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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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weiter. Das
  Donnern kam näher, wurde die ganze Zeit lauter.
    »Eis!« Das war Mipp. »Ich komme mit der Fähre!
Lauft! Es ist ein Wall aus Eis! Neisin! Wo bist du? Neisin! Ich
habe…«
    »Was?«
    »EIS?«
    Das donnernde Geräusch verstärkte sich. Der Korridor um
Horza begann zu stöhnen. Mehrere der durchscheinenden
Deckenplatten brachen und fielen vor ihm auf den Boden. Ein Abschnitt
der Wand sprang plötzlich wie eine sich öffnende Tür
hervor, und er entging nur knapp einem Zusammenstoß. Das
Geräusch dröhnte ihm in den Ohren.
    Lamm drehte sich um und sah das Ende des Korridors auf sich
zukommen. Der ganze Abschnitt näherte sich ihm unter lautem
Knirschen mit der ungefähren Geschwindigkeit eines Läufers.
Er schoß darauf, aber die Masse blieb nicht stehen. Rauch
ergoß sich in den Tunnel. Lamm fluchte, machte kehrt und lief
hinter Horza her.
    Jetzt schrien und riefen Leute von überallher. In beiden
Ohren Horzas babbelten dünne Stimmen, aber alles, was er
wirklich hören konnte, war das Donnern hinter ihm. Das Deck
unter seinen Füßen bockte und zitterte, als sei das ganze
gigantische Schiff in einem Erdbeben gefangen. Die Platten und
Paneele, aus denen die Korridorwände bestanden, wölbten
sich. Der Fußboden stieg an manchen Stellen in die Höhe.
Weitere Deckenplatten lösten sich und fielen. Die ganze Zeit zog
ihn die gleiche saugende Kraft rückwärts und verlangsamte
seinen Lauf wie in einem Traum. Er lief hinaus ins Tageslicht,
hörte Lamm nicht weit hinter sich.
    »Kraiklyn, du blöder mutterfickender Hurensohn!«
kreischte Lamm.
    Die Stimmen quasselten in Horzas Ohren; sein Herz hämmerte.
Er schleuderte Fuß für Fuß mit all seiner Kraft
vorwärts, aber das Donnern kam näher, wurde lauter. Er lief
an den leeren Staatskabinen vorbei, wo die weichen Stoffe wehten, das
Dach begann, sich nach innen zu falten, und das Deck kippte. Die
Holosphäre, die sie vorhin gesehen hatten, kam rollend und
hüpfend aus den zusammenbrechenden Fenstern. Eine Luke ganz in
Horzas Nähe flog in einem Schwall von Druckluft und
Trümmern heraus. Horza rannte geduckt weiter, fühlte
Splitter seinen Anzug treffen. Er schlitterte über das
knallende, springende Deck. Hinter ihm hämmerten Lamms Schritte.
Der Mann hörte nicht auf, Kraiklyn über das Interkom zu
beschimpfen.
    Der Lärm hinter Horza war wie ein gigantischer Wasserfall,
wie ein großer Erdrutsch, wie eine nicht enden wollende
Explosion, wie ein Vulkan. Seine Ohren schmerzten, seine Gedanken
kreiselten, betäubt von dem wahnsinnigen Tumult. Eine Reihe von
Fenstern, die in die Wand vor ihm eingelassen waren, wurden
weiß, explodierten dann in seine Richtung und schleuderten in
einer Folge von kleinen harten Wolken Partikel gegen seinen Anzug.
Wieder senkte er den Kopf, rannte auf den Eingang zu.
    »Bastard Bastard Bastard!« brüllte Lamm.
    »… hört nicht auf!«
    »… hier herüber!«
    »Halt den Mund, Lamm!«
    »Horzaaa…!«
    Stimmen kreischten ihm ins Ohr. Er lief jetzt über einen
Teppich einen breiten Korridor entlang. Offene Türen knallten,
Lampenfassungen an der Decke lösten sich. Plötzlich fegte
eine Wasserflut zwanzig Meter vor ihm über den Gang, und eine
Sekunde lang glaubte er, sich auf Meereshöhe zu befinden. Doch
das war nicht möglich. Als er über die Stelle rannte, wo
das Wasser gewesen war, hörte er, wie es eine breite
Wendeltreppe hinunterschäumte und gurgelte, und nur ein paar
Tropfen fielen von oben herab. Der Zug des allmählich langsamer
werdenden Schiffs verringerte sich, aber das Donnern war immer noch
rings um ihn. Er wurde schwächer, lief in benommenem Zustand,
versuchte, in dem um ihn schlenkernden Korridor das Gleichgewicht zu
bewahren. Nun traf ihn ein Luftzug; ein paar Blätter Papier und
Plastik flatterten wie farbige Vögel an ihm vorbei.
    »… Bastard Bastard Bastard…«
    »Lamm…«
    Vor ihm fiel Tageslicht durch die breiten Glasfenster eines
Sonnendecks. Er sprang durch ein paar großblättrige
Pflanzen in Kübeln und landete in einer Gruppe zerbrechlicher
Sesselchen, die einen kleinen Tisch umstanden. Die Möbel
zerbrachen.
    »… gottverdammter blöder Bast…«
    »Lamm, halt den Mund!« unterbrach Kraiklyns Stimme ihn.
»Wir können nicht hören…«
    Die Fensterreihe vor Horza wurde weiß, knackte wie Eis und
flog heraus. Horza machte einen Satz, schlitterte über die
Scherben auf dem Deck. Hinter ihm begannen oberer und unterer Rand
der zerschmetterten Fenster sich langsam zu schließen wie

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