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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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ein
riesiger Mund.
    »Du Bastard! Du mutterficken…«
    »Verdammt, wechselt den Kanal! Geh zum…«
    Horza rutschte auf den Glasscherben aus und wäre beinahe
gefallen.
    Jetzt gellte nur noch Lamms Stimme durch seinen Helm, füllte
seine Ohren mit Flüchen, die zum größten Teil in dem
alles übertönenden Brüllen des endlosen Wracks hinter
ihm untergingen. Er blickte zurück, nur für eine Sekunde,
und sah, wie Lamm sich zwischen die Kiefer der zusammenbrechenden
Fenster warf. Er torkelte fallend und rollend und wieder aufstehend
über das Deck, sein Gewehr immer noch in der Hand, als Horza den
Blick abwandte. Erst in diesem Augenblick fiel ihm auf, daß er
sein Gewehr nicht mehr hatte. Er mußte es fallengelassen haben,
doch er konnte sich nicht erinnern, wo und wann.
    Horza wurde langsamer. Er war fit und stark, aber der über
dem Standardwert liegende Zug von Vavatchs künstlicher
Schwerkraft und der schlecht passende Anzug verlangten ihren
Zoll.
    Er lief in einem Zustand, der einer Trance ähnlich war. Sein
Atem strömte durch seinen weit offenen Mund aus und ein. Er
versuchte sich vorzustellen, wie nahe sie am Bug gewesen waren, wie
lange das immense Gewicht des Schiffes hinter ihm imstande sein
würde, seinen vorderen Abschnitt einzudrücken, während
seine Milliarden-Tonnen-Masse in etwas hineinrammte, das – wenn
es die Wolkenbank, die sie gesehen hatten, füllte – ein
massiver Tafel-Eisberg sein mußte.
    Wie in einem Traum sah Horza das Schiff um sich, immer noch in
Wolken und Nebel eingehüllt, aber von oben durch goldenen
Sonnenschein beleuchtet. Die Türme und Türmchen schienen
nicht in Mitleidenschaft gezogen zu sein. Die ganze riesige Struktur
glitt immer noch vorwärts dem Eis entgegen; die Kilometer von
Megaschiff hinter ihnen drückten mit der titanischen
Massenträgheit des Fahrzeugs vorwärts. Horza kam an
Spielhöfen, an Zelten aus sich bauschendem Silber vorbei, brach
durch einen Stapel von Musikinstrumenten. Vor ihm erhob sich eine
Wand aus Reihen weiterer Decks, und über ihm schwankten und
lösten sich Brücken, deren bugwärts gelegene
Stützen, außer Sicht hinter ihm, der heranbrandenden Woge
der Vernichtung näherkamen und von ihr verschlungen wurden. Er
sah das Deck auf der einen Seite in nebelerfülltes Nichts
kippen. Das Deck unter seinen Füßen begann sich vor ihm zu
heben, langsam, aber auf einer Strecke von fünfzehn Metern oder
mehr. Er kämpfte sich eine Schräge hinauf, die immerzu
steiler wurde. Eine Hängebrücke zu seiner Linken brach
zusammen, die Kabel peitschten umher. Sie verschwand in dem goldenen
Nebel. Das Geräusch ihres Falls ging in dem knirschenden
Getöse unter, das seine Ohren attackierte. Seine Füße
glitten von dem schrägen Deck ab. Er fiel, landete schwer auf
dem Rücken, drehte sich um und blickte zurück.
    Das Megaschiff schmetterte sich an einer Wand aus reinem
Weiß, die höher aufragte als der höchste Turm der Olmedreca, in einem Schaum aus Trümmern und Eis zu Tode.
Es war wie die größte Welle im Universum, gestaltet in
Altmetall, gehauen aus knirschendem Schrott, und von der Klippe aus
gefrorenem Wasser dahinter senkten sich Kaskaden aus blitzendem,
glitzerndem Eis und Schnee in großen langsamen Schleiern
nieder. Horza starrte die Wand an, und dann begann er, ihr, wie das
Deck ihn kippte, entgegenzurutschen. Zu seiner Linken brach ein hoher
Turm langsam zusammen, verbeugte sich vor der sich brechenden Welle
aus zusammengeschobenen Wrackteilen wie ein Sklave vor seinem Herrn.
Ein Schrei bildete sich in Horzas Kehle beim Anblick der
zerbröckelnden und sich zusammenballenden und auf ihn
zukommenden Decks und Relings, Wände und Schotts und Rahmen, an
denen er gerade erst vorübergelaufen war.
    Er rollte über gleitende Scherben und purzelnde
Bruchstücke zu der sich krümmenden Reling am Rande des
Decks, bekam sie zu fassen, stemmte sich mit beiden Armen hoch,
drückte sich mit einem Fuß ab und warf sich
hinüber.
    Er fiel nur ein Deck tief, krachte auf schräges Metall,
daß ihm die Luft wegblieb. So schnell er konnte, stellte er
sich auf die Füße, atmete durch den Mund ein, schluckte
und versuchte so, seine Lungen zum Arbeiten zu zwingen. Das enge
Deck, auf dem er gelandet war, bog sich ebenfalls, aber der Faltpunkt
lag zwischen ihm und der hochaufragenden, knirschenden Wand aus
Wrackteilen. Er rutschte und glitt weg davon, die schräge
Oberfläche hinunter, während das Deck hinter ihm sich zu
einem Gipfel erhob. Metall riß, Träger

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