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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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vorüberkamen, und runzelte die Stirn. Die
spiralförmigen Spritzer auf ihren Kampfrüstungen stammten
zweifellos von einem Plasmaschuß, und die Gerontokratie
besaß keine Plasma-Waffen. Was soll’s, dachte er und ging
weiter.
    Sie kamen an einen Abschnitt des Kreuzers, wo der Niedergang von
Gleittüren blockiert war. Das Medjel sprach zu einer der
Barrieren nach der anderen, und sie öffneten sich. Ein
Idiran-Posten mit einem Laser-Karabiner stand vor einer Tür. Er
sah das Medjel und Horza kommen und hatte die Tür für den
Menschen geöffnet, bis dieser sie erreichte. Horza nickte dem
Posten zu und trat hindurch. Die Tür schloß sich zischend
hinter ihm, und eine weitere, direkt vor ihm, öffnete sich.
    Balveda drehte sich ihm schnell zu, als er die Zelle betrat. Es
sah aus, als sei sie hin- und hergeschritten. Sie erkannte Horza,
warf den Kopf ein bißchen in den Nacken und produzierte in
ihrer Kehle ein Geräusch, das ein Lachen sein mochte.
    »Sieh an, sieh an!« Ihre weiche Stimme zog die
Wörter in die Länge. »Sie haben überlebt. Ich
gratuliere. Übrigens, ich habe mein Versprechen gehalten. Was
für ein Umschwung, wie?«
    »Hallo«, erwiderte Horza, schlug die Arme vor der Brust
seines Anzugs übereinander und musterte die Frau von oben bis
unten. Sie trug dasselbe graue Gewand und schien unverletzt zu sein.
»Was ist mit dem Ding passiert, daß Sie um den Hals
trugen?« fragte Horza.
    Sie blickte nach unten auf die Stelle, wo der Anhänger auf
ihrer Brust gelegen hatte. »Ob Sie es glauben oder nicht, es
stellte sich heraus, daß es ein Datenspeicher war.« Sie
lächelte ihn an und setzte sich mit gekreuzten Beinen auf den
weichen Fußboden. Abgesehen von einem erhöhten
Bett-Alkoven war das der einzige Platz, auf dem man sitzen konnte.
Horza ließ sich ebenfalls nieder; seine Beine schmerzten nur
ein bißchen. Die Spritzer auf der Rüstung des Medjel
fielen ihm ein.
    »Ein Datenspeicher. Er hätte sich nicht zufällig in
eine Plasma- Waffe verwandeln können?«
    »Unter anderem auch das«, erwiderte die
Kultur-Agentin.
    »Das habe ich mir gedacht. Wie ich hörte, hat Ihr
fliegendes Messer den dramatischen Abgang gewählt.«
    Balveda zuckte die Achseln.
    Horza sah ihr in die Augen. »Ich vermute, Sie wären
nicht hier, wenn Sie ihnen irgend etwas Wichtiges mitteilen
könnten, oder?«
    »Hier vielleicht«, räumte Balveda ein. »Aber
nicht lebendig.« Sie streckte die Arme hinter ihrem Rücken
aus und seufzte. »Ich werde den Krieg wohl in einem
Internierungslager absitzen müssen, es sei denn, sie finden
jemanden, gegen den ich ausgetauscht werden kann. Hoffentlich dauert
die Sache nicht zu lange.«
    »Oh, Sie glauben, die Kultur könnte bald aufgeben?«
sagte Horza und grinste.
    »Nein, ich glaube, die Kultur könnte bald
gewinnen.«
    »Sie müssen wahnsinnig sein.« Horza schüttelte
den Kopf.
    »Nun…« Balveda nickte kleinlaut, »in
Wirklichkeit glaube ich, daß sie letzten Endes gewinnen
wird.«
    »Wenn Sie sich weiter so zurückziehen wie in den letzten
drei Jahren, werden sie irgendwo in den Magellanschen Wolken
enden.«
    »Ich verrate keine Geheimnisse, Horza, wenn ich Ihnen sage,
daß wir uns gar nicht mehr so schnell
zurückziehen.«
    »Wir werden sehen. Offen gestanden, es erstaunt mich,
daß Sie immer noch kämpfen.«
    »Ihre dreibeinigen Freunde kämpfen auch immer noch.
Jeder tut es. Deshalb tun wir es auch, denke ich manchmal.«
    »Balveda…« – Horza seufzte müde –,
»ich weiß bis heute nicht, warum, zum Teufel, Sie mit dem
Kämpfen überhaupt angefangen haben. Die Idiraner haben nie
eine Bedrohung für Sie dargestellt. Sie würden auch jetzt
keine darstellen, wenn Sie aufhörten, gegen sie zu kämpfen.
Wurde das Leben in Ihrem großen Utopia wirklich so langweilig,
daß Sie einen Krieg brauchten?«
    Balveda beugte sich vor. »Horza, ich verstehe nicht, warum Sie kämpfen. Ich weiß, Hiedohre liegt
im…«
    »Hiebohre«, warf Horza ein.
    »Okay, der gottverdammte Asteroid, in dem die Wandler leben.
Ich weiß, er liegt im idiranischen Raum, aber…«
    »Das hat nichts damit zu tun, Balveda. Ich kämpfe
für sie, weil ich glaube, daß die Idiraner im Recht und
Sie im Unrecht sind.«
    Balveda richtete sich verblüfft auf. »Sie…«,
begann sie, dann senkte sie den Kopf und schüttelte ihn, den
Blick auf den Fußboden gerichtet. Sie hob die Augen wieder.
»Ich verstehe Sie einfach nicht, Horza. Sie müssen doch
wissen, wie viele Spezies, wie viele Zivilisationen, wie

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