hafenbezirken von Brooklyn und dann von Long Island zu ihnen drangen. Die dumpfen Nebelhörner der Fähren klangen wie die traurigen Rufe herumirrender stählerner Wesen.
    Manchmal rissen die Nebelschwaden für einen kurzen Moment auf und gaben den Blick für einige hundert Fuß frei. Aber nur selten einmal nahm Billy the Butcher eine Kurskorrektur vor. Er schien Entfernungen und Strömung sowie den Verlauf des East River und die Uferlinien in der Tat so gut zu kennen, dass er selbst in dichtem Nebel nicht vom Kurs abkam.
    »Newton Creek! Steuerbord querab!«, meldete von vorn Double-Knife-Dixie leise.
    »Ich weiß!«, kam es knapp vom Flusspiraten an der Ruderpinne, während das Boot geschmeidig und fast geräuschlos durch das Mündungsgewässer des Newton Creek schnitt, der Brooklyn von Long Island trennte.
    Becky hörte hinter sich Justins Flüsterstimme: » Das Ende aller Dinge ist nahe! Wir müssen jeden Moment auf die Höhe vom Blackwell’s Islands Reef kommen, verdammt gefährliche Unterwasserfelsen, die ein Boot schnell...«
    »Halt’s Maul, verdammt noch mal!«, zischte Billy the Butcher. »Geredet wird nur, wenn es was Wichtiges zu sagen gibt! Haltet besser Augen und Ohren offen. Gleich kommen wir in das Revier der Wachboote!«
    Becky brannten längst Arme und Rücken, als hätten sich dort glühende Nadelkissen in ihre Muskeln gebohrt, und sie konnte es schon wegen der Schmerzen nicht erwarten, dass sie endlich das Ufer der Insel erreichten.
    »Ruder ein und Köpfe runter!«, befahl Billy plötzlich leise, aber mit scharfer Stimme. »Und keiner außer meiner Crew rührt sich oder gibt einen Mucks von sich!« Sie holten die Ruder ein und Becky saß so erstarrt auf der Ruderbank wie Coffin und Timothy. Was hatte er gehört? Sie wagte kaum zu atmen und lauschte mit jagendem Herzschlag in die nebelgetränkte Finsternis.
    Billy the Butcher zog einen seiner Revolver aus dem Gürtel, und von vorn, wo die beiden anderen Flusspiraten saßen, hörte man nun auch das kurze, metallische Klicken gespannter Pistolenhähne.
    Lautlos trieb das Boot dahin.
    Becky starrte in die Richtung, in die Billy tief geduckt von seiner Position aus in den Nebel starrte. Auf einmal hörte sie ganz schwach Männerstimmen. Es klang, als spräche jemand hinter einer dicken Wand aus Watte. Jemand lachte. Irgendein Holz knarrte. Und dann sah sie einen schattenhaften Umriss, die verschwommene Silhouette eines Bootes mit einem Ruderhaus.
    Ein Wachboot?
    Billy schob die Ruderpinne mit einer fließenden Bewegung von sich, sodass ihr Boot, das noch immer Fahrt machte, nach Backbord abdrehte, weg von dem fremden Gefährt, das an Steuerbord aufgetaucht war - und im nächsten Moment wieder vom Nebel verschluckt wurde.
    Fünf, sechs Sekunden verstrichen. Dann schwenkte Billy das Boot wieder herum, steckte den gesicherten Revolver hinter seinen Gürtel und gab leise das Kommando: »An die Ruder!«
    Keine zwei Dutzend Ruderschläge später meldete Dixie: »Land! Querab Backbord!«
    Die Gefängnisinsel!

30
    B ILLY the Butcher gab ein selbstzufriedenes Grunzen von sich. »Wir

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