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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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forderte Horza mit einer Geste
auf, seinen Sender abzuschalten und seine Sichtscheibe zu
öffnen.
    »Wenn wir gewartet hätten, hätten wir die
Fähre doch gleich da landen können, wo wir sie haben
wollten«, sagte er bei offener Sichtscheibe. Horza stimmte ihm
zu.
    »Dummes, armes Schwein.«
    »Wer?« fragte Horza.
    »Der Junge. Springt er doch von der gottverdammten
Plattform.«
    »Hmm.«
    »Weißt du, was ich tun werde?« Lamm sah den
Wandler an.
    »Was denn?«
    »Ich werde diesem dummen, armen Schwein die Zunge
ausschneiden, das werde ich tun. Eine tätowierte Zunge
müßte doch einiges wert sein, oder? Der Kleine schuldete
mir sowieso noch Geld. Was meinst du? Wieviel könnte sie
einbringen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Armes Schwein…«, murmelte Lamm.
    Die beiden Männer stapften das Deck entlang und wichen dabei
von der schnurgerade nach oben führenden Linie ab, die sie
vorher verfolgt hatten. Es war schwer zu sagen, wo genau ihr Ziel
lag, aber laut Kraiklyn war es einer der Nebenschnäbel. Sie
stachen wie enorme Ausleger aus der Olmedreca hervor und
bildeten Häfen für die Linienschiffe, die in ihrer
Glanzzeit Exkursionen vom und zum Megaschiff gemacht oder als Tender
gearbeitet hatten.
    Sie kamen an einer Stelle vorbei, wo offensichtlich kürzlich
ein Feuergefecht stattgefunden hatte. Laserverbrennungen,
Glasscherben und Metallfetzen übersäten einen
Wohnabschnitt. Zerrissene Vorhänge und Wandbehänge
flatterten in dem stetigen Fahrtwind des großen Schiffes. Zwei
der kleinen Fahrzeuge lagen nahebei zerschmettert auf der Seite. Die
beiden Männer stapften über den knirschenden Abfall und
gingen weiter. Die anderen beiden Gruppen kamen ebenfalls gut voran;
nach ihren Meldungen und ihren Unterhaltungen machten sie angemessene
Fortschritte. Immer noch lag die gewaltige Wolkenbank, die sie vorhin
gesehen hatten, vor ihnen. Sie wurde weder dünner noch
niedriger, und sie konnten jetzt nur noch ein paar Kilometer von ihr
entfernt sein, obwohl Entfernungen schwer zu schätzen waren.
    »Wir sind da«, verkündete Kraiklyn
schließlich. Seine Stimme knatterte in Horzas Ohr. Lamm stellte
seinen Sender an.
    »Was?« Er warf einen verwunderten Blick zu Horza
hinüber, der die Achseln zuckte.
    »Was hält euch beide auf?« fragte Kraiklyn.
»Wir hatten den weiteren Weg. Wir sind an einem der Hauptbugs.
Sie ragen weiter hervor als euer kleiner Nebenbug.«
    »Du hast Mist gebaut, Kraiklyn«, fuhr ihm Yalson von dem
anderen Team aus dazwischen, das zu den Nebenschnäbeln auf der
entgegengesetzten Seite hatte gehen sollen.
    »Wie bitte?« fragte Kraiklyn. Lamm und Horza blieben
stehen, um dem Wortwechsel über ihre Kommunikatoren
zuzuhören. Wieder war Yalson zu hören:
    »Wir sind gerade am Rand des Schiffes angekommen. Ich glaube,
wir sind sogar ein bißchen über die eigentliche
Seitenlinie hinaus… auf einem Flügel oder einem Vorsprung
oder so etwas… Jedenfalls ist das hier kein Nebenschnabel. Du
hast uns in die falsche Richtung geschickt.«
    »Aber ihr…«, begann Kraiklyn. Seine Stimme
erstarb.
    »Kraiklyn, verdammt noch mal, du hast uns zum Bug geschickt,
und du selbst bist auf einem Nebenschnabel!« brüllte
Lamm in sein Helmmikrophon. Horza war zu dem gleichen Schluß
gekommen. Das war der Grund, warum sie immer noch marschierten und
Kraiklyns Team den Bug erreicht hatte. Ein paar Sekunden lang kam von
dem Kapitän der Clear Air Turbulence nichts als
Schweigen. Dann sagte er:
    »Scheiße, du mußt recht haben.« Sie
hörten ihn seufzen. »Du und Horza, ihr geht wohl am besten
weiter. Ich werde jemanden in eure Richtung schicken, sobald wir uns
hier kurz umgesehen haben. Ich meine, eine Art von Galerie mit einer
Menge transparenter Blasen zu erkennen, wo ein paar Laser sein
könnten. Yalson, ihr geht bis dahin zurück, wo wir uns
getrennt haben. Gib mir Bescheid, wenn ihr dort angekommen seid. Wir
werden sehen, wer zuerst etwas Nützliches zu melden
hat.«
     
    »Na, großartig!« Lamm stapfte in den Nebel hinein.
Horza folgte ihm und wünschte, der schlecht passende Anzug
würde nicht so scheuern.
    Nach einer Weile blieb Lamm stehen, um ein paar Staatskabinen zu
untersuchen, die bereits geplündert waren. An zerbrochenem Glas
aufgespießte zarte Stoffe umschwebten sie wie Wolken. In einer
Suite sahen sie luxuriöse Holzmöbel. Eine Holosphäre
lag zerbrochen in einer Ecke. Auf der Oberfläche eines
Wassertanks mit Glaswänden, so groß wie ein Zimmer,
trieben Mengen von verfaulenden, prachtvoll gefärbten

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