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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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sie machten vielleicht dreihundert
pro Stunde…
    Den Kopf voll von wechselnden Zahlen, fiel Horza in Schlaf. Sein
letzter zusammenhängender Gedanke war, daß sie einfach
nicht schnell genug flogen und es wahrscheinlich nicht schaffen
würden. Sie würden immer noch über dem Kreismeer in
Richtung Land fliegen, wenn die Kultur das ganze Orbital zu einem
Vierzehn-Millionen-Kilometer-Halo aus Licht und Staub
zerblies…
     
    Horza erwachte davon, daß er im Innern der Fähre
herumrollte. In den ersten paar benommenen Sekunden glaubte er,
bereits aus der Hecktür hinausgefallen zu sein und durch die
Luft zu stürzen. Dann wurde sein Kopf klar, und er stellte fest,
daß er mit ausgebreiteten Armen und Beinen auf dem
Fußboden des Passagierabteils lag und den blauen Himmel
draußen kippen sah, als die Fähre sich schräglegte.
Sie schien jetzt langsamer zu fliegen als vorher. Durch die
Hecktüren konnte er nichts erkennen als blauen Himmel, blaues
Meer und ein paar wattige weiße Wolken. Deshalb steckte er den
Kopf um die Türkante.
    Der böige Wind war warm, und in der Richtung, die das Shuttle
einschlug, lag eine kleine Insel. Horza betrachtete sie
ungläubig. Sie war winzig, umgeben von noch kleineren Atollen
und Riffen, die hellgrün durch das seichte Wasser
heraufschimmerten, und auf ihr war ein einziger kleiner Berg, der
sich aus konzentrischen Kreisen üppig grüner Vegetation und
leuchtend gelben Sandes hochreckte.
    Die Fähre ging tiefer und dann in Richtung der Insel in den
Horizontalflug über. Horza zog den Kopf zurück und ruhte
die Hals- und Schultermuskeln von der Anstrengung aus, den Kopf in
den Fahrtwind zu halten. Die Fähre wurde noch langsamer, ging
wieder tiefer. Ein leichtes Beben lief durch die Hülle. Horza
sah auf dem Meer hinter der Fähre eine Ringfläche
limonenfarbenen Wassers erscheinen; er sah von neuem aus der Tür
und erkannte die Insel genau voraus und etwa fünfzig Meter
tiefer. Kleine Gestalten rannten von dem Strand weg, dem die
Fähre sich näherte. Eine Gruppe von Menschen machte sich
über den Sand nach dem Dschungel auf. Sie trugen etwas, das wie
eine große Pyramide aus goldenem Sand auf einer Art Tragbahre
aussah, die sie an Stangen zwischen sich hielten.
    Horza sah das Bild unten vorbeiziehen. Auf dem Strand waren kleine
Feuer und lange Kanus zu erkennen. An einem Ende, wo die Bäume
nahe ans Wasser heranreichten, hockte eine breitrückige,
schaufelnasige Raumfähre, vielleicht zwei- oder dreimal so
groß wie die der CAT. Sie überflogen die Insel
durch ein paar dünne graue Rauchsäulen.
    Der Strand war beinahe leer von Menschen. Die letzten paar, magere
und fast nackte Leute, suchten Deckung unter den Bäumen, als
fürchteten sie sich vor der Flugmaschine. Einer lag ausgestreckt
im Sand neben der Raumkapsel. Horza erspähte eine menschliche
Gestalt, vollständiger angezogen als die anderen, die nicht
rannte, sondern stillstand und mit etwas in der Hand nach oben auf
ihn, auf die vorüberfliegende Fähre wies. Dann erschien der
Gipfel des kleinen Berges genau unter der offenen Hecktür und
blockierte die Sicht. Horza hörte eine Reihe von scharfen
Knallen wie kleine, harte Explosionen.
    »Mipp!« rief er und trat an die geschlossene
Tür.
    »Wir sind vom Pech verfolgt, Horza«, antwortete Mipp
schwach von der anderen Seite. Es lag eine Art verzweifelter
Scherzhaftigkeit in seiner Stimme. »Nicht einmal die
Eingeborenen sind freundlich.«
    »Sie wirken verängstigt«, meinte Horza. Die Insel
verschwand achtern. Sie kehrten nicht um, und Horza spürte,
daß die Fähre beschleunigte.
    »Einer von ihnen hatte eine Schußwaffe«, stellte
Mipp fest. Er hustete, dann stöhnte er.
    »Hast du diese Fähre gesehen?« fragte Horza.
    »Ja, habe ich.«
    »Ich finde, wir sollten umkehren, Mipp«, sagte Horza.
»Ich finde, wir sollten wenden.«
    »Nein«, antwortete Mipp. »Nein, meiner Meinung nach
sollten wir… ich halte das nicht für eine gute Idee, Horza.
Mir hat es gar nicht gefallen, wie es dort aussah.«
    »Mipp, es sah trocken aus. Was willst du mehr?«
Horza betrachtete die Aussicht durch die Hecktüren. Die Insel
war schon fast einen Kilometer von ihnen entfernt, und die Fähre
beschleunigte immer noch, während sie die ganze Zeit an
Höhe gewann.
    »Wir müssen weiter, Horza. Zur Küste.«
    »Mipp! Das schaffen wir doch nie! Es würde uns
mindestens vier Tage kosten, und die Kultur will das Orbital in drei
Tagen sprengen!«
    Von der anderen Seite kam nichts als Schweigen.

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